Elektrizität: Schlüssel zu einem nachhaltigen und klimaverträglichen ...
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120<br />
Geothermische Stromerzeugung ist in Deutschland nur in Ansätzen existent. Die Nut<strong>zu</strong>ng von Aquiferen<br />
ohne spezifische Reservoiraufbereitung wird mit dem wärmegeführten Kombikraftwerk in Neustadt-Glewe<br />
(Mecklenburg-Vorpommern) mit ca. 210 kW Nenn- <strong>und</strong> 137 kW Durchschnittsleistung erprobt, das seit 2003<br />
<strong>zu</strong>verlässig in Betrieb ist. In Soultz-sous-Forêts, knapp jenseits der deutschen Grenze im Elsass, herrschen,<br />
wie generell im nördlichen Teil des Oberrheingrabens, vergleichsweise günstige Verhältnisse mit bis <strong>zu</strong><br />
200°C in 5.000 m Tiefe. Dort wird in <strong>einem</strong> europäischen Projekt das HDR-Verfahren seit 1987 untersucht.<br />
Die vornehmlich für Forschungszwecke, insbesondere für Reservoirstimulierung betriebene Anlage liefert<br />
1,5 MWe. Andere Projekte im nördlichen Oberrheingraben (Landau) <strong>und</strong> im bayrischen Unterhaching nutzen<br />
hydrothermale Vorkommen in ca. 3.000 m Tiefe <strong>zu</strong> Strom- <strong>und</strong> Wärmegewinnung mit <strong>zu</strong>sammen 6 MWe<br />
(Stand 2009). Die unterirdische Flächennut<strong>zu</strong>ng von geothermischen Kraftwerken beträgt ca. 1km 2 /10 MWe,<br />
die oberirdische netto Flächenanforderung 5 liegt je nach Verhältnissen bei ca. 1.400-2.300 m 2 /MWe.<br />
Dass Geothermie an günstigen Standorten mit geothermischen Anomalien heute schon eine bedeutende<br />
Rolle spielen kann, zeigt z.B. das seit 1904 für Stromproduktion genutzte geothermische System in<br />
Larderello (Toskana), das 800 MW elektrische Leistung <strong>zu</strong> wettbewerbsfähigen Preisen in das italienische<br />
Stromnetz einspeist. Allerdings ist auch hier das ursprüngliche, höher liegende Reservoir durch Übernut<strong>zu</strong>ng<br />
erschöpft, <strong>und</strong> es wird heute ein tiefer liegendes Reservoir so genutzt, dass erwartet wird, langfristig nahe<br />
<strong>einem</strong> Gleichgewicht <strong>zu</strong> bleiben.<br />
8.4 Kosten <strong>und</strong> Umweltaspekte<br />
Die Investitionskosten geothermischer EGS Stromerzeugung sind durch Exploration, Bohrprozess, Reservoirbehandlung,<br />
thermalen Flüssigkeitskreislauf sowie das oberirdische Kraftwerk bestimmt <strong>und</strong> werden<br />
gegenwärtig auf ca. 15 /WNominalleistung geschätzt, wobei die Bohrkosten mit >70% dominieren. Die laufenden<br />
Kosten umfassen mit ca. 80% die Bedienung des notwendigen Kapitals, Abschreibung, Steuern <strong>und</strong><br />
Abgaben <strong>und</strong> nur mit ca. 20% die eigentlichen Betriebskosten. Insgesamt kann auf der Basis heute verfügbarer<br />
Technologie bei normalen geothermischen Temperaturgradienten von Stromproduktionskosten von 26-32 c/kWh<br />
ausgegangen werden. Demgegenüber kann Wärme <strong>zu</strong> ca. 6 c/kWh produziert werden 6 . Im Hinblick auf<br />
vermiedene externe Kosten ist insbesondere die CO2-Vermeidung <strong>zu</strong> berücksichtigen: Lebenszyklusanalysen<br />
von EGS-Stromerzeugung ergeben mit dem aktuellen Kraftwerksmix Werte von ca. 60 g CO2/kWh, wobei der<br />
Energieeinsatz eines geothermischen Kraftwerks <strong>zu</strong> >80% durch die Konstruktion bedingt ist. Die Energierückzahlungszeit<br />
liegt für normale Temperaturgradienten gegenwärtig bei 4 – 5 Jahren 7 .<br />
Sowohl die Produktionskosten als auch die Energierückzahlungszeit verringert sich erheblich, wenn<br />
Reservoirs mit höheren Temperaturen <strong>und</strong>/oder geringeren Bohrtiefen genutzt werden können (wird z.B.<br />
eine Temperatur von 160° statt 150° angetroffen, können die Produktionskosten um 30% niedriger liegen 8 ).<br />
Auch unter normalen geothermischen Verhältnissen kann mit sinkenden Produktionskosten gerechnet<br />
werden. Im Vordergr<strong>und</strong> steht dabei die (Weiter-) Entwicklung effizienter <strong>und</strong> <strong>zu</strong>verlässiger Stimulationsverfahren,<br />
da mit vergleichsweise geringem Kostenaufwand die Netto-Energieentnahme aus <strong>einem</strong> Reservoir<br />
erheblich verbessert werden kann. Die Bohrungskosten sind auf Gr<strong>und</strong> ihres großen Anteils an den Gesamtinvestitionskosten<br />
von besonderer Bedeutung. Die gegenwärtige Explorations- <strong>und</strong> Bohrtechnologie ist<br />
weitgehend von Entwicklungen in der Öl- <strong>und</strong> Gasindustrie bestimmt <strong>und</strong> Optimierungen für die speziellen<br />
5<br />
Zuzüglich Leitungsflächen, die parallele z.B. landwirtschaftliche Nut<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>lassen. Siehe Tester, J.W. et al. (eds.), 2006. The Future<br />
of Geothermal Energy Impact of Enhanced Geothermal Systems on the United States in the 21st Century. Prepared by the<br />
Massachusetts Institute of Technology.<br />
6<br />
Frick, S. et al. to be published in E. Huenges (Hrsg.) Enhanced Geothermal Systems, Geothermal Technology for Resource<br />
Assessment, Exploration, Field Development and Utilization, Wiley Ltd., in press<br />
7<br />
Frick, S. et al. Life cycle assessment of geothermal binary power plants in Energy (2010)<br />
8 Frick, S. et al. to be published in E. Huenges (Hrsg.), a.a. O.