Elektrizität: Schlüssel zu einem nachhaltigen und klimaverträglichen ...
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5.1 Einleitung<br />
95<br />
II.5 Solare <strong>Elektrizität</strong>serzeugung<br />
Sonnenenergie ist die primäre Quelle der meisten erneuerbaren Energieformen. Ihre direkte Verwendung<br />
<strong>zu</strong>r <strong>Elektrizität</strong>serzeugung kann einerseits unter Nut<strong>zu</strong>ng des photovoltaischen Effekts erfolgen, andererseits<br />
durch einen thermischen Wandlungsprozess, bei dem die Sonneneinstrahlung über Spiegel auf Empfängersysteme<br />
konzentriert wird, in denen eine Flüssigkeit erhitzt wird, die anschließend in <strong>einem</strong> konventionellen<br />
Dampfkreislauf eine Turbine mit angekuppelten Generator antreibt. Diese konzentrierende solarthermische<br />
<strong>Elektrizität</strong>serzeugung erfordert direkte Sonneneinstrahlung. Für Photovoltaik ist hingegen die Globalstrahlung<br />
entscheidend – wie auch für nicht-konzentrierende Solarthermie, die wohlerprobt für Brauchwassererwärmung<br />
ist, sich allerdings wegen der nur niedrigen erreichbaren Temperaturen nicht <strong>zu</strong>r <strong>Elektrizität</strong>serzeugung<br />
eignet.<br />
Die globale Solareinstrahlung 1 pro Quadratmeter der Erdoberfläche beträgt ca. 1 kW/m 2 . Wolken, Dunst<br />
oder Nebel führen <strong>zu</strong> deutlich niedrigeren Werten – <strong>und</strong> natürlich müssen der Jahres- <strong>und</strong> der Tagesgang<br />
ebenfalls bedacht werden. In Deutschland beträgt deshalb die Einstrahlung über das Jahr gemittelt nur 2<br />
110 W/m 2 . Je nach Standort kann damit in Deutschland mit <strong>einem</strong> jährlichen globalen Solarenergieangebot<br />
von ca. 900 – 1230 kWh/m 2 /a gerechnet werden (Werte für 2008). Wolkenfreier Himmel ist in Deutschland<br />
nicht die Regel. Er ist in den Mittelgebirgen Nordrhein-Westfalens am seltensten <strong>und</strong> im Oberrheingraben bei<br />
Freiburg sowie im Alpenvorland am häufigsten an<strong>zu</strong>treffen. Im Mittel beträgt die Zahl der St<strong>und</strong>en mit <strong>einem</strong><br />
hohen Anteil direkter Sonnenstrahlung ca. 1550 St<strong>und</strong>en pro Jahr, also nur etwa 18% der gesamten<br />
jährlichen St<strong>und</strong>enzahl.<br />
Zweckmäßigerweise sollten Solaranlagen für <strong>Elektrizität</strong>serzeugung dort gebaut werden, wo optimale<br />
Einstrahlungsbedingungen herrschen, also im „Sonnengürtel“, d.h. in südlichen Ländern Europas <strong>und</strong> in<br />
Nordafrika <strong>und</strong>, wenn man über für Europa interessante Gebiete hinausgeht, auch in großen Gebieten<br />
Australiens, Amerikas <strong>und</strong> Asiens. Verglichen mit Deutschland kann die eingestrahlte jährliche solare<br />
Energie etwa in Südspanien <strong>und</strong> -italien doppelt so hoch sein <strong>und</strong> in Nordafrika liegt sie in geeigneten<br />
Regionen mit >2300 kWh/m 2 /a um bis <strong>zu</strong> <strong>einem</strong> Faktor 2,5 über derjenigen vieler deutscher Standorte.<br />
Entsprechend kleiner sind die erforderlichen spezifischen Modul- bzw. Absorberflächen <strong>und</strong> damit Flächenbeanspruchung<br />
<strong>und</strong> Investitionskosten. Soweit nicht Dachflächen genutzt werden können, steht <strong>zu</strong>dem bei<br />
südlichen Standorten die Abschattung des Terrains durch Module bzw. Kollektoren oftmals nicht in Konkurrenz<br />
<strong>zu</strong> anderer, insbesondere landwirtschaftlicher Nut<strong>zu</strong>ng, sondern kann diese ggf. sogar begünstigen.<br />
Der Anteil direkter Strahlung ist im Sonnengürtel wesentlich höher, so dass sich im Gegensatz <strong>zu</strong><br />
Deutschland hier Stromerzeugung mit konzentrierender Solarthermie anbietet. Damit haben südliche Regionen<br />
für die Gewinnung solarer Energie erhebliche Wettbewerbsvorteile gegenüber nördlicheren Standorten,<br />
wobei allerdings übliche Photovoltaikelemente bei den oftmals hohen Temperaturen dieser südlichen<br />
Standorte einen geringeren Wirkungsgrad aufweisen, also der Stromertrag nicht linear mit dem Strahlungsangebot<br />
steigt.<br />
Diese naturwissenschaftlichen Aspekte empfehlen, solare Stromerzeugung nicht dominant unter dem<br />
Gesichtspunkt der Eigenversorgung auf deutschem Gebiet <strong>zu</strong> sehen. Hingegen könnte es ein erstrebenswertes<br />
politisches Ziel sein, eine Spitzenstellung deutscher Forschung <strong>zu</strong> sichern, um damit einen möglichst<br />
1<br />
Dies ist der Standardwert für den atmosphärischen Massenindex AM 1.5, d.h. 41,8° Sonnenhöhe. Nicht nur die Strahlungsleistung,<br />
sondern auch die spektrale Verteilung variiert mit dem Einstrahlungswinkel.<br />
2<br />
Quelle: Deutscher Wetterdienst