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Elektrizität: Schlüssel zu einem nachhaltigen und klimaverträglichen ...

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55<br />

Jahr 2020 als das „window of opportunity“ für die großtechnische Einführung der CCS-Technologie <strong>zu</strong><br />

sehen. Obwohl solche Zeitprognosen mit großen Unsicherheiten behaftet sind, spricht alles dafür, dass in<br />

Deutschland um das Jahr 2020 herum ein gewaltiger Neubauschub von Kraftwerken erfolgen muss (in den<br />

meisten Ländern Europas ist die Situation ähnlich). Es ist aber mehr oder weniger ausgeschlossen, dass die<br />

CCS-Technik bis dahin großtechnisch erprobt <strong>und</strong> einsatzbereit sein wird (s. Fußnote 7).<br />

Der Widerspruch zwischen diesen beiden Zeitskalen könnte wesentlich entschärft werden, wenn der Ausbau<br />

der erneuerbaren Energiesysteme wesentlich schneller ablaufen würde, was allerdings recht schwierig<br />

erscheint, wie an verschiedenen Stellen dieser Studie dargelegt. Auf Möglichkeiten <strong>und</strong> Probleme der<br />

Kernenergie, einer gr<strong>und</strong>sätzlich CO2-armen Alternative, wird in Kapitel II.2 ausführlich eingegangen.<br />

Diese zeitlichen <strong>und</strong> strategischen Zwänge (Alles-oder-Nichts Situation) erklären auch, warum die einen Zweifel<br />

am technischen <strong>und</strong> wirtschaftlichen Erfolg der CCS-Technologie <strong>und</strong> ihrer Verfügbarkeit um das Jahr 2020<br />

herum überhaupt nicht aufkommen lassen wollen, während andere gr<strong>und</strong>sätzliche Zweifel am Erfolg – <strong>und</strong><br />

manchmal sogar der Notwendigkeit – von CCS haben. Richtig ist auf jeden Fall, dass die große strategische<br />

Bedeutung dieser Technologie es nicht nur rechtfertigt sondern gerade<strong>zu</strong> erzwingt, alle Anstrengungen <strong>zu</strong><br />

unternehmen, um möglichst bald <strong>und</strong> umfassend Antworten auf die vielen noch offenen Fragen <strong>zu</strong> bekommen.<br />

In Deutschland haben alle vier großen Energieversorger die Bedeutung der CCS-Technologie erkannt <strong>und</strong><br />

treiben sie mit dem Bau entsprechender Pilotanlagen (Vorstufe <strong>und</strong> Vorausset<strong>zu</strong>ng für ein großtechnisches<br />

Demonstrationskraftwerk) voran. Vattenfall hat im September 2008 am Standort Schwarze Pumpe in der<br />

Lausitz/Brandenburg eine 30-Megawatt-CCS-Pilotanlage nach dem Oxyfuel-Verfahren in Betrieb genommen<br />

13 . Die Speicherung des abgeschiedenen CO2 soll in der Nähe von Ketzin/Brandenburg in <strong>einem</strong> salinen<br />

Aquifer erfolgen. E.ON <strong>und</strong> Siemens haben im Herbst 2009 am Kohlekraftwerk Staudinger in Großkrotzenburg/Hessen<br />

mit dem Betrieb einer Pilotanlage <strong>zu</strong>r CO2-Abscheidung begonnen. RWE hat Pläne für den Bau<br />

eines IGCC-CCS-Kohlekraftwerks mit Rauchgaswäsche in Hürth bei Köln, wobei das abgeschiedene CO2<br />

über eine 500 km lange Pipeline <strong>zu</strong> den vorgesehenen Speicherstätten in Schleswig-Holstein transportiert<br />

werden soll. In allen drei Fällen ist es jedoch <strong>zu</strong> starken Protesten der Bevölkerung gekommen, die unter<br />

anderem da<strong>zu</strong> geführt haben, dass ein im Jahre 2009 erarbeiteter Gesetzesentwurf der B<strong>und</strong>esregierung <strong>zu</strong><br />

Abscheidung, Transport <strong>und</strong> Speicherung von CO2 nicht <strong>zu</strong>m vorgesehenen Zeitpunkt verabschiedet wurde.<br />

Das Problem mit der CCS-Strategie ist also weniger die CO2-Abscheidung, die sehr wahrscheinlich großtechnisch<br />

möglich sein wird – allerdings <strong>zu</strong> <strong>einem</strong> hohen Preis <strong>und</strong> wesentlich später als gewünscht, sondern die<br />

sichere CO2-Speicherung im Untergr<strong>und</strong> über viele Jahrtausende 14 . Hier gibt es, wie die Reaktionen der<br />

Bevölkerung zeigen, ähnliche Ängste wie bei der Endlagerung der radioaktiven Abfälle aus den Kernreaktoren.<br />

Ein anderer Kritikpunkt betrifft die Tatsache, dass die knappen Speicherräume in Deutschland auch <strong>zu</strong>r<br />

Nut<strong>zu</strong>ng von Tiefenerdwärme <strong>und</strong> für Erdgas-, Wasserstoff- oder Druckluftspeicher benötigt werden [22].<br />

1.4 Abschät<strong>zu</strong>ng der bis 2030 erreichbaren Senkung der CO2-Emissionen bei der Stromerzeugung<br />

Wir betrachten nun, wie sich der fossile Kraftwerkspark in Deutschland seit 1990 entwickelt hat <strong>und</strong> welche<br />

Prognosen sich daraus für das Jahr 2030 ergeben. Datenbasis für die vergangenen Jahre sind dabei die von<br />

der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) herausgegebenen Tabellen <strong>zu</strong>r Bruttostromerzeugung<br />

[32] <strong>und</strong> <strong>zu</strong>m Brennstoffeinsatz der verschiedenen fossilen Energieträger in der Stromerzeugung [33]. Für<br />

13 Vattenfall plant außerdem für 2010 den Baubeginn einer Demonstrationsanlage, die zwischen 2013 <strong>und</strong> 2015 in Betrieb gehen soll [30].<br />

14 Gesicherte Erkenntnisse, ob das CO2 über lange Zeiträume ohne Leckagen eingeschlossen werden kann, liegen noch nicht vor.<br />

Positiv kann gewertet werden, dass seit 1996 im norwegischen Gasfeld Sleipner CO2 eingelagert wird – bisher ohne Leckage [25].<br />

Das UBA ist der Meinung [31], dass eine mögliche Leckrate von 0.1% gr<strong>und</strong>sätzlich als unbedenklich ein<strong>zu</strong>stufen sei.

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