Elektrizität: Schlüssel zu einem nachhaltigen und klimaverträglichen ...
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Der Energiepflanzenanbau hat in Deutschland <strong>zu</strong> einer erheblichen Neubewirtschaftung von <strong>zu</strong>vor im<br />
Rahmen von EU-Regelungen stillgelegten Agrarflächen geführt <strong>und</strong> hat positive Auswirkungen auf<br />
Landwirtschaft <strong>und</strong> Arbeitsmarkt. Er hat allerdings auch in vielen Regionen <strong>zu</strong> steigenden Pacht- <strong>und</strong> Bodenpreisen<br />
für ertragreiche landwirtschaftliche Flächen geführt, wobei bislang noch ein gewisser Ausgleich über<br />
eine Ausweitung landwirtschaftlicher Flächennut<strong>zu</strong>ng oder eine Steigerung der Flächenproduktivität möglich<br />
war. Insbesondere in Regionen, in denen Tierhaltung dominiert, hat sich Biogasproduktion etabliert <strong>und</strong> kann<br />
die Wirtschaftlichkeit der Viehbetriebe durch Verknappung von Freiland <strong>und</strong> erhöhte Futtermittelkosten<br />
beeinträchtigen 20 . Biomasseimport kann möglicherweise diese Probleme entschärfen, soweit er nicht <strong>zu</strong><br />
ähnlichen Problemen in den Ursprungsländern führt (Reduktion der Biodiversität, Regenwaldzerstörung<br />
(Brasilien), Verlust der indigenen Lebensbasis von Bauern in Entwicklungsländern etc. 21 ).<br />
Der Beschäftigungseffekt wächst in dem Maß, in dem Wertschöpfung im ländlichen Raum realisiert werden<br />
kann. Wegen der geringen volumetrischen Energiedichte (insbesondere von Reststoffen, z.B. für Stroh 2 GJ/m 3 )<br />
empfiehlt sich ohnehin, die Verarbeitung <strong>zu</strong> Biosyncrude („Bio-Rohöl“, z.B. aus Pyrolyse gewonnen�����<br />
���������3<br />
����GJ/m ������)��lokal, d.h. dezentral vor<strong>zu</strong>nehmen <strong>und</strong> �nur die weiteren Verarbeitungsschritte �<strong>zu</strong> Synthesegas<br />
���������������3<br />
������Treibstoff (Diesel, 36 GJ/m ����������) wegen günstiger Skaleneffekte <strong>zu</strong> zentralisieren.<br />
Um Flächennut<strong>zu</strong>ngskonkurrenz <strong>zu</strong> vermeiden, ist die <strong>zu</strong>künftige Herstellung chemischer Gr<strong>und</strong>stoffe <strong>und</strong><br />
Synthesekraftstoffe auf der Basis biogener Reststoffe aus der Nahrungsmittelproduktion attraktiv, da mit<br />
wachsender Nahrungsmittelherstellung auch die Reststoffe <strong>zu</strong>nehmen. Pyrolyse <strong>und</strong> Vergasung <strong>zu</strong> Synthesegas<br />
<strong>und</strong> Weiterverarbeitung <strong>zu</strong> Methanol sowie Ethanolgewinnung aus Holzabfällen (Lignocelluloseethanol)<br />
stehen dabei im Vordergr<strong>und</strong>, aber auch andere Verfahren, wie z.B. Biomasseproduktion mittels Algen,<br />
könnten �����eine Rolle spielen. Hinsichtlich dieser Entwicklungen können �die heutigen Verfahren der<br />
�����Generation“ als Brückentechnologien angesehen werden.<br />
4.5 Ausblick<br />
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass in einer Perspektive über die nächsten 30 – 40 Jahre<br />
Biomasse ohne <strong>zu</strong>sätzliche Flächenausweitung durch Rodung weltweit einen etwa 3 bis 6-fach höheren<br />
Beitrag <strong>zu</strong>r Energiebereitstellung liefern könnte als bisher. Langfristig könnte eine Nut<strong>zu</strong>ng bislang nicht<br />
verwendbarer Flächen noch größere Potenziale eröffnen (z.B. Brachland in Sibirien oder Kanada). Damit<br />
kommt Biomasse eine wichtige Rolle für die nachhaltige Energieerzeugung der Zukunft <strong>zu</strong>.<br />
Stromerzeugung aus Biomasse hat den Vor<strong>zu</strong>g, frei von Fluktuationen <strong>und</strong> damit gr<strong>und</strong>lastfähig <strong>zu</strong> sein.<br />
Welche Rolle sie in Deutschland spielen wird, ist abhängig vom Umfang der Flächenausweitung für Energiepflanzenanbau<br />
<strong>und</strong> der Nut<strong>zu</strong>ng für Stromproduktion. Bisher stand die Treibstoffproduktion politisch im<br />
Allgemeinen im Vordergr<strong>und</strong> 22 , ggf. mit <strong>Elektrizität</strong>serzeugung als Nebenprodukt, obwohl die Substitution<br />
von Kohleverstromung durch <strong>Elektrizität</strong> aus Biomasse gegenüber der Kraftstoffproduktion für den Verkehr<br />
als günstiger für die Klimaschutzwirkung angesehen wird, da Biokraftstoffe der ersten Generation in dieser<br />
20 Deutsche B<strong>und</strong>estag, Anhörung <strong>zu</strong>r Biomasse/Ressourcenkonkurrenz:<br />
http://www.b<strong>und</strong>estag.de/presse/hib/2007_11/2007_291/03.html<br />
21 Politische Absichterklärungen <strong>zu</strong>m Schutz der biologischen Vielfalt gibt es seit ca. 20 Jahren, insbes. die Convention on Biological<br />
Diversity (1992), auf deren Gr<strong>und</strong>lage in Deutschland das Gesetz <strong>zu</strong>m Übereinkommen über die biologische Vielfalt vom 30.08.1993,<br />
BGBl. II Nr. 32, S. 1741 ff <strong>und</strong> im November 2007 die deutsche Nationale Strategie <strong>zu</strong>r Biologischen Vielfalt vom B<strong>und</strong>eskabinett<br />
beschlossen wurde.<br />
22 Durch die Gestaltung von Marktbedingungen bzw. -unterstüt<strong>zu</strong>ng (bzw. deren Aufhebung) können starke Verschiebungen zwischen<br />
den erzeugten Produkten (<strong>und</strong> der entsprechenden Flächennut<strong>zu</strong>ng) bewirkt werden; dies zeigt die in Deutschland von 2007 auf<br />
2008 auf Gr<strong>und</strong> veränderter steuerlicher Bedingungen schlagartig eingetretene Reduktion der Produktion von r<strong>einem</strong> Biodiesel um<br />
mehr als 40%.