Elektrizität: Schlüssel zu einem nachhaltigen und klimaverträglichen ...
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129<br />
erweiterter großtechnischer Stromspeicherung würde der Überschussfaktor tendenziell sinken können,<br />
voraussichtlich aber immer noch beachtlich bleiben. Die Praxis wird zwischen den Extremen liegen; aber<br />
wenn die fluktuierende Windkraft (<strong>und</strong> Photovoltaik) wirklich einen gesicherten Beitrag <strong>zu</strong>r Stromversorgung<br />
leisten soll, wird dies die Bereitstellung einer Erzeugungs-Überkapazität <strong>und</strong> damit einen Netzausbau in<br />
mehrfacher Höhe der vom Verbrauch her eigentlich benötigten Netzhöchstlast erfordern, um den Überschussstrom<br />
weiträumig dem Stromhandel <strong>und</strong> damit anderen Verbrauchern <strong>zu</strong>r Verfügung <strong>zu</strong> stellen.<br />
Es ist absehbar, dass der Anteil fluktuierender Stromeinspeisung – heute beträgt die installierte Windleistung<br />
nominal bereits grob 30 GW 18 – über die nächsten zwei Jahrzehnte weiter erheblich wachsen wird. Umso<br />
wichtiger ist es, über den europäischen Verb<strong>und</strong> wesentliche Beiträge <strong>zu</strong>r Versorgungssicherheit ein<strong>zu</strong>planen<br />
(z.B. aus südlicher Solarthermie 19 oder anderen Kraftwerken). Investitionen in ein starkes transeuropäisches<br />
Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsnetz gewinnen damit enorme Bedeutung. Auch sollten Konzepte<br />
umgesetzt werden, die die Problematik durch ein gewisses Maß zeitlicher Anpassung des Stromverbrauchs<br />
(Smart Grid) an die fluktuierende Stromerzeugung entschärfen.<br />
1.2–d Kosten<br />
Bei Kostenbetrachtungen konnte bisher davon ausgegangen werden, dass die Netzkapazität <strong>zu</strong>sätzlich <strong>zu</strong><br />
dem maximalen Verbrauch in <strong>einem</strong> Gebiet den Ausfall eines großen Kraftwerkes abdecken muss, was in<br />
der Regel eine vergleichsweise geringe Erhöhung des Leistungstransportes auf den Trassen (z.B. um einige<br />
zehn Prozent) bedeutete. Da, wie diskutiert, die statistisch gesicherte Leistung bei Windkraft (bezogen auf<br />
die definierte Versorgungssicherheit) nur 5-10% der Nominalleistung beträgt 20 , wird in Zukunft die<br />
Leitungskapazität <strong>zu</strong> <strong>und</strong> von anderen Erzeugungsregionen entsprechend aus<strong>zu</strong>bauen sein.<br />
Überdies müssen nach Berechnungen der DENA ca. 15-20% der installierten Windleistung als positive bzw.<br />
negative Regelleistung in Minuten- <strong>und</strong> St<strong>und</strong>enreserve in anderen Kraftwerken betriebsbereit im Leerlauf<br />
vorgehalten werden. Diese Situation bewirkt gegenwärtig für Kraftwerksneuinvestitionen eine Verschiebung<br />
hin <strong>zu</strong> (Erdgas-) Anlagen mit geringeren Kapitalinvestitionen aber höheren spezifischen Brennstoffkosten.<br />
Allerdings sind die Gesamtbrennstoffkosten wegen der begrenzten zeitlichen Auslastung niedriger als bei<br />
konventionellem Betrieb. In der Gesamtbilanz übersteigen jedoch die durch den teureren Windstrom<br />
verursachten <strong>zu</strong>sätzlichen Kosten ganz erheblich die Einsparungen bei Brennstoff <strong>und</strong> Investitionen in<br />
Kraftwerksneubauten. Der produzierte Strom wird also teurer.<br />
Ein erheblicher Kostenfaktor wird <strong>zu</strong>sätzlich durch die oben geschilderte Situation verursacht, die<br />
Windkapazität <strong>und</strong> das Netz möglicherweise weit über die vom Verbrauch her erforderliche Netzhöchstlast<br />
ausbauen <strong>zu</strong> müssen. Allein für den Ausbau des Netzes auf der (Drehstrom-) Höchstspannungsebene<br />
(220/380 kV) werden in Deutschland bis 2020 voraussichtlich r<strong>und</strong> 20 Mrd. <strong>zu</strong> investieren sein 21 . Für die<br />
Finanzierung der <strong>zu</strong>sätzlich notwendigen Anbindung der Windparks bis <strong>zu</strong>m Netzanschlusspunkt sollen<br />
EEG-Vergütungen herangezogen werden.<br />
18<br />
Quelle: DENA Netzstudie<br />
19<br />
Siehe Kapitel II.5.3<br />
20<br />
Die gesicherte Leistung von Steinkohle-, Braunkohle- <strong>und</strong> Kernkraftwerken, Öl/Gas-Kombianlagen, Biomasse- <strong>und</strong> Geothermieanlagen<br />
liegt bei 86 – 93% der Nominalleistung, für Gasturbinen bei 42%, für Photovoltaik bei 1% (Quelle: DENA)<br />
21<br />
Quelle: DENA Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse der dena-Studie durch die Projektsteuerungsgruppe (23.2.2005). Für<br />
den Ausbau des Verb<strong>und</strong>netzes aller Anrainerstaaten <strong>zu</strong>r Nut<strong>zu</strong>ng der Nordsee-Windenergie werden die Kosten auf 30 Mrd.<br />
gschätzt (Quelle Süddeutsche Zeitung S.17, 5.1.2010). Die Gesamtinvestitionen in ein den Zielen des Klimaschutzes <strong>und</strong> der<br />
Versorgungssicherheit entsprechenden europäische Stromsystem (Stromerzeugung <strong>und</strong> Netze) werden im kommenden Jahrzehnt –<br />
ebenso wie im darauffolgenden – jeweils auf grob 700 Milliarden geschätzt, davon ca. 40% für den Netzausbau <strong>und</strong> ein ähnlich<br />
großer Anteil für erneuerbare Stromerzeugungsanlagen (Quelle: IEA, zitiert nach „Die Zeit“, 29.4.2010, S.23/24).