Elektrizität: Schlüssel zu einem nachhaltigen und klimaverträglichen ...
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7.2–d Osmose<br />
116<br />
Dieser Kraftwerkstyp nutzt den Gradienten in der Salzkonzentration zwischen Meerwasser (3.5% Salz) <strong>und</strong><br />
Süß- bzw. Brackwasser <strong>und</strong> damit die Umkehrung des Prinzips der Meerwasserentsal<strong>zu</strong>ng. Zwei gefilterte<br />
Meer- <strong>und</strong> Süßwasserströme werden über eine semipermeable Membran miteinander verb<strong>und</strong>en. Dabei<br />
entsteht ein osmotischer Druck, der proportional <strong>zu</strong>r Salzkonzentrationsdifferenz an der Membran ist. Für<br />
Meerwasser mit 3,5% Salz beträgt er 26 bar <strong>und</strong> führt da<strong>zu</strong>, dass Süßwasser durch die Membran in das<br />
Salzwasser diff<strong>und</strong>iert <strong>und</strong> dessen Volumen bzw. Druck erhöht. Bei optimalen Verhältnissen kann ca. die<br />
Hälfte des Drucks, d.h. ca. 14 bar, genutzt werden, um eine Turbine <strong>zu</strong> treiben 6 . Ein erstes solches Kraftwerk<br />
mit 2–4 kW Leistung <strong>und</strong> ca. 1000 m 2 Membranfläche wurde Ende 2009 in Norwegen in der Nähe von<br />
Oslo in Betrieb genommen.<br />
Das Kernproblem des Kraftwerks ist die Membran, die sehr dünn sein muss, da der Diffusionswiderstand<br />
möglichst gering sein soll, <strong>und</strong> gleichzeitig langzeitstabil – angestrebt sind Zeiten von 7–10 Jahren. In<br />
Norwegen wird eine in Deutschland entwickelte Kompositmembran mit 0,1 μm Dicke verwendet 7 , die <strong>zu</strong><br />
einer Leistung von 3 W/m 2 führt. Entwicklungsziel sind mindestens 5 W/m 2 . Damit würde ein Kraftwerk von<br />
10 MW Leistung 2 Millionen m 2 Membranfläche <strong>und</strong> einen Frischwasser<strong>zu</strong>fluss von 10 m 3 s benötigen. Die<br />
Anfangsinvestitionen werden wesentlich höher angenommen als für andere erneuerbare Energien.<br />
Das theoretische Potenzial solcher Kraftwerke wird in Norwegen für seine gesamte lange Küste mit vielen<br />
kleinen Flüssen auf bis <strong>zu</strong> 1,4 GW geschätzt; nicht viel größere Werte ergeben sich für das gesamte<br />
Wasser, das der Rhein in die Nordsee bringt. Damit wird deutlich, dass in der Praxis dem Potenzial dieser<br />
Form der Energieerzeugung enge Grenzen gesetzt sind.<br />
7.2–e Helio-Hydro <strong>Elektrizität</strong><br />
In Gegenden wie dem 400 m unter Meeresspiegel gelegenen Toten Meer könnte Wasser von der 80 km<br />
entfernt gelegenen Küste in <strong>einem</strong> Stichkanal über ein Gefälle mit Turbinen der Senke <strong>zu</strong>geleitet werden<br />
<strong>und</strong> dort anschließend verdunsten. Die erreichbare elektrische Leistung könnte bis <strong>zu</strong> 20 GWel betragen 8 .<br />
Für Mitteleuropa bietet sich keine Möglichkeit dieser Energieerzeugung.<br />
7.2–f <strong>Elektrizität</strong>serzeugung aus Meereswärmeenergie<br />
Der Temperaturgradient zwischen oberflächennahen <strong>und</strong> tieferen Wasserschichten kann <strong>zu</strong>r Energiegewinnung<br />
genutzt werden. Das Konzept wurde bereits Ende des 19. Jh. entworfen <strong>und</strong> 1930 erstmals realisiert 9 .<br />
Ab 1979 wurde in Keahole Point (Hawaii) eine 52 kWe OTEC (Ocean Thermal Energy Conversion) Anlage<br />
betrieben, die netto 15 kWe lieferte. Seither sind bei verschiedenen Versuchsanlagen entweder offene oder<br />
geschlossene Kreisläufe (d.h. mit Wärmetauschern) verwendet worden 10 . Die bisher größten Anlagen mit<br />
Nettostromleistungen von 50 kWe bzw. 40 kWe sind in Hawaii <strong>und</strong> Japan betrieben worden. Gegenwärtig<br />
wird die Errichtung einer 5-10 MWe Pilotanlage diskutiert. Erst nach Vorliegen von Ergebnissen aus Anlagen<br />
dieser Größenordnung kann das praktische Potenzial dieser Stromerzeugungstechnologie abgeschätzt<br />
6<br />
Abschlussbericht Salinity Power (2004); http://cordis.europa.eu/ documents/documentlibrary/82766661EN6.pdf<br />
7<br />
K.-V. P<strong>einem</strong>ann et al., Membranes for Power Generation by Pressure Retarded Osmosis, in: K.-V. P<strong>einem</strong>ann, S. Pereira Nunes<br />
(Hrsg.), Membranes for Energy Conversion, (Wiley-VCH, Weinheim 2007).<br />
8<br />
B. Diekmann, K. Heinloth "Energie", Teubner (1997)<br />
9<br />
Jacques Arsène d' Arsonval, 1881. Eine erste 22 kW Anlage wurde von G. Claude 1930 in Cuba errichtet.<br />
10 http://www.nrel.gov/otec/achievements.html