Elektrizität: Schlüssel zu einem nachhaltigen und klimaverträglichen ...
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1.1 Einleitung<br />
125<br />
Teil III: Transport <strong>und</strong> Speicherung<br />
von elektrischer Energie<br />
III.1 Stromnetze <strong>und</strong> Systemaspekte<br />
Der Transport von elektrischer Energie erfolgt über Stromnetze, deren Auslegung nach den Kriterien<br />
Wirtschaftlichkeit, Transportkapazität, Verlustminimierung sowie Netzstabilität <strong>und</strong> Ausfallsicherheit erfolgen<br />
muss. Die bisherige Stromversorgung basiert auf Kraftwerken in Verbrauchernähe (typisch 100-200 km) mit<br />
dem Ziel, die Erzeugung dem lokalen bzw. regionalen Verbrauch <strong>zu</strong> jeder Zeit an<strong>zu</strong>passen. Dieses<br />
Nahversorgungssystem ist in ein überregionales Verb<strong>und</strong>netz integriert, das vorwiegend begrenzte Regel-<br />
<strong>und</strong> Pufferfunktionen bereit stellt <strong>und</strong> Sicherheit bei seltenen Leistungseinbrüchen (Ausfall eines Kraftwerks)<br />
bieten soll, jedoch nicht für generelle große Leistungsflüsse über weitere Entfernungen konzipiert ist.<br />
Mit dem massiven Ausbau eines fluktuierenden Windenergieangebots in lastschwachen Regionen, aber<br />
auch <strong>einem</strong> erwünschten <strong>zu</strong>nehmenden großräumigen Stromhandel in Europa, stößt dieses Konzept<br />
mittlerweile längst an seine Grenzen. Zwei Entwicklungen sind deshalb dringend erforderlich: die weiträumige<br />
Übertragungskapazität erheblich auf<strong>zu</strong>stocken 1 <strong>und</strong> das Netz intelligent <strong>zu</strong> machen (Stichwort „Smart<br />
Grid“ 2 ), d.h. eine zeitliche Steuerung des Stromkonsums als neue Dimension in die Anpassung von<br />
Erzeugung <strong>und</strong> Verbrauch, der Netzstabilität sowie der CO2-Emission, aber auch in die wirtschaftliche<br />
Optimierung mit ein<strong>zu</strong>beziehen. Langfristig könnte in diesem neuen Netz auch eine gewisse Stromspeicherung<br />
beim Verbraucher (Stichwort „Elektromobilität“) eine Rolle spielen.<br />
Bislang sind keine geeigneten Technologien verfügbar, die in Aussicht stellen würden, mit Stromspeichern<br />
einen wesentlichen Teil des Verbrauchs für mehr als nur St<strong>und</strong>en <strong>zu</strong> überbrücken. Dieses Fehlen von<br />
effizienten Stromspeichern im großen Stil ist insgesamt ein Handicap für den Einsatz fluktuierender<br />
Stromquellen. Damit wächst aber umso mehr die Bedeutung eines leistungsfähigen europäischen Übertragungsnetzes,<br />
mit dem einerseits die unterschiedlich fluktuierenden Stromeinspeisungen in verschiedenen<br />
Teilen Europas (z.B. aus Windkraftanlagen in verschiedenen Küsten- <strong>und</strong> Seebereichen) ausgeglichen<br />
werden können <strong>und</strong> andererseits auch die Nut<strong>zu</strong>ng von Stromspeichermöglichkeiten großräumig optimiert<br />
werden kann, z.B. durch Nut<strong>zu</strong>ng des norwegische Potenzials an Wasserkraft, indem die dortigen Stauseen<br />
<strong>zu</strong> Pumpspeicherkraftwerken ausgebaut werden.<br />
Der Aufbau neuer Überlandleitungen erfordert in Deutschland, aber auch in vielen anderen Ländern, sofern<br />
er genehmigungsfähig ist, durchaus ein Jahrzehnt von der Planung bis <strong>zu</strong>r Realisierung <strong>und</strong> bindet<br />
erhebliche Investitionen 3 . Damit ist die Entwicklung des Stromnetzes eine langfristige Aufgabe. Sie <strong>zu</strong><br />
bewältigen, wird für den Erfolg beim Umbau des Energiesystems entscheidend sein.<br />
1 Die Erfordernisse eines <strong>zu</strong>künftigen Stromnetzes sind u.a. eingehend in Studien der DENA (Netzstudie I (2005) <strong>und</strong> Netzstudie II (in<br />
Vorbereitung, 2010)) <strong>und</strong> der UCTE (UCTE Transmission Development Plan (2008 <strong>und</strong> neu 2009)) untersucht worden. Das Rückgrat<br />
eines solchen Netzes muss in Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungstechnik erstellt werden.<br />
2 Siehe z.B. die „E-Energy“-Initiative des BMWi, http://www.e-energy.de/<br />
3 B. Diekmann, K. Heinloth, Energie, Teubner (1997) p. 342 geben ~70-120 pro MVA <strong>und</strong> km an. H. Brakelmann gibt in <strong>einem</strong><br />
Gutachten für den BDEW (Netzverstärkungs-Trassen <strong>zu</strong>r Übertragung von Windenergie: Freileitung oder Kabel? (2004)) längenbezogene<br />
Kosten für eine 30 km lange 110 kV Doppelfreileitung von ca. 300.000 /km <strong>und</strong> für ein entsprechendes Erdkabelsystem ca.<br />
das Doppelte an (http://www.ets.uni-duisburg-essen.de/download/public/Freileitung_Kabel.pdf).