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Elektrizität: Schlüssel zu einem nachhaltigen und klimaverträglichen ...

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1.2 Effizienter Stromtransport <strong>und</strong> Systemaspekte<br />

1.2–a Gr<strong>und</strong>legende Aspekte<br />

126<br />

Verluste beim elektrischen Leistungstransport begrenzen die Entfernungen, die zweckmäßigerweise von<br />

<strong>einem</strong> Kraftwerk bedient werden können. Bei Wechselstrom spielen neben den Ohmschen Verlusten auch<br />

Verluste eine Rolle, die auf Gr<strong>und</strong> der induktiven <strong>und</strong> kapazitiven Kopplung der Leiter <strong>und</strong> mit der<br />

Umgebung hervorgerufen werden <strong>und</strong> die eine Phasenverschiebung von Strom <strong>und</strong> Spannung bewirken.<br />

Um eine optimale Anpassung <strong>zu</strong> erreichen, muss eine entsprechende Blindleistung beim Verbraucher<br />

bereitgestellt werden. Generell ist die Wechselstrom-Übertragungslänge auf einige h<strong>und</strong>ert km begrenzt 4 .<br />

In Deutschland arbeitet das 18.000 km umfassende weiträumige Übertragungsnetz mit 380 kV <strong>und</strong> 220 kV,<br />

das lokale Verteilernetz mit 110 kV (Ebene der Stadtwerke <strong>und</strong> der Industrie) sowie 20/10 kV, mit dem<br />

schließlich 400 V Drehstrom für die Endverbraucherebene bereitgestellt wird. Für gebräuchliche 220 kV<br />

Überlandleitungen beträgt der Leistungsverlust ca. 1,2% (Kupfer) bzw. 2% (Aluminium) pro 100 km <strong>zu</strong>züglich<br />

ca. 1% Umspannungsverluste, die bei Wandlung auf die Niederspannungsebene entstehen. Auf dieser<br />

fallen nochmals nicht vernachlässigbare Verluste an. Eine <strong>zu</strong>sätzliche Aufgabe ist die verlustbehaftete<br />

Aufteilung der Wirklast auf verschiedene Leitungswege im Netz; sie erfolgt durch Anpassung der Impedanzen.<br />

Insgesamt liegen die Netzverluste in Deutschland (wie auch europaweit) bei ca. 6% der Nettostromerzeugung<br />

5 .<br />

Für die Minimierung der Verlustleistung müssen möglichst hohe Übertragungsspannungen gewählt werden,<br />

allerdings setzt die Durchbruchspannung (max. 30 kV/cm in trockener Luft) in Verbindung mit praktisch<br />

zweckmäßigen Masthöhen Grenzen. Maximal werden Spannungen von ca. 1 MV für möglich gehalten – in<br />

der Praxis existieren weltweit viele 500-750 kV Leitungen. In Deutschland ist bei Freileitungen ein Übergang<br />

<strong>zu</strong> Spannungen >380 kV wegen der dann erforderlichen höheren Strommasten gesellschaftlich schwer<br />

durchsetzbar <strong>und</strong> gegenwärtig nicht geplant.<br />

Für größere Entfernungen ist der Einsatz von Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ, englisch HVDC)<br />

günstiger als Dreh- oder Wechselstromübertragung. HGÜ ist auch vorteilhaft, weil keine Blindleistungsverluste<br />

auftreten bzw. keine Kompensation erforderlich ist, kein Skineffekt die Nut<strong>zu</strong>ng des gesamten<br />

Leiterquerschnitts beeinträchtigt, keine dielektrischen Verluste auftreten <strong>und</strong> Koronarentladungen geringer<br />

sind als bei Dreh- oder Wechselstrom. HGÜ wird bei Erd- <strong>und</strong> Seekabeln, die unvermeidbar einen sehr viel<br />

höheren kapazitiven Belag aufweisen als Überlandleitungen, auch bei kürzeren Strecken eingesetzt, bei<br />

Seekabeln z.B. zwischen Skandinavien <strong>und</strong> dem europäischen Verb<strong>und</strong>netz 6 . Ein weiterer Vorteil der HGÜ-<br />

Technik ist, dass über die Verbindung keine Frequenzkopplung erfolgt <strong>und</strong> entsprechende Flexibilität in der<br />

Nut<strong>zu</strong>ng der übertragenen Leistung längs der Trasse besteht. Über einzelne HGÜ Trassen können<br />

Leistungen bis in den GW-Bereich übertragen werden, allerdings sind aufwändige Umrichtereinrichtungen<br />

erforderlich, die an den Ausgangs- <strong>und</strong> Endstationen jeweils ca. 0.8% Verluste bewirken. Die fehlende<br />

Frequenzkopplung ist auch bei Störfällen günstig, überdies sind bei HGÜ an den Umrichterstellen kurze<br />

Abschaltzeiten erreichbar. Weltweit existieren viele HGÜ-Strecken von ca. 700 km bis <strong>zu</strong> (gegenwärtig)<br />

2400 km. Die deutsche Industrie ist maßgeblich an der Weiterentwicklung des Stands der Technik beteiligt.<br />

4<br />

Erdkabel mit Ölpapier-Isolation werden häufig für Dreh- bzw. Wechselstromübertragung in dicht besiedelten Gegenden eingesetzt.<br />

Sie sind teuer <strong>und</strong> haben wegen der hohen kapazitiven Kopplung zwischen den Leitern wesentlich höhere Verluste als Freileitungen<br />

Längen sind deshalb auf deutlich unter 100 km begrenzt.<br />

5<br />

Quelle: Monatsbericht über die <strong>Elektrizität</strong>s- <strong>und</strong> Wärmeerzeugung der Stromerzeugungsanlagen für die allgemeine Versorgung,<br />

Statistisches B<strong>und</strong>esamt, Zahlen für Quartal II <strong>und</strong> III 2009.<br />

6<br />

Ein Beispiel ist die 2008 in Betrieb genommene 580 km lange <strong>und</strong> bis <strong>zu</strong> 420 m tiefe NorNed Trasse zwischen Feda (Norwegen) <strong>und</strong><br />

Eemshaven (Niederlande). Hier werden zweiadrige Kupferkabel (2x 790 mm 2 ) mit einer Übertragungskapazität von 700 MW bei<br />

±450 kV verwendet. Über Seestrecken werden z.T. auch monopolare Seekabel (der Rückleiter ist das Meerwasser) eingesetzt.

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