Elektrizität: Schlüssel zu einem nachhaltigen und klimaverträglichen ...
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4.1 Einleitung<br />
89<br />
II.4 Biomassekraftwerke<br />
Biomasse steht historisch als Brennstoff für Feuer am Anfang der gezielten menschlichen Energieerzeugung<br />
<strong>und</strong> am Anfang der Verwendung erneuerbarer Energie. Die Nut<strong>zu</strong>ng von Biomasse – heute wird in der<br />
Regel darunter alle pflanzliche <strong>und</strong> tierische Materie einschließlich der Stoffwechselprodukte verstanden –<br />
ist in Hinblick auf CO2 klimaneutral, allerdings nicht bezüglich anderer Treibhausgase (Methan, Lachgas,<br />
SOx, NOx). Biomasse hat in Europa heute unter den erneuerbaren Energien einen Anteil von ca. 70%, wobei<br />
bislang vornehmlich Strom- <strong>und</strong> Wärmeerzeugung im Vordergr<strong>und</strong> stehen.<br />
Die moderne <strong>und</strong> <strong>zu</strong>künftige Nut<strong>zu</strong>ng von Biomasse <strong>zu</strong>r Energieerzeugung muss unter <strong>einem</strong> erweiterten<br />
Begriff der Nachhaltigkeit betrachtet werden, der neben land-, forst- <strong>und</strong> wasserwirtschaftlich nachhaltiger<br />
Flächennut<strong>zu</strong>ng auch Probleme der Flächenkonkurrenz von Energiepflanzenanbau mit pflanzlicher <strong>und</strong><br />
tierischer Lebensmittelproduktion <strong>und</strong> anderen Nut<strong>zu</strong>ngen sowie den Aspekt der Biodiversität berücksichtigt.<br />
Die energetische Verwendung von Biomasse muss deshalb in Zukunft, soweit möglich, unter den Gesichtspunkten<br />
der Bepflan<strong>zu</strong>ng anderweitig nicht bewirtschaftbarer Flächen, neuer Methoden wie Biomassegewinnung<br />
(z.B. auch aus Algen) <strong>und</strong> insbesondere der erweiterten Nut<strong>zu</strong>ng von Rest-Biomasse gesehen werden, sei<br />
es aus forstwirtschaftlicher oder landwirtschaftlicher Produktion (auch Gülle) oder aus Hausmüll (Biomasse<br />
<strong>und</strong> entsorgte organische Produkte, die <strong>zu</strong> ca. 50% aus fossilen Rohstoffen hergestellt wurden). Im<br />
Zusammenhang mit neuen Methoden der Umwandlung vielfach holzartiger Biomasse <strong>zu</strong>r Gewinnung von<br />
gasförmigen <strong>und</strong> flüssigen Energieträgern spricht man auch von Bioenergie der 2. Generation 1 , von der<br />
erwartet wird, dass sie nach 2020 bedeutsam werden wird.<br />
4.2 Nut<strong>zu</strong>ng von Biomasse für Energieerzeugung<br />
Deutschland ist trotz enormer landwirtschaftlicher Produktivitätssteigerungen in den vergangenen Jahrzehnten<br />
ein Nettoimportland für Agrar- <strong>und</strong> Lebensmittelgüter. Im Jahr 2004 beliefen sich diese Importe auf<br />
ca. 12 Milliarden , während der Gesamtwert (<strong>zu</strong> Erzeugerpreisen) der deutschen land- <strong>und</strong> forstwirtschaftlichen<br />
Produktion ca. 45 Milliarden betrug. Dies entspricht bei einer Beschäftigung von ca. 2,2% der<br />
Erwerbstätigen etwa <strong>einem</strong> Prozent der nationalen Bruttowertschöpfung. In Deutschland werden 17 Mio. ha<br />
– entsprechend 49,3% der Gesamtfläche – landwirtschaftlich genutzt, davon ca. 11,8 Mio. ha für Pflanzenproduktion<br />
<strong>und</strong> 5 Mio. ha für Dauergrünland. Für Lebensmittelproduktion werden ca. 10 Mio. ha, für<br />
Industriepflanzenanbau (Stärke, Zucker, technisches Rapsöl etc.) 275.000 ha <strong>und</strong> für Energiepflanzenanbau<br />
ca. 2 Mio. ha genutzt. Die für energetischen Nutzen diskutierten Kur<strong>zu</strong>mtriebsplantagen (Miscanthus,<br />
Weiden, Pappeln) spielen mit ca. 1000 – 1.500 ha noch eine untergeordnete Rolle. Extrapolationen gehen<br />
von einer potenziellen Flächenverfügbarkeit für Bioenergieträger im Jahr 2010 in Höhe von bis <strong>zu</strong> 4,74 Mio<br />
ha aus, die bis 2020 auf 7,23 Mio. ha entsprechend 42% der gesamten genutzten landwirtschaftlichen<br />
Fläche steigen könnte 2 .<br />
Genutzt werden kann die Biomasse unter Verwendung thermochemischer, physikochemischer <strong>und</strong> biochemischer<br />
Verfahren, deren Auswahl durch eine möglichst effiziente Umwandlung <strong>zu</strong>r jeweils gewünschten<br />
Energieträgerbereitstellung bestimmt wird. Dabei wird die Biomasse umgewandelt in Festbrennstoffe<br />
(Verkohlung), in Biogas (Synthesegas, Schwachgas) oder in flüssige Brennstoffe (Methanol, Pyrolyseöl,<br />
1<br />
Quelle: z.B. K. F. Ziegahn, Karlsruhe Institute of Technology, in „Welternährungslage <strong>und</strong> Bioenergie“, Workshop B<strong>und</strong>eskanzleramt<br />
19. 5. 2008. (http://www.bmelv.de/cae/servlet/contentblob/380404/publicationFile/22140/BerichtWelternaehrung.pdf)<br />
2<br />
Quelle: D. Thrän et al.: Nachhaltige Biomassenut<strong>zu</strong>ngsstrategien im europäischen Kontext (BMU Abschlussbericht, 2005)<br />
http://www.bmu.de/erneuerbare_energien/downloads/doc/36715.php