Elektrizität: Schlüssel zu einem nachhaltigen und klimaverträglichen ...
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Dabei ist Gr<strong>und</strong> <strong>zu</strong>m Optimismus gegeben: bei der Windkraft beginnt die Nut<strong>zu</strong>ng der stromertragreichen<br />
Off-shore Gebiete, Solarthermie rückt in die industrielle Perspektive, Biomasse sollte in der zweiten Generation<br />
<strong>zu</strong>sätzliche Potenziale erschließen etc. Schon um das Jahr 2020 könnten in Deutschland 50% des<br />
Stroms weitgehend CO2-frei erzeugt werden, sofern die Kernkraftwerke weiter laufen <strong>und</strong> die erneuerbaren<br />
Energien das anvisierte Ziel erfüllen, ein Viertel <strong>zu</strong>r Stromerzeugung bei<strong>zu</strong>tragen (vgl. da<strong>zu</strong> Abb. 1). Zu<br />
<strong>einem</strong> späteren Zeitpunkt könnte die 75%-Marke überschritten werden, wobei hier nicht diskutiert werden<br />
soll, in welchem Maß dies durch fossile Kraftwerke mit CCS-Technologie, durch einen weiteren Ausbau der<br />
Erneuerbaren Energien oder durch Kernkraftwerke oder Kernfusion ermöglicht wird.<br />
Wenn aber 75% des Stroms CO2-frei (bzw. bei CCS CO2-arm) erzeugt werden (also jede Kilowattst<strong>und</strong>e im<br />
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Mittel mit weniger als 200 Gramm CO2 belastet ist – statt wie bislang in Deutschland mit 572 Gramm CO2 ),<br />
dann ist es vom Standpunkt des Klimaschutzes bereits vorteilhafter, Raumwärme elektrisch statt mit Erdgas<br />
bereit<strong>zu</strong>stellen: sogar eine einfache elektrische Widerstandshei<strong>zu</strong>ng setzt dann weniger CO2 frei als eine<br />
Erdgas-Anlage für dieselbe Wärmemenge. Wird der Wirkungsgrad der elektrischen Hei<strong>zu</strong>ng noch in thermodynamisch<br />
korrekter Weise mit einer Wärmepumpe gesteigert, etwa um den Faktor 3 oder 4, dann wird unmittelbar<br />
einsichtig, dass man mit der <strong>Elektrizität</strong> einen Energieträger bekommt, der in der Lage ist, das Erdgas <strong>und</strong> erst<br />
recht das Heizöl bei der dezentralen Raumwärmeerzeugung <strong>zu</strong> verdrängen.<br />
Dabei muss die Zusammenset<strong>zu</strong>ng des <strong>zu</strong>künftigen Strommixes unter Einbeziehung der überregionalen <strong>und</strong><br />
europäischen Verteilung betrachtet werden. Gerade bei <strong>einem</strong> hohen Grad fluktuierender Wind-, Sonnen-<br />
oder Meeresenergie spielt die Verbindung von Regionen mit unterschiedlichen Wetterbedingungen für die<br />
Versorgungssicherheit <strong>und</strong> die Wirtschaftlichkeit eine entscheidende Rolle, denn ausreichende Versorgungssicherheit<br />
weitgehend im nationalen bzw. regionalen Kontext erreichen <strong>zu</strong> wollen, würde beachtliche<br />
Überkapazitäten erfordern, die mit hohen Investitionen <strong>und</strong> laufenden Kosten verb<strong>und</strong>en wären <strong>und</strong> die<br />
Frage nach der Verwertung des überschüssigen Stroms aufwerfen würden. Stromerzeugung, Verteilung <strong>und</strong><br />
Nut<strong>zu</strong>ng müssen deshalb als ein überregionales (internationales) System betrachtet werden, in dem<br />
Erzeugung <strong>und</strong> Verbrauch jederzeit miteinander korrespondieren; dies gilt, solange Stromspeichermöglichkeiten<br />
nicht in dem gewünschten Maße <strong>zu</strong>r Verfügung stehen, wie es leider auf absehbare Zeit der Fall sein<br />
wird. Die mit dem Smart Grid beabsichtigte Steuerung des Verbrauchs in Abhängigkeit vom Stromangebot<br />
wird in diesem Zusammenhang möglicherweise hilfreich sein, aber sie wird allein das Problem quantitativ<br />
nicht lösen können. Insgesamt ist der Ausbau des europäischen Übertragungsnetzes als „neue Variable“<br />
von eminenter Wichtigkeit, um die überregionale Anpassung von Stromangebot <strong>und</strong> -verbrauch sowie den<br />
Stromhandel <strong>zu</strong> optimieren. Sobald ein ausreichend starkes europäisches Netz existieren wird, können auch<br />
heutige nationale Anstrengungen, wie z.B. in Deutschland die Investitionen in Photovoltaik, im europäischen<br />
Kontext wesentlich effektiver durch den Aufbau von Kapazitäten dort, wo die natürlichen Stromerzeugungsbedingungen<br />
optimaler sind, ersetzt werden.<br />
Ob CO2-freier Strom auch die fossilen Treibstoffe im Verkehr ersetzen kann, hängt im wesentlichen davon<br />
ab, ob die Batterieforschung so erfolgreich sein wird, dass die entscheidenden Durchbrüche hin <strong>zu</strong> den<br />
notwendigen Leistungsdichten, Lade-/Entladezyklen <strong>und</strong> Lebensdauern, <strong>und</strong> dies alles <strong>zu</strong> erschwinglichen<br />
Preisen, erzielt werden. Überdies wird ab<strong>zu</strong>warten sein, wie sich der Wettbewerb zwischen rein batteriebetriebenen<br />
<strong>und</strong> Brennstoffzellenfahrzeugen, aber auch Fahrzeugen mit weiterentwickelten Verbrennungsmotoren<br />
entwickeln wird.<br />
Für den Klimawandel zählt nur der globale Umbau des Energiesystems: CO2-freie bzw. -arme Technologien<br />
müssen sich weltweit durchsetzen <strong>und</strong> deshalb unter Einbeziehung externer Kosten wirtschaftlich wettbewerbsfähig<br />
sein. Entsprechend spielt auch für Deutschland eine auf die globalen (<strong>und</strong> nicht nur die<br />
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Quelle: Umweltb<strong>und</strong>esamt (UBA), Entwicklung der spezifischen Kohlendioxid-Emissionen des deutschen Strommix 1990-2008 <strong>und</strong><br />
erste Schät<strong>zu</strong>ng 2009, Stand März 2010