Elektrizität: Schlüssel zu einem nachhaltigen und klimaverträglichen ...
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2.2–b Rolle der Kernenergie in <strong>einem</strong> <strong>zu</strong>künftigen Stromversorgungssystem<br />
mit hohem Anteil fluktuierenden Stromangebots?<br />
67<br />
Mit dem Ausbau der regenerativen Stromerzeugung wird der Anteil zeitlich fluktuierenden Stromaufkommens<br />
weiter <strong>zu</strong>nehmen. Die Speicherkapazität – hauptsächlich mittels Pumpspeicherkraftwerken – ist<br />
aber sehr begrenzt. Der Ausgleich zwischen Strombedarf <strong>und</strong> -angebot muss also vor allem durch flexibel<br />
regelbare Kraftwerke erfolgen. Entgegen einer verbreiteten Meinung sind die deutschen Kernkraftwerke von<br />
ihrer Auslegung her nicht darauf beschränkt, stets bei konstanter Leistung betrieben <strong>zu</strong> werden. Vielmehr<br />
sind sie im oberen Lastbereich (zwischen 50 <strong>und</strong> 100% Nennleistung) auch für schnelle Laständerungen<br />
ausgelegt [9]. Das gilt für Druckwasserreaktoren wie für Siedewasserreaktoren. Wie Abb. 3 zeigt, kann ein<br />
Kernkraftwerk bei Bedarf seine Leistung in nur zwei Minuten um 20% der Nennleistung erhöhen bzw.<br />
absenken, innerhalb von zehn Minuten kann es von Volllast auf halbe Leistung gehen <strong>und</strong> umgekehrt. Damit<br />
sind Kernkraftwerke flexibler als konventionelle Dampfkraftwerke [10]. Ursächlich dafür sind die gute<br />
Regelbarkeit des Kernspaltprozesses <strong>und</strong> eine eigens darauf <strong>zu</strong>geschnittene Leittechnik. Effekte wie z. B.<br />
Materialermüdung sind in der Auslegung berücksichtigt <strong>und</strong> unterliegen der laufenden Überwachung im<br />
Rahmen des vorgeschriebenen Alterungsmanagements.<br />
Abb. 3: Fähigkeit deutscher Druckwasserreaktoren <strong>zu</strong>r Leistungsänderung<br />
Bei mehreren deutschen Kernkraftwerken wird derzeit bereits öfters von ihrer Fähigkeit Gebrauch gemacht,<br />
Schwankungen im Windstrom-Angebot auf<strong>zu</strong>fangen, damit das Netz nicht instabil wird. Auch in Frankreich<br />
ist es wegen des hohen Kernkraftwerksanteils – fast 80% der Stromerzeugung sind nuklear – üblich, dass<br />
ein Teil der Kernkraftwerke im Lastfolgebetrieb gefahren wird.<br />
Diesbezüglich steht eine etwaige Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke <strong>einem</strong> weiteren Ausbau erneuerbarer<br />
Energien nicht im Wege.<br />
2.2–c Weiternut<strong>zu</strong>ng der bestehenden Kernkraftwerke – aus der Sicht der Sicherheit<br />
Alle deutschen Kernkraftwerke besaßen bis <strong>zu</strong>r Änderung des Atomgesetzes im Jahr 2002 eine zeitlich<br />
unbefristete Betriebsgenehmigung, so wie es z.B. auch in Frankreich, Schweden <strong>und</strong> der Schweiz der Fall<br />
ist (in den USA <strong>und</strong> weiteren Ländern wird die Betriebsgenehmigung auf 40 Jahre erteilt, kann aber auf 60<br />
Jahre verlängert werden). Im Hinblick auf eine kostengünstige Stromerzeugung <strong>und</strong> auf den Klimaschutz<br />
wäre eine längere Laufzeit der deutschen Kernkraftwerke nach obiger Analyse eine erwägenswerte Option.<br />
Es ist <strong>zu</strong> fragen, ob dies auch aus der Sicht der Reaktorsicherheit vertretbar ist.