Elektrizität: Schlüssel zu einem nachhaltigen und klimaverträglichen ...
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gegenwärtig untersuchten Speichersysteme eignen sich bei den anfallenden großen Wärmemengen nicht<br />
für Speicherung über längere Zeit. Alternativ oder komplementär <strong>zu</strong>r Speicherung eröffnet sich bei Solarthermie<br />
überdies die in manchen Anwendungsfällen attraktive Möglichkeit, durch (fossile oder Biomasse-)<br />
Beifeuerung im Kraftwerk die Leistung unabhängig von der Sonneneinstrahlung dem Bedarf anpassen <strong>zu</strong><br />
können 47.<br />
Für die Solarspiegel der CSP stehen verschiedene technische Lösungen <strong>zu</strong>r Verfügung. Am häufigsten<br />
wurden bisher Parabolrinnensysteme eingesetzt, die die Strahlung auf eine im Fokus der Rinnen liegende<br />
Röhre mit ölbasierter Thermoflüssigkeit konzentrieren <strong>und</strong> diese erhitzen. Vakuumisolierung <strong>und</strong> selektive<br />
Beschichtungen der Röhre sind wichtig für Temperaturen über 200° <strong>und</strong> damit einen ausreichend hohen –<br />
wenn auch im Vergleich <strong>zu</strong> fossilen Großkraftwerken bescheidenen – thermodynamischen Wirkungsgrad,<br />
ebenso wie die geometrische Präzision der Parabolrinne <strong>und</strong> ihre Verwindungssteifigkeit bei Windlast <strong>und</strong><br />
Nachführung des Spiegelsystems. Mit dieser Form der solarthermischen Stromerzeugung sind bisher die mit<br />
Abstand umfangreichsten praktischen Erfahrungen gesammelt worden 48 . Gegenwärtig begrenzt die chemische<br />
Stabilität von Thermoölen die Nutztemperatur auf ca. 350° – 400°C 49 . Wasser als Thermomedium im<br />
Primärkreislauf erlaubt höhere Temperaturen <strong>und</strong> thermodynamische Wirkungsgrade <strong>zu</strong> erreichen. Erfolgreiche<br />
Versuche an Parabolrinnen sind auch mit Direktverdampfung unternommen worden – allerdings<br />
bislang ebenfalls nur bis <strong>zu</strong> 400°C Vorlauftemperatur 50 .<br />
Alternativ <strong>zu</strong> den relativ aufwändigen, da großen <strong>und</strong> stark gekrümmten Spiegeln von Parabolrinnenanlagen<br />
werden in jüngster Zeit planar angeordnete Fresnelspiegel getestet, die eine wesentlich geringere Krümmung<br />
<strong>und</strong> damit niedrigere Fertigungskosten haben als auch eine hohe Flächenausnut<strong>zu</strong>ng ermöglichen <strong>und</strong><br />
geringere Windangriffsflächen bieten. Mit 450°C wurde in solchen Anlagen eine vergleichsweise hohe<br />
Arbeitstemperatur erreicht 51.<br />
Gegenüber nur einachsig fokussierbaren Rinnen, die eine Konzentration bis <strong>zu</strong> <strong>einem</strong> Faktor 100 erreichen,<br />
bieten Dish-Sterling-Systeme <strong>und</strong> Solarturmanlagen die Möglichkeit einer zweiachsigen Fokussierung <strong>und</strong><br />
Nachführung <strong>und</strong> erlauben, durch bessere Konzentrationsfaktoren das Wärmemedium in <strong>einem</strong> Empfänger<br />
auf wesentlich höhere Temperaturen auf<strong>zu</strong>heizen. Dish-Sterling-Systeme nutzen einen rotationssymmetrischen<br />
Parabolspiegel mit kardanischer Aufhängung, der die Solarstrahlung auf einen Absorber richtet,<br />
dessen Medium über <strong>einem</strong> Sterlingmotor einen elektrischen Generator antreibt. Einzelsysteme im Bereich<br />
von bisher einigen 10 kW können <strong>zu</strong> MW-Gesamtanlagen <strong>zu</strong>sammengeschaltet werden. Um einen hohen<br />
Wirkungsgrad des Sterling-Motors über ein größeres Zeitintervall auch außerhalb der Spitzeneinstrahlung im<br />
Tagesgang <strong>zu</strong> gewährleisten, werden die Spiegel etwas überdimensioniert. Langfristig werden bei Dish-<br />
Sterling-Systemen Stromgestehungskosten von 10 – 20 c/kWh als erzielbar angesehen 52.<br />
Für große Leistungen sind insbesondere Solartürme geeignet, die mit großen Spiegelfeldern im zig-MW-<br />
Bereich arbeiten können <strong>und</strong> die Aussicht bieten, Temperaturen von 800° – 1000°C <strong>und</strong> mehr <strong>zu</strong> erreichen.<br />
Diese Temperaturen ermöglichen sowohl Hochtemperaturchemieprozesse als auch <strong>Elektrizität</strong>serzeugung.<br />
Für letztere werden Salzschmelzen 53 oder – bei europäischen Projekten bevor<strong>zu</strong>gt – Wasserdampfkreisläufe<br />
47 Bei Photovoltaik scheiden beide Möglichkeiten aus – in dem erforderlichen Umfang stehen Stromspeicher auf absehbare Zeit nicht<br />
<strong>zu</strong>r Verfügung oder sind mit hohen Verlusten behaftet <strong>und</strong> statt Beifeuerung wären völlig separate <strong>zu</strong>sätzliche fossile oder Biomassekraftwerke<br />
erforderlich.<br />
48 Die weltweit größten Anlagen sind AndaSol-1 (mit <strong>einem</strong> Salzschmelzespeicher für 7,5 St<strong>und</strong>en ausgerüstet) <strong>und</strong> Andasol-2 mit je<br />
560.000 m 2 Spiegelfläche <strong>und</strong> 50 MWel. Weltweit ist der Bau von Parabolrinnenkraftwerken mit insgesamt >2 GW in Vorbereitung.<br />
49 Die Obergrenze bei bekannten Thermoölen liegt bei 550° Grad.<br />
50<br />
DISS Projekt, Plataforma Solar, Almeria.<br />
51<br />
Eine 1 MWtherm Versuchsanlage auf der Plataforma Solar de Almeria (DLR).<br />
52<br />
Quelle: B. Hoffschmidt, Solar Institut Jülich<br />
53<br />
Z.B. bei Projekten in den USA. Diese Salzschmelzen können <strong>zu</strong>gleich als Speichermedium genutzt werden.