Elektrizität: Schlüssel zu einem nachhaltigen und klimaverträglichen ...
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8.1 Einführung<br />
118<br />
II.8 <strong>Elektrizität</strong> aus geothermischen Quellen<br />
Die Erde ist ein Wärmereservoir von 10 – 20.10 30 Joule (J), von dem ca. 10 26 J in der äußeren Erdkruste in<br />
Tiefen bis <strong>zu</strong> 10 km enthalten sind. Dieser Wärmeinhalt resultiert in der Bilanz aus dem Wärmeverlust an der<br />
Erdoberfläche, der Restwärme vom Entstehungsprozess der Erde <strong>und</strong> einer kontinuierlichen Hei<strong>zu</strong>ng durch<br />
den Zerfall langlebiger radioaktiver Isotope (U238, U235; Th232 <strong>und</strong> K40), die insbesondere in der kontinentalen<br />
Kruste angereichert sind. Dort beträgt die Wärmeproduktion in granitischen Gesteinen ca. 2,5 μW/m 3 ;<br />
in basaltischen Gesteinen ist sie bis <strong>zu</strong> einer Größenordnung geringer. Der mittlere Wärmetransport aus der<br />
tieferen Erdkruste beträgt im Mittel ca. 60 – 65 mW/m 2 , was global ca. 10 21 J/a entspricht.<br />
Die Temperatur an der Erdoberfläche schwankt im Tagesverlauf bis <strong>zu</strong> 1,5 m Tiefe <strong>und</strong> im Jahresverlauf bis<br />
<strong>zu</strong> 30 m Tiefe. Zum Erdinneren steigt die Temperatur mit durchschnittlich 25-30 °C/km an, so dass ein für<br />
Stromerzeugung erforderliches Temperaturniveau von 150°C in der Regel erst in >5.000 m Tiefe angetroffen<br />
wird. In vulkanischen Gebieten, in denen Magma in die aus Sedimenten, metamorphem Gestein <strong>und</strong><br />
Graniten bestehende obere Erdkruste (10-15 km Tiefe) aufsteigt, kann der Temperaturanstieg wesentlich<br />
höher sein. Gebiete, die schon bei geringerer Tiefe eine solch hohe Enthalpie bereitstellen, finden sich in<br />
Europa z.B. in Island, der Toskana oder dem pannonischen Becken sowie im angrenzenden Gebiet, insbesondere<br />
in der westlichen Türkei.<br />
Das Vorhandensein von Flüssigkeit (Wasser, Sole) bei hoher Permeabilität kann den Wärmefluss durch<br />
Konvektion wesentlich erhöhen. Gegenwärtig werden deshalb hauptsächlich konvektive (hydrothermale)<br />
Vorkommen für Stromerzeugung genutzt. Bei den in Deutschland verfügbaren geothermischen Ressourcen<br />
für Stromerzeugung handelt es sich aber <strong>zu</strong>m weitaus überwiegenden Teil um „konduktive (petrothermale)<br />
Systeme“, bei denen die in Tiefengesteinen gespeicherte Wärme weitgehend unabhängig von den natürlichen<br />
hydraulischen Eigenschaften erschlossen werden muss.<br />
8.2 Technologien<br />
Die tiefe Geothermie erfordert in der Regel einen geschlossenen Flüssigkeitskreislauf mit mindestens einer<br />
Förder- <strong>und</strong> einer Schluckbohrung, die ein ausreichend heißes Aquifer erschließen. Anlagen mit einer<br />
größeren Anzahl von Bohrungen (Geothermiefelder) sind in Deutschland bisher noch nicht Stand der<br />
Technik. Der Thermalwasser-Kreislauf wird über Tage mit <strong>einem</strong> Wärmetauscher geschlossen <strong>und</strong> das<br />
ausgekühlte Wasser über die Schluckbohrung in die Lagerstätte <strong>zu</strong>rückgeführt. Die entzogene Wärmeenergie<br />
wird für die Stromerzeugung an eine Turbine in <strong>einem</strong> zweiten Wärme- <strong>und</strong> Flüssigkeitskreislauf<br />
(wegen der vergleichsweise geringen Vorlauftemperatur als organischer Rankinezyklus) weitergegeben.<br />
Hydrothermale Systeme setzen Aquifere mit ausreichender natürlicher hydraulischer Leitfähigkeit (Permeabilität)<br />
voraus, in der Praxis wird eine Heißwasserproduktion von mindestens 100 m 3 /h gefordert. Während eine<br />
bestimmte Temperatur über eine entsprechende Bohrtiefe stets <strong>zu</strong> erreichen ist, schränkt diese Bedingung<br />
die Zahl möglicher Standorte erheblich ein.<br />
Bei petrothermalen Systemen können die Zuflussbedingungen <strong>zu</strong>r Bohrung durch ingenieurtechnische<br />
Behandlung, sogenannte Engineered-Geothermal-Systems (EGS)-Technologien, verbessert werden. Das<br />
kann <strong>zu</strong>r Erzeugung eines künstlichen Wärmetauschers in der Tiefe führen, aus dem mit Oberflächenwasser<br />
die Tiefenwärme entzogen wird. Mit Hydraulic-Fracturing oder Säurebehandlung sind beispielsweise Methoden<br />
verfügbar, mit denen eine ausreichende hydraulische Leitfähigkeit auch in gering permeablen Gesteinen