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Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

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Diese könnten an den Universitäten sowie den Lehrerfortbildungsinstitutionen angesiedelt<br />

sein. Ein Beispiel dafür ist eine in Hessen <strong>von</strong> 1998 bis 2001 durchgeführte Weiterqualifizierungsmaßnahme,<br />

die für Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer im hessischen Schuldienst, die Italienisch<br />

oder Griechisch unterrichteten, <strong>mit</strong> dem Ziel angeboten wurde, ihnen die Unterrichtsbefähigung<br />

für die Gr<strong>und</strong>schule zu ver<strong>mit</strong>teln. Es handelte sich um ein Projekt im Rahmen des<br />

SOKRATES-Programms der Europäischen Union in Kooperation <strong>mit</strong> den Ländern Italien<br />

<strong>und</strong> Griechenland. Auch für Lehrkräfte, die noch nicht im Schuldienst sind, wären solche<br />

Programme sinnvoll. Sie würden darüber hinaus dazu beitragen, dass das Lehrpersonal in den<br />

Schulen in sprachlicher <strong>und</strong> kultureller Hinsicht heterogener <strong>und</strong> da<strong>mit</strong> besser der Zusammensetzung<br />

der Schülerschaft entsprechen würde.<br />

4.8. Bildungsberichterstattung <strong>und</strong> monitoring<br />

Wie die Studien <strong>von</strong> Radtke u.a. gezeigt haben, greifen im Bildungssystem Mechanismen<br />

„institutioneller Diskriminierung“, die nicht intendiert, gleichwohl aber wirksam Ungleichheit<br />

immer neu hervorbringen <strong>und</strong> die Kinder <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> benachteiligen. Zur<br />

Beobachtung (<strong>und</strong> ggf. Vermeidung) solcher Entwicklungen wird vom Autor ein Ethnic Monitoring<br />

vorgeschlagen, bei dem regelmäßig geeignete stadtteil- <strong>und</strong> schulbezogene Daten<br />

über die Bildungsbeteiligung verschiedener Bevölkerungsgruppen erhoben werden sollen, um<br />

die nicht intendierten Effekte der Entscheidungen im Prozess der Selektion <strong>und</strong> Allokation<br />

<strong>von</strong> Ressourcen zu kontrollieren (vgl. Forum Bildung 11/2001: 40).<br />

Bisher sind Daten über die Bildungsbeteiligung <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong>, die<br />

Merkmale dieser Gruppe (Sprachen, Migrationsgeschichte, Nationalitäten, Sozialdaten der<br />

Eltern) sowie den Einsatz <strong>von</strong> Förder<strong>mit</strong>teln in den B<strong>und</strong>esländern bzw. auf Schulamtsebene<br />

enthalten, kaum vorhanden. Die wenigen amtlichen Statistiken, die solche Merkmale überhaupt<br />

enthalten, sind oft nur schwer zugänglich <strong>und</strong> häufig nicht vergleichbar. Relevante<br />

Daten, insbesondere die Merkmale des „Migrationshintergr<strong>und</strong>s“, werden nicht erhoben <strong>und</strong><br />

können daher auch nicht <strong>mit</strong> Schulerfolgsdaten in Beziehung gesetzt werden. In verschiedenen<br />

Studien, u.a. im Elften Kinder- <strong>und</strong> Jugendbericht der B<strong>und</strong>esregierung (2002) <strong>und</strong> im<br />

Bericht der Unabhängigen Kommission „Zuwanderung“ (2001) ist auf die Notwendigkeit<br />

einer veränderten <strong>und</strong> erweiterten bildungsrelevanten Sozialberichterstattung hingewiesen<br />

worden, die für die Beobachtung <strong>und</strong> Planung integrationspolitischer Maßnahmen <strong>von</strong> Bedeutung<br />

sind. Unter Bildungsaspekten ist diese Palette erneut zu diskutieren <strong>und</strong> in Verfahren<br />

umzusetzen, nachdem das „Zuwanderungsgesetz“, das einige dieser Erhebungen vorsah, noch<br />

nicht wirksam zustande gekommen ist. Die Themen „Migrationsgeschichte“ <strong>und</strong> „sprachlichkulturelle<br />

Herkunft“ sollten Eingang finden in die diversen, <strong>von</strong> Seiten der Länder <strong>und</strong> des<br />

B<strong>und</strong>es initiierten Aktivitäten zur Innovation der Bildungsberichterstattung.<br />

4.9. Fazit<br />

Die bildungspolitische Lage im Hinblick auf den Umgang <strong>mit</strong> kultureller <strong>und</strong> sprachlicher<br />

Heterogenität stellt sich zusammengefasst so dar, dass zwar in allen B<strong>und</strong>esländern Anstrengungen<br />

zur Berücksichtigung dieses Umstandes unternommen werden – z.T. bereits in einer<br />

Tradition <strong>von</strong> mehr als dreißig Jahren –, diese aber eher den Charakter <strong>von</strong> Zusatz- als <strong>von</strong><br />

Querschnittmaßnahmen besitzen. Aus den Regelungen der B<strong>und</strong>esländer spricht bisher nur<br />

an wenigen Stellen die Anerkennung <strong>von</strong> Heterogenität als Normalfall. Es dominiert eine<br />

zielgruppenbezogene kompensatorische Strategie im Umgang <strong>mit</strong> Differenz. Sprachtests zur<br />

Erfassung <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong>, deren Deutschkenntnisse nicht den Erwartungen an Erstklässler entsprechen,<br />

die Zurückstellung solcher Kinder, die Ausklammerung <strong>von</strong> Flüchtlingskindern aus<br />

der Schulpflicht <strong>und</strong> eine Überrepräsentierung <strong>von</strong> Migrantenkindern an Förderschulen sind<br />

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