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Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

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werden. Welche Konsequenzen diese Partizipation der neuen Minderheiten in Zukunft haben<br />

wird, ist für die Verhältnisse in Deutschland noch unerforscht.<br />

3.6. Anforderungen an ein Innovationsprogramm<br />

Nach den Analysen dieses Kapitels lassen sich Anforderungen formulieren, denen Maßnahmen<br />

zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> genügen müssten.<br />

(1) Dauer <strong>und</strong> Kontinuität der Maßnahmen<br />

Es ist nach allen vorliegenden Forschungsergebnissen erforderlich, dass die <strong>Förderung</strong> langfristig<br />

angelegt ist. Sie muss frühzeitig beginnen <strong>und</strong> so konzipiert sein, dass sie einen individuellen<br />

Bildungsgang kontinuierlich begleiten kann.<br />

(2) Kooperation zwischen den Instanzen der Erziehung <strong>und</strong> Bildung<br />

Um die Kontinuität der <strong>Förderung</strong> sicherzustellen, sind Anstrengungen zur Erhöhung der<br />

Durchlässigkeit <strong>und</strong> Vernetzung der institutionellen Ebenen – etwa des Elementarbereichs <strong>und</strong><br />

der Schule, der Gr<strong>und</strong>schule <strong>und</strong> der weiterführenden Schulen, der Schule <strong>und</strong> den außerschulischen<br />

Fördereinrichtungen sowie der allgemeinbildenden Schule <strong>mit</strong> dem berufsbildenden<br />

Bereich – erforderlich. Auch die Stärkung der Zusammenarbeit <strong>mit</strong> Eltern <strong>und</strong> den Zuwanderer-<br />

Communities ist sinnvoll; hier kann eine bedeutende Ressource für die <strong>Förderung</strong> der Kinder <strong>und</strong><br />

<strong>Jugendlichen</strong> existieren, die bislang unzureichend erschlossen ist.<br />

(3) <strong>Förderung</strong> des Erwerbs der spezifischen Sprache der Schule<br />

Bei der Entwicklung geeigneter Interventionsmaßnahmen in einem Innovationsprogramm ist es<br />

notwendig, Ursachen nicht <strong>mit</strong> Wirkungen zu verwechseln. Den bestehenden Erfordernissen<br />

einer effektiven <strong>Förderung</strong> im Deutschen kann nicht allein <strong>mit</strong> quantitativer Steigerung der<br />

bestehenden Maßnahmen begegnet werden; ebenso unzureichend wäre eine Konzentration auf<br />

„Vorbereitungen“. Die kontinuierliche <strong>Förderung</strong> muss vielmehr an den sich kontinuierlich<br />

ändernden sprachlichen Anforderungen orientiert sein, die sich im Verlauf einer Bildungskarriere<br />

stellen. Das Problem der Sprache der Schule zu lösen ist nicht allein, <strong>und</strong> wahrscheinlich nicht<br />

einmal primär, eine Aufgabe des Sprachunterrichts im engeren Sinne. Es stellt sich vielmehr<br />

durch das gesamte Curriculum hindurch in allen Fächern. Notwendig ist die Entwicklung einer<br />

in Deutschland kaum verbreiteten Auffassung, dass eine jede Lehrerin, ein jeder Lehrer auch für<br />

die Ver<strong>mit</strong>tlung der sprachlichen Mittel zuständig ist, die das Lernen der Sache oder das Lernen<br />

im Fach stellt. Hierzu liegen in anderen Bildungssystemen Erfahrungen vor, die aufgegriffen <strong>und</strong><br />

für Deutschland weiterentwickelt werden sollten. Dazu gehört beispielsweise der in England<br />

etablierte Ansatz „language across the curriculum“ – frei übersetzt: Sprache lernen in jedem<br />

Unterricht (vgl. Bourne 2003). Eine Voraussetzung sine qua non hierfür ist die entsprechende<br />

Qualifikation der Lehrkräfte, sowohl für sprachdiagnostische Aufgaben als auch dafür, auf die<br />

Diagnoseergebnisse gestützte Fördermaßnahmen entwickeln zu können.<br />

Auch dieser Bereich verweist auf die Notwendigkeit der Institutionen übergreifenden Kooperation.<br />

Vorbildliche Praxis in diesem Feld findet sich in Deutschland bislang eher im Bereich der<br />

außerschulischen Initiativen. Nachhaltig erfolgreiche Projekte sind z.B. seit vielen Jahren an der<br />

Universität Essen <strong>und</strong> neuerdings auch an der Universität Bielefeld etabliert. Dort werden<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler schulbegleitend in der Entwicklung ihrer fachlichen <strong>und</strong> zugleich<br />

fachsprachlichen Kenntnisse im Deutschen gefördert <strong>und</strong> zwar unter Berücksichtigung ihrer<br />

Zweisprachigkeit. Durch die Lozierung an der Universität <strong>und</strong> die Betreuung durch Hochschullehrer<br />

ist hier<strong>mit</strong> zugleich ein Ansatzpunkt für die Qualifizierung pädagogischen Personals in<br />

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