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Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

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der Berufseinmündung ein erheblicher Handlungsbedarf besteht <strong>und</strong> ein Innovationsprogramm<br />

der BLK sich auch diesem Bedarf zuwenden sollte.<br />

1.3. Ergebnisse der internationalen Schulleistungsvergleichsstudien<br />

Die PISA-Studie hat entscheidend dazu beigetragen, der Allgemeinheit zu verdeutlichen, dass<br />

die speziellen Probleme der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> auf ein generelles<br />

Strukturmerkmal des deutschen Schulsystems zurückzuführen sind, nämlich auf seine<br />

hochgradige herkunftsbezogene Selektivität.<br />

In PISA 2000 (vgl. zum Folgenden: Deutsches PISA-Konsortium Hg., 2001) wurde die „Migrationsgeschichte“<br />

der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler durch Angaben zum Geburtsort der Mutter <strong>und</strong> des<br />

Vaters sowie zur Sprache in der Familie er<strong>mit</strong>telt. Da<strong>mit</strong> ist gegenüber den üblichen Bildungsstatistiken<br />

eine deutlich weiter reichende Möglichkeit gegeben, Disparitäten der Bildungsbeteiligung<br />

<strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> zu er<strong>mit</strong>teln <strong>und</strong><br />

Ansätze für Erklärungen zu suchen.<br />

In die Auswertungen zur Frage der Bildungsbeteiligung <strong>von</strong> <strong>Jugendlichen</strong> aus Migrationsfamilien<br />

gingen zunächst nur die Angaben zum Geburtsort der Eltern ein. Bei <strong>Jugendlichen</strong>, deren beide<br />

Elternteile nicht in Deutschland geboren sind, zeigte sich eine Bildungsbeteiligung, wie sie in<br />

Deutschland um 1970 anzutreffen war: Etwa 50% der Zugewanderten besuchen die Hauptschule<br />

– fast doppelt so viele wie bei Gleichaltrigen, deren Eltern in Deutschland geboren wurden. Nur<br />

15% der Zugewanderten hingegen besuchen das Gymnasium – weniger als die Hälfte der<br />

Gleichaltrigen ohne im Ausland geborene Eltern (a.a.O.: 373).<br />

1.3.1. PISA – Internationaler Vergleich<br />

Auf der Ebene des internationalen Vergleichs ist das Ergebnis besonders bemerkenswert, dass<br />

nur etwa 2% der <strong>Jugendlichen</strong>, deren beide Eltern nach Deutschland zugewandert sind, zu den<br />

„exzellenten Lesern“ gehören, etwa 20% <strong>von</strong> ihnen hingegen zu den „extrem schwachen Lesern“.<br />

Fast 50% der Zugewanderten überschreiten die elementare Kompetenzstufe I im Lesen nicht.<br />

Dieses Resultat ist nicht domänenspezifisch; vielmehr wurde er<strong>mit</strong>telt, dass sich eine mangelnde<br />

Lesekompetenz im Deutschen kumulativ auf die mathematische <strong>und</strong> naturwissenschaftliche<br />

Leistungsfähigkeit auswirkt. Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler <strong>mit</strong> unzureichender Lesekompetenz sind<br />

vermutlich in allen akademischen Domänen in ihrem Kompetenzerwerb beeinträchtigt (a.a.O.:<br />

376).<br />

Bei den ersten Versuchen, diese Ergebnisse zu erklären, wurden die Angaben zur Sozialschichtzugehörigkeit<br />

der Familien, die Verweildauer der <strong>Jugendlichen</strong> in Deutschland sowie „die<br />

Umgangssprache“ der Familie in die Analysen einbezogen. Sie ergaben, dass weder die soziale<br />

Lage noch die Verweildauer oder die familiale Sprachpraxis als solche primär verantwortlich für<br />

das schlechtere Abschneiden der <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> sind. Vielmehr ist die<br />

„Beherrschung der deutschen Sprache auf einem dem jeweiligen Bildungsgang angemessenen<br />

Niveau“ entscheidend (a.a.O.: 379).<br />

Dieses Ergebnis weist auf einen Schwachpunkt des deutschen Schulsystems hin, denn ca. 70%<br />

der <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> in der PISA-Stichprobe haben ihre gesamte Schulzeit<br />

in Deutschland absolviert. Insbesondere rückt es die Bedeutung, die der Schule bei der<br />

Ver<strong>mit</strong>tlung der schulspezifischen Sprache zukommt, in den Blick; hierzu ist in Kapitel I.3<br />

Näheres ausgeführt. Die 15-Jährigen Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong>, die<br />

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