05.12.2012 Aufrufe

Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

samkeit“ hat, betont. Ausgeführt wird dies aber lediglich im Hinblick auf generelle anthropologische<br />

Gesichtspunkte. Diskutiert wird vor allem die Bedeutung allgemeiner kognitiver<br />

Aktivitäten <strong>und</strong> eines nicht näher bezeichneten „Vorwissens“ für potentielle Lernerfolge;<br />

diskutiert werden ferner motivationale Zusammenhänge, etwa die Klärung <strong>und</strong> Kontrolle des<br />

eigenen Interesses sowie die soziale Einbindung in die „Kultur“ einer Disziplin. Ein Bezug<br />

zu konkreten kulturellen oder sprachlichen Erfahrungen, die die Schüler in den Unterricht<br />

<strong>mit</strong>bringen, wird dabei nicht hergestellt. In einer Skizze <strong>von</strong> „Gr<strong>und</strong>zügen sinnvollen Lehrens<br />

<strong>und</strong> Lernens“ <strong>von</strong> Mathematik <strong>und</strong> naturwissenschaftlichen Fächern im Rahmen einer modernen<br />

Allgemeinbildung wird zwar die Wichtigkeit, verständnisorientierte, diskursive <strong>und</strong><br />

begrifflich vertiefende Lernprozesse anzuleiten, eindringlich <strong>und</strong> wiederholt betont. Aber<br />

auch hierbei wird kaum expliziter Bezug dazu hergestellt, was dies im Hinblick auf die<br />

sprachlichen <strong>und</strong> kulturellen Bildungsvoraussetzungen der Lernenden bedeutet.<br />

Die einzige ausdrückliche Bezugnahme auf die sprachlichen Erfahrungen der Lernenden findet<br />

sich im Zusammenhang <strong>mit</strong> der Schilderung des Problems, dass Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

Alltagsvorstellungen – <strong>und</strong> da<strong>mit</strong> auch: alltagssprachliche Formulierungen – in den Unterricht<br />

<strong>mit</strong>bringen. Mit Lernschwierigkeiten sei insbesondere zu rechnen, wenn ein Begriff in<br />

der Umgangssprache <strong>und</strong> der Fachsprache vorkomme, aber <strong>mit</strong> unterschiedlichen Bedeutungen<br />

belegt sei. Zum Umgang <strong>mit</strong> diesem Problem werden „bewährte“ Strategien empfohlen,<br />

etwa: „Die Perspektiven der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler ernst [zu] nehmen“, eine „aktive Auseinandersetzung<br />

<strong>mit</strong> einem Thema [...]“ oder „Reflexionen über das eigene Wissen [...]“ anzuregen<br />

(vgl. ebd.: 61). Die Allgemeinheit der Formulierungen illustriert, dass dabei nicht an<br />

den gr<strong>und</strong>legenden sprachlichen oder <strong>von</strong> kulturellen Erfahrungen geprägten Zugang zu einem<br />

Begriff gedacht wurde. Genau hier aber liegt ein besonderer Problembereich bei der<br />

<strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Folgerichtig wird weder in den beschriebenen „Problemzonen“ des mathematischen <strong>und</strong> naturwissenschaftlichen<br />

Unterrichts noch in den hierauf sich stützenden „Leitlinien für ein Modellversuchsprogramm“<br />

das konkrete Problem der sprachlichen <strong>und</strong> kulturellen Zugänglichkeit<br />

des Lehrstoffs thematisiert. Zur Begründung der Empfehlungen wird zwar auf Ergebnisse<br />

der TIMS-Studie rekurriert <strong>und</strong> das besondere Problem des schlechteren Abschneidens<br />

<strong>von</strong> Mädchen in mathematischen <strong>und</strong> naturwissenschaftlichen Leistungsmessungen ausdrücklich<br />

behandelt. Die Resultate der Kinder <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

finden aber keine Erwähnung.<br />

Un<strong>mit</strong>telbar <strong>und</strong> explizit auf die <strong>Förderung</strong> dieser Schülergruppe gerichtete Maßnahmen waren<br />

also in diesem Programm nicht zu erwarten <strong>und</strong> wurden im Rahmen der realisierten Projekte<br />

auch nicht ergriffen.<br />

Dennoch bieten die abgeschlossenen Maßnahmen Anknüpfungspunkte, die es – bei spezifischer<br />

Konkretisierung bzw. Differenzierung der Aufgabenbeschreibung – erlauben, wenn<br />

nicht gar nahe legen würden, bei der bevorstehenden Weiterentwicklung dieses Programms<br />

Ergänzungen im Hinblick auf die <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

vorzunehmen. Hierauf gehen wir im Kapitel “Programmvorschläge” genauer ein.<br />

6.2. BLK-Initiative „Demokratie lernen <strong>und</strong> leben“<br />

Diese Initiative wurde vor dem Hintergr<strong>und</strong> zunehmender Gewalt sowie des Anstiegs <strong>von</strong><br />

rassistischen, antise<strong>mit</strong>ischen <strong>und</strong> rechtsextremistischen Überzeugungen bei <strong>Jugendlichen</strong><br />

entwickelt. Konstatiert wurde, dass diese Entwicklung <strong>mit</strong> einer wachsenden Politikverdros-<br />

106

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!