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Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

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dass die Güte der Implementierung eines zweisprachigen Programms, seine Akzeptanz <strong>und</strong><br />

Unterstützung durch die gesamte Schule maßgebliche Bedingungen für den Erfolg sind. Zum<br />

Teil lassen sich darüber sogar Effekte eines niedrigen sozioökonomischen Status ausgleichen<br />

(Thomas/Collier 1997). Diese begünstigenden Faktoren sind auch aus der Schuleffektivitätsforschung<br />

bekannt: In leistungsfähigen Schulen sind positive Einstellungen zu einer Maßnahme<br />

<strong>und</strong> gemeinsam getragene Ziele, klare Strukturen <strong>und</strong> Unterstützung durch Schulleitung <strong>und</strong><br />

Schulaufsicht sowie die Anerkennung der <strong>mit</strong>gebrachten Fähigkeiten <strong>und</strong> Erfahrungen der<br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler vorfindlich. Übertragen auf die spezifische Lage der Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> bedeutet dies: Erfolg verspricht die Akzeptanz <strong>und</strong> Anerkennung<br />

ihrer besonderen Spracherfahrungen als Fähigkeiten <strong>und</strong> ein soziales Klima, in dem es<br />

wenig Diskriminierung, aber statt dessen viel Ermutigung gibt.<br />

Modellevaluationen in den USA kommen zu dem Ergebnis, dass es einen klaren Zusammenhang<br />

zwischen Dauer <strong>und</strong> Intensität der <strong>Förderung</strong> in der Herkunftssprache <strong>mit</strong> dem Erfolg auch in<br />

der Zweitsprache gibt (vgl. Thomas/Collier 1997):<br />

- Am schlechtesten schneiden Modelle ab, in denen zweisprachige Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler umstandslos in Englisch unterrichtet werden – ohne oder <strong>mit</strong> spezieller <strong>Förderung</strong><br />

als Zweitsprachenlerner. Dieses wird in der Praxis leicht übersehen <strong>und</strong> kann nur<br />

über Längsschnittuntersuchungen zu Tage gefördert werden, da diese Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schüler in der Regel in den ersten Jahren durchaus große Fortschritte in der Zweitsprache<br />

machen, nach einigen Jahren aber stagnieren. Insbesondere ihre Leistungsfähigkeit in der<br />

kontextreduzierten <strong>und</strong> abstrakten „Sprache der Schule“ kommt nicht oder nur wenig<br />

voran; gerade hier aber wird <strong>mit</strong> zunehmende Dauer des Schulbesuchs sowohl mehr erwartet<br />

als auch weniger gezielt unterrichtet.<br />

- Besser schneiden Modelle ab, die eine <strong>Förderung</strong> in der Herkunftssprache anbieten <strong>und</strong><br />

transitorisch zunehmend in die Zweitsprache überleiten; dabei sind die längerfristig geführten<br />

Modelle / („late-exit“) den schneller zum ausschließlichen Unterricht in der<br />

Zweitsprache übergehenden noch einmal deutlich überlegen. Hier sind z.B. nicht nur positive<br />

Auswirkungen auf Leistungen in der Zweitsprache, sondern auch im Fachunterricht<br />

(Mathematik) belegt.<br />

- Am besten schneiden konsequent bilinguale Modelle ab, die einen kontinuierlichen Unterricht<br />

in beiden Sprachen anbieten. Die Ergebnisse in der Zweitsprache, aber auch in<br />

Mathematik sind – neben den parallel steigenden Kompetenzen in der Erstsprache –<br />

deutlich besser; die Kinder holen gegenüber den einsprachig englischen <strong>Kindern</strong> stetig<br />

auf. Es scheint zudem ein straffer Zusammenhang zwischen den Ergebnissen im Lesen<br />

<strong>und</strong> in Mathematik zu bestehen.<br />

Der Zusammenhang <strong>von</strong> Sprachförderung <strong>und</strong> Fachleistungen wird in einigen Studien deutlich<br />

belegt. Dabei gilt als stärkster Prädiktor für einen erfolgreichen Abschluss der Schullaufbahn der<br />

mehrjährige fachbezogene Unterricht im Medium der Erstsprache (vgl. Thomas/Collier 1997).<br />

Von besonderer Bedeutung ist die Hinführung zur kognitiv anspruchsvollen Bildungssprache<br />

<strong>von</strong> Anfang an <strong>und</strong> durch die gesamte Schulzeit hindurch. Die Ver<strong>mit</strong>tlung mündlicher kommunikativer<br />

Fähigkeiten in der Herkunftssprache unterstützt den Erwerb anspruchvoller sprachlicher<br />

Kompetenzen anscheinend kaum, jedenfalls nicht hinreichend. Hingegen ergibt schon eine<br />

Alphabetisierung in der Herkunftssprache auch eine Verbesserung der Leistungen in der Zweitsprache<br />

(vgl. Verhoeven 1994). Hier kommt das allgemeine, auch für einsprachig Aufwachsende<br />

gültige Ergebnis der Spracherwerbsforschung zum Tragen, dass es in Schriftsprachgemeinschaften<br />

der Herausforderung durch die Schrift bedarf, um das Stadium assoziativer Kommunikati-<br />

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