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Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

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ischen Sprachzusammensetzung in den Blick zu nehmen. Es stellt sich die Frage, ob sie ihre<br />

Ziele erreichen können, neben der Einführung der monolingual deutschen Kinder in eine andere<br />

Sprache <strong>und</strong> neben der schulischen Bildung der Herkunftssprachen für die zweisprachigen<br />

Kinder auch Auswirkungen auf einen besseren Erwerb der Zweitsprache Deutsch für diese<br />

Kinder zu erbringen <strong>und</strong> auf diese Weise tendenziell die amerikanische Modellevaluation zu<br />

bestätigen. Die ersten Evaluationsergebnisse eines entsprechenden Hamburger Schulversuch<br />

deuten in diese Richtung: Die Fortschritte der Kinder, die ohne oder <strong>mit</strong> nur sehr geringen<br />

Deutschkenntnissen eingeschult wurden, sind erheblich. Die zweisprachigen Kinder entwickelten<br />

sich schon im ersten Schuljahr sowohl im Deutschen als auch in der Partnersprache deutlich<br />

weiter (Gogolin/Neumann/Roth 2003). Allerdings sind die Schulversuchsklassen erst in der<br />

dritten Jahrgangsstufe angekommen, so dass weiter reichende Aussagen noch nicht möglich sind.<br />

Über den Berliner Schulversuch „Staatliche Europaschulen“ liegen bis auf eine Pilotstudie keine<br />

empirischen Ergebnisse vor. Die Untersuchung zur sprachlichen Entwicklung einer italienischdeutschen<br />

Klasse ergab, dass die Erstsprachkompetenz durch den gleichzeitigen gesteuerten<br />

Erwerb <strong>von</strong> zwei Sprachen nicht beeinträchtigt wird. In den Gr<strong>und</strong>fertigkeiten Hören, Sprechen,<br />

Lesen <strong>und</strong> Schreiben entsprach das dort bis zum Ende des zweiten Schuljahrs erreichte Niveau<br />

dem Durchschnitt der monolingualen Kontrollgruppen. Das galt auch für die italienische Sprachgruppe.<br />

Allerdings wurden bei einigen der zweisprachigen Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler trotz guter<br />

Fortschritte noch erhebliche Schwächen im Italienischen festgestellt. Im Deutschen als Zweitsprache<br />

hingegen wurden kontinuierliche Fortschritte beobachtet (vgl. Graefe-Bentzien 2001).<br />

Die Autorin verweist ebenfalls auf die Vorläufigkeit der Ergebnisse angesichts der nicht abgeschlossenen<br />

Gr<strong>und</strong>schulzeit der untersuchten Kinder. Ein für weitere Untersuchungen nicht<br />

unerhebliches Teilergebnis ist darin zu sehen, dass sich weder der Besuch einer vorschulischen<br />

Einrichtung noch der familiäre Hintergr<strong>und</strong> als erklärend für besondere Lernfortschritte in beiden<br />

Sprachen erwiesen, hingegen das allgemeine kommunikative Verhalten bedeutsam zu sein<br />

scheint.<br />

Ein weiteres bilinguales Modell, die deutsch-italienische Schule in Wolfsburg, hat die Evaluation<br />

<strong>von</strong> vier Jahrgängen der Gr<strong>und</strong>schule abgeschlossen. Im Ergebnis stehen gute Ergebnisse für das<br />

Italienische sowie eine hohe Schulzufriedenheit gerade der zweisprachigen Kinder. Die Abstände<br />

in den Leistungen im Deutschen zwischen den einsprachig deutschen <strong>und</strong> den zweisprachigen<br />

<strong>Kindern</strong> sind jedoch klar erkennbar. Zwar erreichen die zweisprachigen als Gruppe einen<br />

insgesamt guten Testwert, aber immerhin ein Viertel dieser Kinder wird weiterhin als förderungsbedürftig<br />

im Deutschen als Zweitsprache betrachtet (Sandfuchs/Zumhasch 2002). Die<br />

Autoren sehen einen wesentlichen Gr<strong>und</strong> dafür in nicht gelungener Zweitsprachförderung <strong>und</strong><br />

plädieren für eine Intensivierung dieses Unterrichts. Das Wolfsburger Ergebnis macht noch<br />

einmal deutlich, dass die Frage der <strong>Förderung</strong> in der Herkunftssprache <strong>und</strong> der <strong>Förderung</strong> des<br />

Deutschen als Zweitsprache nicht in Opposition zueinander stehen, sondern als einander ergänzende<br />

Elemente einer umfassenden sprachlichen Bildung für Kinder <strong>mit</strong> anderen Familiensprachen<br />

betrachtet werden können <strong>und</strong> sollten.<br />

3.2.5. Schlussfolgerungen <strong>und</strong> Anschlussfragen<br />

Für die B<strong>und</strong>esrepublik liegen nur punktuelle <strong>und</strong> lokale Studien über die Auswirkungen des<br />

Unterrichts im Deutschen als Zweitsprache vor. Das gleiche gilt für die Effekte einer <strong>Förderung</strong><br />

in der Herkunftssprache für das Lernen der Zweitsprache Deutsch. Die vornehmlich aus den<br />

USA, den Niederlanden <strong>und</strong> Österreich vorliegenden Ergebnisse besagen, dass Merkmale der<br />

Implementierung <strong>von</strong> Programmen, die didaktische Gestaltung des Unterrichts sowie die Koor-<br />

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