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Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

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onsfähigkeit sowohl in ihrer Herkunftssprache als auch in der Zweitsprache gelangen. Dies<br />

belegen Forschungsergebnisse über die Leistungsfähigkeit <strong>von</strong> spezifischen Modellen der<br />

Erziehung <strong>und</strong> Bildung zweisprachig Aufwachsender.<br />

3.2.4. Sprachentwicklung <strong>und</strong> Schulerfolg zweisprachiger Kinder aus Sicht der<br />

internationalen Zweitspracherwerbsforschung<br />

Mit den PISA-Ergebnissen ist die nicht hinreichende Einstellung des deutschen Bildungssystems<br />

auf die schulische <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> deutlich<br />

worden. In der IGLU-Studie ergab sich, dass bereits in der Gr<strong>und</strong>schule eine starke Differenz<br />

der Leistungen <strong>von</strong> Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern <strong>mit</strong> <strong>und</strong> ohne Migrationshintergr<strong>und</strong> entsteht.<br />

Auch wenn die Schere noch nicht so weit geöffnet ist wie in der Sek<strong>und</strong>arstufe, ist doch das<br />

Ergebnis bedrückend, dass bereits in der Gr<strong>und</strong>schule die Leistungsdifferenz zwischen beiden<br />

Schülergruppen größer ist als in allen anderen verglichenen Ländern (vgl. hierzu Kapitel 1). Von<br />

daher ist in einem Innovationsprogramm zur <strong>Förderung</strong> der Kinder <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong><br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> die Berücksichtigung der Forschung sinnvoll, die sich <strong>mit</strong> dem Zusammenhang<br />

<strong>von</strong> schulischer Sprachförderung, Sprachentwicklung <strong>und</strong> Schulerfolg befasst. Als<br />

einflussreiche Faktoren haben sich der Einsatz zweitsprachenspezifischer Fördermaßnahmen<br />

(„Deutsch als Zweitsprache“) sowie der Umgang <strong>mit</strong> der Erst- oder Familiensprache erwiesen.<br />

Die folgenden Ausführungen stützen sich vor allem auf ein Gutachten über den entsprechenden<br />

Forschungsstand, das im Auftrag der Freien <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg erstellt wurde (vgl.<br />

Reich/Roth u.a. 2002; siehe auch zsf. Siebert-Ott 1999; Cummins 2000; ders. 2003).<br />

Nach der Analyse des Forschungsstands besteht ein straffer Zusammenhang zwischen dem<br />

Erwerb einer Zweitsprache <strong>und</strong> dem der jeweiligen Erstsprache. Hierzu liegt eine große Zahl an<br />

Studien vor, die <strong>von</strong> der frühen Kindheit bis zum Erwachsenenalter reichen (vgl. zsf. Baetens-<br />

Beardsmore 1986; Baker/Prys-Jones/Baker 2001; Romaine 1994). Kontrovers wurde diskutiert,<br />

ob es eine strenge quasi-kausale Interdependenz zwischen Erst- <strong>und</strong> Zweitsprache gibt <strong>und</strong><br />

entsprechend schulorganisatorisch reagiert werden könne oder gar müsse. Inzwischen wird aber<br />

da<strong>von</strong> nicht mehr ausgegangen (Cummins 2003).<br />

Zwar liegen für den Zusammenhang <strong>von</strong> Schulerfolg <strong>und</strong> Spracherwerb aus Europa im Gegensatz<br />

zum amerikanischen Raum keine Überblicksstudien vor (vgl. zu den USA Ramirez u.a.<br />

1991; Thomas/Collier 1997 sowie die Metaanalysen bei Greene 1998; Cummins 2000). Jedoch<br />

gibt es einige regional <strong>und</strong> thematisch enger geschnittene Studien, die die folgende Tendenz<br />

erkennen lassen: Die schulische <strong>Förderung</strong> der Erstsprache wirkt sich im schlechtesten Fall<br />

neutral aus, hat also keine negativen Folgen für den Zweitspracherwerb (vgl. Felix 1997). In der<br />

Regel jedoch wirkt sie sich positiv aus (vgl. Verhoeven 1994; Westerbeek/Wolfgram 1999).<br />

Allerdings ist der positive Einfluss einer <strong>Förderung</strong> in der Erst- oder Familiensprache an Bedingungen<br />

geb<strong>und</strong>en: So konnte in niederländischen Studien (de Bot/Driessen/Jungbluth 1989; dies.<br />

1991) gezeigt werden, dass ein isolierter zusätzlicher Unterricht in der Herkunftssprache zwar<br />

verbesserte Leistungen in dieser, aber keine Auswirkungen auf das Niederländische als Zweitsprache<br />

erbringt. Angenommen wird, dass ein solcher Effekt positiver Auswirkungen auf die<br />

Zweitsprache neben der angemessenen Dauer der Maßnahme auch die didaktische Koordinierung<br />

<strong>von</strong> herkunftssprachlichem Unterricht <strong>und</strong> Zweitsprachunterricht verlangt.<br />

Neben der Dauer <strong>und</strong> der Koordination ist als dritter bedeutsamer Einflussfaktor die Art <strong>und</strong><br />

Weise der Implementierung schulsprachlicher Programme zu berücksichtigen. So konnten<br />

Studien aus den USA (Thomas/Collier 1997) sowie den Niederlanden (Codina u.a. 1999) zeigen,<br />

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