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Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

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3.2.6. Eine kontinuierliche Herausforderung: Die Sprache der Schule<br />

Unabhängig da<strong>von</strong>, ob Kinder <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> in den Genuss eines spezifischen<br />

Modells der Sprachbildung kommen, das ihre Zweisprachigkeit berücksichtigt, stellt sich das<br />

Problem ihrer adäquaten sprachlichen <strong>Förderung</strong> an jedwede Bildungsinstitution. Es kann, wie<br />

ausgeführt, als gesichert gelten, dass Kinder aus zugewanderten Familien – jedenfalls diejenigen,<br />

die in Deutschland geboren werden oder aufwachsen – in aller Regel <strong>mit</strong> Formen <strong>von</strong> Zweisprachigkeit<br />

aufwachsen <strong>und</strong> in den institutionellen Bildungsprozess eintreten. Die Bedeutung des<br />

Deutschen als allgemeines Verständigungs<strong>mit</strong>tel, <strong>und</strong> erst recht: als Schlüssel zum Bildungserfolg,<br />

wird <strong>von</strong> den Zugewanderten fraglos anerkannt, ohne dass da<strong>mit</strong> verb<strong>und</strong>en wäre, dass sie<br />

deshalb ihre <strong>mit</strong>gebrachten Sprachen aufgeben würden.<br />

Für die Gestaltung <strong>von</strong> Bildungsprozessen im Elementarbereich <strong>und</strong> in der Schule folgt hieraus,<br />

dass Zweisprachigkeit als Bildungsvoraussetzung für die Aneignung <strong>und</strong> Verarbeitung des<br />

Lernangebots dauerhaft relevant bleibt. Der Einfluss der Zweisprachigkeit auf die sprachliche<br />

<strong>und</strong> intellektuelle Entwicklung bleibt auch dann erhalten, wenn keine institutionelle <strong>Förderung</strong><br />

beider Sprachen erfolgt; nicht zuletzt darauf deutet das Ergebnis der PISA-Studie hin, dass<br />

Fünfzehnjährige <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> trotz des kompletten Durchlaufens einer Schule in<br />

Deutschland geringere Lesekompetenzen erreichen als Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler ohne Mihrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

Dies zeigt, dass „dieselbe“ <strong>Förderung</strong>, wie sie Einsprachigen gegeben wird, bei<br />

Zweisprachigen zu anderen – schlechteren – Ergebnissen führt.<br />

In Untersuchungen aus der Perspektive interkultureller Bildungsforschung – zum Beispiel im<br />

Rahmen des Schwerpunktprogramms FABER (Folgen der Arbeitsmigration für Bildung <strong>und</strong><br />

Erziehung) der DFG – wurde darauf hingewiesen, dass Maßnahmen, die zur Sprachförderung<br />

in den deutschen Schulen ergriffen wurden, häufig folgende Charakteristika aufweisen, die als<br />

Ursachen für geringe Fördererfolge gelten können:<br />

- Es erfolgte eine weitgehende Konzentration auf das Deutsche – also nur einen Teil der<br />

sprachlichen Gesamtkompetenz der Kinder <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong>.<br />

- Es war vielfach die Gr<strong>und</strong>auffassung leitend, dass man es <strong>mit</strong> einem Übergangsproblem<br />

zu tun habe. Daher wurden Maßnahmen <strong>von</strong> begrenzter Dauer etabliert, in denen eine<br />

Intensivförderung gegeben werden sollte. Die <strong>mit</strong>schwingende Hoffnung oder Annahme<br />

dabei ist, dass am Ende dieser <strong>Förderung</strong> eine Situation erreicht sei, die keine spezifische<br />

Rücksichtnahme oder <strong>Förderung</strong> mehr erforderlich mache, da die Besonderheiten der<br />

Zweisprachigkeit quasi ausgeräumt wären.<br />

Dies aber ist ein Irrtum. Zweisprachigkeit bleibt permanent als Bildungsvoraussetzung erhalten,<br />

<strong>und</strong> nachhaltig positive Einflüsse auf die sprachliche <strong>und</strong> sonstige schulische Entwicklung <strong>von</strong><br />

<strong>Kindern</strong>, die in zwei Sprachen leben, können nicht <strong>von</strong> kurzfristigen Interventionsmaßnahmen<br />

erwartet werden, sondern – wie im vorigen Abschnitt ausgeführt – nur <strong>von</strong> solchen <strong>mit</strong> einem<br />

langen Atem.<br />

Dies hat zur Konsequenz, dass auf die spezifischen sprachlichen Anforderungen der Schule <strong>und</strong><br />

des Unterrichts nicht allein <strong>mit</strong> „Vorbereitung“ reagiert werden kann. Dafür ist verantwortlich,<br />

dass diese Anforderungen sich erst <strong>mit</strong> dem Bildungsprozess selbst entwickeln <strong>und</strong> kontinuierlich<br />

verändern. Angesprochen ist hier das Deutsche als „Sprache der Schule“, das im vorigen<br />

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