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Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

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onsfähigkeit zu überschreiten (vgl. List 1992).<br />

Insgesamt gesehen scheint es, dass insbesondere für die schriftsprachlichen Teilfähigkeiten<br />

zwischen den jeweiligen Sprachen ein klarer Zusammenhang besteht. Das betrifft auch sprachübergreifende<br />

Aspekte wie Lesestrategien, Textkohärenz <strong>und</strong> Textsortenkenntnis (vgl. zsf.<br />

Cummins 1991; 2000). Für das Schreiben wird einerseits vermutet, dass die dominante Sprache<br />

eine Art Matrix für den Schriftspracherwerb darstellt (Berkemeier 1997; Maas/Mehlem 2002).<br />

Andererseits ist in bilingualen Modellen erkennbar, dass Kinder auch zwei Schriftsysteme<br />

parallel erwerben können <strong>und</strong> eher weniger Interferenzen auftauchen (Carlisle 1986; Hansen<br />

2001; Gogolin/Neumann/Roth 2003); hier ist weitere Forschung nötig. Insgesamt deutet sich<br />

hier an, dass die didaktische Gestaltung des Lernprozesses höchst bedeutsam für den möglichen<br />

Erfolg ist – auch wenn andererseits sozioökonomische <strong>und</strong> kulturelle Faktoren, insbesondere die<br />

Bildungsnähe <strong>von</strong> Elternhäusern <strong>und</strong> der lebensweltliche Zugang zur Schriftkultur, stark wirken.<br />

In didaktischer Hinsicht kann – gestützt auf Analysen zum „content based language learning“<br />

(vgl. Crandall 1994; Krueger/Ryan 1993) – da<strong>von</strong> ausgegangen werden, dass ein Sprachunterricht,<br />

der sich auf das Lernen <strong>von</strong> „Sprache an sich“ beschränkt, weniger erfolgreich sein wird<br />

als ein Unterricht, der anspruchsvolle fachliche Anteile einbezieht <strong>und</strong> Spracherwerb an die<br />

Auseinandersetzung <strong>mit</strong> Fachinhalten koppelt.<br />

Als weiterer Bedingungsfaktor für ein Gelingen der schulischen <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> ist die Dauer des Unterrichts in der Herkunftssprache<br />

zu nennen. Je nach Eingangsvoraussetzungen der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler wird ein Zeitrahmen<br />

<strong>von</strong> fünf bis zehn Jahren angesetzt, wenn die aufgebaute sprachliche Leistungsfähigkeit nicht<br />

aufs Spiel gesetzt werden soll (vgl. Hakuta u.a. 2000; Thomas/Collier 1997). Als Erklärung dafür<br />

gilt die <strong>von</strong> Schuljahr zu Schuljahr zunehmende Komplexität <strong>und</strong> Abstraktion der einzelnen<br />

Fachsprachen <strong>und</strong> der schulischen Bildungssprache insgesamt. Strukturen <strong>und</strong> Wortschätze<br />

dieser Sprachen der Schule stellen kognitiv <strong>und</strong> sprachlich im Verlauf einer Schullaufbahn<br />

immer höhere Anforderungen.<br />

Da<strong>mit</strong> ist zugleich die Qualität <strong>von</strong> Unterricht in der Herkunftssprache angesprochen: Neben der<br />

fachlichen Orientierung in diesem Unterricht scheint vor allem die didaktische Koordination der<br />

<strong>Förderung</strong> in Erst- <strong>und</strong> Zweitsprache <strong>von</strong> großer Bedeutung. Darauf weisen auch europäische<br />

Studien zu den Effekten des Besuchs <strong>von</strong> herkunftssprachlichem (oder „muttersprachlichem“)<br />

Unterricht in den Niederlanden <strong>und</strong> Österreich hin. Die Ergebnisse weisen ferner auf Unterschiede<br />

zwischen verschiedenen Sprachgruppen. So wurden in einer österreichischen Studie bessere<br />

Ergebnisse im Deutschen aufgr<strong>und</strong> des Besuchs des herkunftssprachlichen Unterrichts bei<br />

bosnisch, serbisch <strong>und</strong> kroatisch sprechenden Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern festgestellt, hingegen<br />

keine Effekte bei türkischsprachigen (Grosse 2000). Allerdings bedürfte dieses Resultat der<br />

eingehenderen Prüfung, etwa im Hinblick auf eventuell wirksame sozioökonomische Faktoren.<br />

In den Niederlanden ließen sich für zusätzlichen, aber isolierten Unterricht zwar Leistungssteigerungen<br />

in den jeweiligen Sprachen verzeichnen, aber keine Auswirkungen auf andere Fächer<br />

(Verhoeven 1994). Hingegen zeigen sich bei in den Schulalltag integrierten materialgestützten<br />

Programmen auch Leistungsverbesserungen in der Zweitsprache (vgl. Skoleverkets Bericht<br />

o.J./2003). Aus Deutschland liegen lediglich auf Einschätzungen beruhende Ergebnisse zu<br />

polnischen <strong>Jugendlichen</strong> in Hamburg (Hyla-Brüschke 1999) <strong>und</strong> italienischen <strong>Kindern</strong> in Baden-<br />

Württemberg (Rothe 2001) vor, die einen positiven Zusammenhang zwischen Schulerfolg <strong>und</strong><br />

Besuch des herkunftssprachlichen Unterrichts nahe legen.<br />

Des Weiteren sind die Leistungen bilingualer Schulen, insbesondere der in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland bislang als Modellversuche geführten bilingualen Gr<strong>und</strong>schulen <strong>mit</strong> einer asymmet-<br />

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