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Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

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dem vor allem Flüchtlingsjugendliche Deutschunterricht erhalten <strong>und</strong> – je nach Leistung –<br />

Abschlüsse erwerben können. Da die meisten dieser <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> einem ungesicherten<br />

Aufenthaltsstatus mehr als drei Jahre nach Abschluss des Asylverfahrens in Deutschland<br />

bleiben, erhalten sie so mindestens die Chance, Deutsch zu lernen <strong>und</strong> eine gewisse Gr<strong>und</strong>bildung<br />

zu erwerben.<br />

In vielen B<strong>und</strong>esländern ist es üblich, die Vorbereitungsklassen der Sek<strong>und</strong>arstufe I zwar<br />

schulformübergreifend, aber dennoch vor allem an Hauptschulen (bzw. den entsprechenden<br />

Formen je nach B<strong>und</strong>esland) einzurichten. Dies hat zur Folge, dass unterproportional Kinder<br />

in Regelklassen an Realschulen oder Gymnasien übergehen. Um dem entgegenzuwirken, hat<br />

es sich als effektiv erwiesen, auch an Gymnasien <strong>und</strong> – falls vorhanden – Gesamtschulen<br />

Vorbereitungsklassen einzurichten. Die erhöhte Zahl <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong>, die in der jeweiligen<br />

Schule verbleiben <strong>und</strong> deren Abschlüsse erwerben, kann als ein Hinweis darauf gewertet<br />

werden, dass die Potenziale der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler erkannt <strong>und</strong> besser ausgeschöpft<br />

werden können. So hat z.B. Baden-Württemberg (für Berechtigte nach dem B<strong>und</strong>esvertriebenengesetz)<br />

Sonderlehrgänge an Gymnasien zum Erwerb der Fachhochschulreife <strong>und</strong> Förderklassen<br />

an Realschulen eingerichtet. Auch in Hamburg bestehen seit Jahren „Realschulübergangsklassen“,<br />

in denen die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler nicht nur zum Realschulabschluss,<br />

sondern auch zum Besuch der gymnasialen Oberstufe geführt werden. Einen Versuch, Benachteiligungen<br />

bei Zuweisungsentscheidungen zu verhindern, stellen auch zentrale Prüf<strong>und</strong><br />

Beratungsstellen dar, die über eine differenzierte Kenntnis ausländischer Zeugnisse,<br />

Schulsysteme <strong>und</strong> politischer Verhältnisse verfügen, um die Kinder <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> ihren<br />

Vorkenntnissen gemäß auf Schulen zu verteilen. Entsprechende Erfahrungen wurden z.B. in<br />

den RAA (ursprünglich 1980: „Regionale Arbeitsstellen zur <strong>Förderung</strong> Ausländischer Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendlicher“, heute in 27 Städten <strong>und</strong> Kreisen „Regionale Arbeitsstellen zur <strong>Förderung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> aus Zuwandererfamilien“) in Nordrhein-Westfalen, aber auch<br />

einzelnen Städten (z.B. Düsseldorf) gemacht. In einigen B<strong>und</strong>esländern konnten auch durch<br />

einen flexiblen Umgang <strong>mit</strong> der Anerkennung <strong>von</strong> Sprachkenntnissen aus den Herkunftsländern<br />

<strong>und</strong> ergänzenden Englischangeboten sowie Feststellungsprüfungen die formalen Hindernisse<br />

zum Übergang in die gymnasiale Oberstufe beseitigt werden.<br />

Eine Evaluation dieser Eingliederungsmaßnahmen hat es – bis auf die Ausnahme des „Krefelder<br />

Modells“ in den 1980er Jahren – nicht gegeben. Die Schwierigkeit liegt u.a. darin, dass<br />

Längsschnittuntersuchungen erforderlich wären <strong>und</strong> Schülerbiografien verfolgt werden<br />

müssten, die <strong>von</strong> häufigen Schul- <strong>und</strong> Ortswechseln, bis hin zu Rück- <strong>und</strong> Weiterwanderungen<br />

(„Transmigration“) beeinflusst sind.<br />

4.5. Sprachliche Bildung<br />

Zu Beginn der bildungspolitischen Maßnahmen zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> zuwandernden <strong>Kindern</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> war eine kompensatorische, auf Eingliederung <strong>und</strong> Anpassung der Kinder<br />

an die deutschen Gegebenheiten in Schule <strong>und</strong> Gesellschaft gerichtete Zielsetzung verfolgt<br />

worden. Mitte der 1990er Jahre zeichnete sich in einigen B<strong>und</strong>esländern eine Umorientierung<br />

in der Perspektive auf den Umgang der Schule <strong>mit</strong> den Folgen der Arbeitsmigration ab, die in<br />

der Gegenwart zum Teil wieder zurückgenommen, zum Teil anders akzentuiert wird. Dies ist<br />

am Feld der sprachlichen Bildung gut abzulesen. Bis in die 1990er Jahre hinein waren die<br />

Anstrengungen zur sprachlichen Bildung <strong>von</strong> dem kompensatorischen Gedanken geprägt,<br />

dass einwandernde Kinder möglichst schnell in das einsprachig deutsche Schulsystem <strong>und</strong><br />

seine Anforderungen eingegliedert werden sollten, aber gleichzeitig die „Rückkehrfähigkeit“<br />

der Kinder erhalten <strong>und</strong> ihre „kulturelle Identität“ gewahrt werden sollte. Mittel dieser „Doppelstrategie“<br />

waren ein Unterricht in Deutsch als Zweitsprache (Vorbereitungsklas-<br />

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