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Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

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Aufgr<strong>und</strong> der anhaltenden Diskussionen in der deutschen Öffentlichkeit, dass das insgesamt<br />

schlechtere Abschneiden Deutschlands im internationalen Vergleich vor allem auf die Anwesenheit<br />

der Kinder <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> zurückzuführen sei, hat das Deutsche<br />

PISA-Konsortium eine Auswertung unter Ausschluss der Zugewanderten vorgenommen<br />

(vgl. Deutsches PISA-Konsortium Hg., 2003), obwohl da<strong>mit</strong> erhebliche methodische Bedenken<br />

verb<strong>und</strong>en sind (vgl. Stanat 2003: 244f). Es ergibt sich für Deutschland ein geringfügig positiveres<br />

Gesamtbild, wenn nur diejenigen 15-Jährigen betrachtet werden, deren Eltern im jeweiligen<br />

Testland geboren sind <strong>und</strong> die in der Familie die Testsprache sprechen. Im Bereich des Lesens<br />

nähert sich der Leistungs<strong>mit</strong>telwert dem OECD-Durchschnitt, in Mathematik <strong>und</strong> Naturwissenschaften<br />

liegt der Mittelwert sogar geringfügig über dem Durchschnitt. Allerdings verschieben<br />

sich bei solchem Vorgehen auch die relativen Positionen anderer Staaten; sie verbessern sich vor<br />

allem bei denen, in denen die Leistungsunterschiede zwischen <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> <strong>und</strong> ohne<br />

Migrationshintergr<strong>und</strong> besonders hoch sind <strong>und</strong> in denen die sozialen Disparitäten besonders<br />

ausgeprägt sind. „Hier scheint also die Sicherung <strong>von</strong> Basiskompetenzen im unteren Leistungsbereich<br />

insgesamt weniger erfolgreich zu verlaufen, was u.a. eine Nebenfolge der relativ frühen<br />

Gliederung, die diese schulischen Systeme kennzeichnet, zu sein scheint“ (vgl. ebd.: 246; siehe<br />

auch Baumert/Schümer 2001).<br />

Im innerdeutschen Vergleich ergibt diese Betrachtungsweise, dass B<strong>und</strong>esländer <strong>mit</strong> relativ<br />

hohen Zuwandereranteilen in das obere Leistungsdrittel vorrücken, hingegen Länder <strong>mit</strong> sehr<br />

niedrigen Anteilen, die bei Betrachtung der Gesamtpopulation im vorderen Bereich liegen, zum<br />

Teil erheblich abfallen. Insgesamt zeigt sich eine enorme Spannweite der in den Ländern erzielten<br />

Ergebnisse bei Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong>. Die Differenzen<br />

zwischen den höchsten <strong>und</strong> niedrigsten Länder<strong>mit</strong>telwerten liegen bei r<strong>und</strong> 40 Punkten in<br />

Mathematik <strong>und</strong> den Naturwissenschaften <strong>und</strong> bei mehr als 50 Punkten in der Lesefähigkeit.<br />

Diese Ergebnisse besagen, dass es B<strong>und</strong>esländern <strong>mit</strong> einem hohen Migrantenanteil durchaus<br />

gelingen kann, ihre Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler insgesamt zu Schulleistungen zu führen, die ebenso<br />

gut oder besser sind als in Ländern <strong>mit</strong> geringen Anteilen Zugewanderter. In dieser Hinsicht wird<br />

der in der internationalen Studie erzielte Bef<strong>und</strong> unterstrichen, dass nicht die Zusammensetzung<br />

der Schülerschaft, sondern Merkmale des Schulsystems <strong>und</strong> des Unterrichts hauptverantwortlich<br />

sind für erzielte Leistungen.<br />

In der differenzierten Auswertung <strong>von</strong> PISA-E wurde des Weiteren die Zusammensetzung der<br />

Schulen betrachtet. Er<strong>mit</strong>telt wurde, dass in Schulen <strong>mit</strong> einem höheren Anteil <strong>von</strong> <strong>Jugendlichen</strong>,<br />

die in der Familie nicht Deutsch sprechen, bei ansonsten vergleichbarer Zusammensetzung im<br />

Hinblick auf Merkmale der familiären Herkunft <strong>und</strong> die kognitive Gr<strong>und</strong>fähigkeiten geringere<br />

Leistungen erzielt werden. Auf Schulebene sind ab einem 20%-Anteil <strong>von</strong> Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schülern, deren familiale Umgangssprache nicht Deutsch ist, niedrigere <strong>mit</strong>tlere Leistungen zu<br />

beobachten. Hingegen sinken die Leistungen nicht weiter, wenn höhere Anteile <strong>von</strong> Zugewanderten<br />

verzeichnet werden.<br />

Dieser Bef<strong>und</strong> bleibt genauer zu prüfen. In anderen Untersuchungen, etwa aus der Schweiz, ließ<br />

sich ein solcher Zusammenhang nicht nachweisen; hier ist die wissenschaftliche Diskussion über<br />

die angemessene Modellierung der Daten noch zu führen. Dafür spricht auch, dass sich auf<br />

Länderebene derselbe Zusammenhang nicht eindeutig abbilden ließ (vgl. a.a.O.: 257); hier zeigt<br />

sich, dass ein geringer Anteil <strong>von</strong> Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> keineswegs<br />

positive Wirkungen auf die Leistungsfähigkeit entfaltet.<br />

Die Suche nach angemessenen Interpretationsmöglichkeiten der Bef<strong>und</strong>e, sofern sie denn der<br />

Prüfung standhalten, wird fortgesetzt werden müssen. Möglicherweise muss die Gruppe Zugewanderter<br />

erst eine „kritische Schwelle“ erreicht haben, bevor Schulen ihnen die nötige Auf-<br />

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