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Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

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sich die Vorstellung, Kinder <strong>und</strong> Jugendliche ohne Deutschkenntnisse könnten allein durch<br />

die Teilnahme am Regelunterricht zum Erfolg geführt werden, als Irrtum erwiesen hat. In<br />

allen B<strong>und</strong>esländern ist Förderunterricht für Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong>,<br />

deren Deutschkenntnisse nicht ausreichend erscheinen, vorgesehen. Dieser Unterricht<br />

ist jedoch weder konzeptionell noch praktisch zufriedenstellend entwickelt, u.a. weil<br />

Forschungsdesiderate (z.B. über das Verhältnis <strong>von</strong> gesteuertem zu ungesteuertem Zweitsprachenlernen)<br />

bestehen <strong>und</strong> didaktische Konzepte kaum entwickelt worden sind (vgl. Kuhs<br />

2000). Zum Teil werden erhebliche zusätzliche Mittel für Förderunterricht bereit gestellt,<br />

deren Verwendung entweder <strong>von</strong> den Schulen autonom geregelt wird (z.B. in Form vom<br />

Doppelbesetzung, Teilungsst<strong>und</strong>en, Senkung der Klassenfrequenz) oder durch die Schulverwaltung<br />

in der Weise festgelegt wird, dass Kinder in kleinen Gruppen oder einzeln zusätzlichen<br />

Unterricht erhalten. In beiden Fällen besteht das Problem, dass bei Unterrichtsausfall<br />

oder aus sonstigen organisatorischen Gründen die Förderkapazitäten auch dazu verwendet<br />

werden, die ggf. bestehende Unterversorgung <strong>von</strong> Schulen <strong>mit</strong> Lehrerst<strong>und</strong>en oder den auf<br />

andere Weisen entstandenen Unterrichtsausfall auszugleichen. Dies ist ein Erfahrungswert,<br />

der bei Untersuchungen <strong>und</strong> Gesprächen in Schulen in den 16 B<strong>und</strong>esländern gewonnen<br />

wurde (vgl. Gogolin/ Neumann/ Reuter 2000). Dokumentationen über die tatsächliche Verwendung<br />

dieser Mittel konnten nirgends er<strong>mit</strong>telt werden. Bisher fehlen anscheinend Formen<br />

der Qualitätskontrolle für diese den Schulen zusätzlich zugewiesenen Mittel.<br />

4.4. Eingliederungsmaßnahmen<br />

Alle B<strong>und</strong>esländer sehen besondere Maßnahmen zur Eingliederung <strong>von</strong> neu aus dem Ausland<br />

zuwandernden <strong>Kindern</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> vor. Die östlichen B<strong>und</strong>esländer verzichten allerdings<br />

weitgehend auf eigene Klassen, in denen neu zugewanderte Kinder zum Unterricht in<br />

Deutsch als Zweit-/Fremdsprache zusammengefasst werden, weil die Zahl der Kinder insgesamt<br />

sehr gering ist. Eine spezielle Lösung hat Sachsen gef<strong>und</strong>en: Kern des integrativen Einsatzes<br />

ist eine Bildungsberatung, die sich an die Kinder <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> ebenso wie an deren<br />

Eltern richtet <strong>und</strong> den weiteren Bildungsweg auf der Gr<strong>und</strong>lage der bisherigen Fremdsprachenfolge<br />

– das heißt: den <strong>mit</strong>gebrachten sprachlichen Kenntnissen des Kindes entsprechend<br />

– plant. Den <strong>Kindern</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> sind Betreuungslehrerinnen bzw. Betreuungslehrer<br />

zugeordnet, die das Fach Deutsch als Zweitsprache unterrichten. Die Integration in<br />

eine Regelklasse erfolgt schrittweise in drei Etappen, begleitet <strong>von</strong> der betreuenden Lehrkraft.<br />

In den ersten beiden Etappen hat der Unterricht im Fach Deutsch als Zweitsprache Vorrang,<br />

in der dritten Etappe der Regelklassenunterricht, zu dem eine begleitende <strong>Förderung</strong><br />

angeboten wird. Zu den Aufgaben der Betreuungslehrkraft gehören neben der <strong>Förderung</strong> <strong>und</strong><br />

Beratung der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler sowie ihrer Eltern auch die Beratung der Einzelschule<br />

in interkulturellen Fragen. Zur Umsetzung des Konzepts, das in einem Lehrplan genau ausgearbeitet<br />

ist, gehört auch die Nutzung der Garantiefondsförderung in Form <strong>von</strong> außerschulischem<br />

Einzelunterricht oder Unterricht in Kleingruppen. Diese Lösung geht da<strong>von</strong> aus, dass<br />

zweisprachiges Aufwachsen günstige Voraussetzungen für die geistige Entwicklung eines<br />

Kindes bietet, sprachübergreifende Kompetenzen <strong>und</strong> jeden weiteren Spracherwerb fördert<br />

<strong>und</strong> Unterricht in den Muttersprachen der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler deshalb im Prozess der<br />

schulischen Integration eine wichtige Bedeutung hat. Daher wird in diesem Feld <strong>mit</strong> außerschulischen<br />

Bildungseinrichtungen kooperiert <strong>und</strong> Unterricht in verschiedenen Herkunftssprachen<br />

angeboten. So gab es im Jahr 1995/96 ein Angebot in den Sprachen Vietnamesisch,<br />

Türkisch, Arabisch, Bulgarisch <strong>und</strong> Griechisch.<br />

In den westlichen B<strong>und</strong>esländern, die seit den 1970er Jahren Erfahrungen <strong>mit</strong> der Aufnahme<br />

<strong>von</strong> Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern besitzen, die als Seiteneinsteiger aus dem Ausland in die<br />

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