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Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

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angelegter Ansatz der <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> aus - wie es seinerzeit hieß - „ausländischen<br />

Familien“ an vielen Standorten verstetigt <strong>und</strong> weiterentwickelt: die in Kapitel 4 vorgestellten<br />

RAA (Regionalen Arbeitsstellen zur <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> aus Zuwandererfamilien).<br />

Hier<strong>mit</strong> ist ein Modell praktischen Handelns gegeben, an dessen Know-how<br />

angeknüpft <strong>und</strong> dessen weitere Übertragbarkeit geprüft werden kann.<br />

In den vorstehenden Kapitel ist eine Fülle <strong>von</strong> Initiativen, Modellen <strong>und</strong> Projekten in den<br />

B<strong>und</strong>esländern vorgestellt worden, die verschiedene Aspekte des Problems der sprachlichen<br />

Bildung <strong>und</strong> <strong>Förderung</strong> aufgreifen; sie sind auf nahezu allen Ebenen des Bildungsbereichs zu<br />

finden. Da<strong>mit</strong> sind günstige Rahmenbedingungen <strong>und</strong> Voraussetzungen gegeben, an die ein<br />

Innovationsprogramm anknüpfen kann.<br />

Zugleich sollten die Analysen in den vorstehenden Kapiteln die Ambivalenz der Lage vor<br />

Augen geführt haben. Ungeachtet der Fülle an Aktivitäten zeigen sich durchaus beträchtliche<br />

Defizite. In den Tendenzen seien sie knapp zusammengefasst:<br />

(1) Die praktische Umsetzung des auf der Ebene <strong>von</strong> Empfehlungen, Erlassen, Verordnungen,<br />

Curricula, Lehr- <strong>und</strong> Bildungsplänen Niedergelegten ist keineswegs gesichert. Zwar<br />

existiert, wie erwähnt, ein umfangreiches Fortbildungsangebot für das pädagogische Personal.<br />

Die Voraussetzungen dafür aber, dass diejenigen, die Aufgaben der <strong>Förderung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> zu erfüllen haben, dieses Angebot auch<br />

wahrnehmen bzw. anschließend in eine ihren gewonnenen Qualifikationen entsprechende<br />

Tätigkeit einmünden, müssten deutlich verbessert werden. Gravierend ist ferner, dass die<br />

Fortbildung nicht an einschlägigen gr<strong>und</strong>legenden Kompetenzen anknüpfen kann. In den<br />

Ausbildungsgängen werden sie nicht oder höchstens ansatzweise ver<strong>mit</strong>telt. Die Fortbildung<br />

muss also oft Mängel der Ausbildung kompensieren. Des Weiteren sind nur an wenigen Ausbildungsstandorten<br />

die Voraussetzungen dafür gegeben, eine forschungsgestützte einschlägige<br />

Ausbildung anzubieten. Hier ist die Entwicklung flexibler, auch überregional einsetzbarer<br />

Ansätze empfehlenswert, die z.B. durch e-learning gestützt werden können.<br />

(2) Weder für den Bereich der Aufnahmemaßnahmen noch für die Sonderförderung, z.B. im<br />

Deutschen als Zweitsprache, liegen systematische Nachweise über deren Erfolg vor. Evaluationen<br />

- etwa <strong>von</strong> Lehrplänen - haben sich auf die Phase der Entwicklung konzentriert; eine<br />

längerfristige Beobachtung <strong>und</strong> Überprüfung ihrer Implementation bzw. Wirksamkeit erfolgte<br />

nicht. Ebenso fehlen systematische Nachweise zur Frage, ob zusätzliche Ressourcen<br />

zweckentsprechend eingesetzt wurden <strong>und</strong> der Mitteleinsatz <strong>mit</strong> Erfolg verknüpft war.<br />

(3) Das entwickelte Angebot „nachholender“ Qualifikationen, das <strong>Jugendlichen</strong> an der<br />

Schwelle zum Beruf gemacht wird, ist aus der Perspektive, dass im individuellen Fall hier<strong>mit</strong><br />

eine zusätzliche Einmündungschance verb<strong>und</strong>en ist, positiv zu beurteilen. Dennoch ist dieses<br />

Angebot ambivalent, denn es verweist zugleich auf Versäumnisse im vorherigen Bildungsgang.<br />

Es wird zu einem beträchtlichen Teil <strong>von</strong> solchen <strong>Jugendlichen</strong> in Anspruch genommen,<br />

die ihre gesamte Bildungskarriere in deutschen Schulen durchlaufen haben <strong>und</strong> dabei<br />

nicht zum Erfolg gekommen sind. Der PISA-Bef<strong>und</strong>, dass 70% der untersuchten 15-Jährigen<br />

ihre komplette Bildungsbiographie in Deutschland erlebt haben, untermauert dies: Die Notwendigkeit<br />

einer „nachholenden“ Qualifikation stellt sich keineswegs nur für Seiteneinsteiger,<br />

die für eine erfolgreiche Bildungskarriere zu spät in das deutsche Bildungssystem eintreten.<br />

Die Bemühungen um eine <strong>Förderung</strong> der Kinder <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

sollten sich darauf richten zu erreichen, dass eine „nachholende“ Qualifizierung<br />

nur im Ausnahmefall notwendig wird. Hierzu gehört auch eine zielführendere Gestaltung der<br />

Phase des Übergangs vom allgemeinbildenden Schulwesen (Sek<strong>und</strong>arstufen I <strong>und</strong> II) in die<br />

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