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Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

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nicht die erwartete Förderleistung erbracht habe. Eine empirische Prüfung dieser Überzeugung<br />

wurde nicht vorgenommen; dafür hätten auch die Voraussetzungen gefehlt, da das Konzept<br />

gar nicht langfristig genug <strong>und</strong> unter kontrollierten Bedingungen hatte erprobt werden<br />

können.<br />

Statt seiner Weiterentwicklung wurden auch in Nordrhein-Westfalen Maßnahmen zur Einführung<br />

frühen Fremdsprachenunterrichts etabliert. Die Achtung, <strong>Förderung</strong> <strong>und</strong> Entfaltung<br />

der sprachlichen Ressourcen, die Zugewanderte in das deutsche Bildungswesen hineinbringen,<br />

trat wieder in den Hintergr<strong>und</strong>. Insbesondere wegen der hohen Chancen zur <strong>Förderung</strong><br />

einer allgemeinen Sprachbewusstheit, die zu den Voraussetzungen für die Entwicklung einer<br />

weitreichenden Lesekompetenz gehört, könnten im Rahmen eines Innovationsprojekts die aus<br />

den 1990er Jahren vorliegenden Erfahrungen wieder aufgegriffen <strong>und</strong> weiterentwickelt werden.<br />

Hierbei würde es insbesondere darauf ankommen, die Qualifizierung <strong>und</strong> Unterstützung<br />

der beteiligten Lehrkräfte einzubeziehen.<br />

4.6. Interkulturelle Aspekte im Curriculum verschiedener Fächer <strong>und</strong> im Religionsunterricht<br />

Im Hinblick auf Konzepte interkultureller Bildung <strong>und</strong> Erziehung kann nicht <strong>von</strong> einem einheitlichen<br />

Diskussionsstand gesprochen werden, auch wenn sich die verschiedenen theoretischen<br />

Positionen in den letzten Jahren einander angenähert haben. Nach Auernheimer (2003)<br />

besteht inzwischen weitgehend Konsens über einige Gr<strong>und</strong>positionen: Der Kulturbegriff sei<br />

nicht essentialistisch zu verstehen, sondern als historisch gewordene Konstruktion, deren<br />

symbolische Ordnung auch die jeweiligen gesellschaftlichen Machtverhältnisse <strong>von</strong> Wirklichkeit<br />

einschließe. Es müsse also der Benachteiligung <strong>von</strong> Minderheiten Beachtung geschenkt<br />

werden <strong>und</strong> rassistischen Diskursen entgegengewirkt werden. Weiterhin bestehe Einigkeit<br />

über das Ziel, durch Selbstreflexion die eigene Kulturgeb<strong>und</strong>enheit zu erkennen.<br />

Auch kulturelle Identität sei nicht statisch <strong>und</strong> eindeutig, sondern vorläufig <strong>und</strong> „hybrid“ <strong>und</strong><br />

unterliege einer permanenten Dynamik aufgr<strong>und</strong> individueller wie gesellschaftlicher Gestaltungsprozesse<br />

(vgl. Roth 2002).<br />

Von dieser in der erziehungs- <strong>und</strong> sozialwissenschaftlichen Diskussion geführten Debatte ist<br />

die pädagogischen Praxis zu unterscheiden. Soweit sie die Vorschul- <strong>und</strong> Elementarpädagogik<br />

betrifft, wurden bereits seit Anfang der 1980er Jahre Projekte durchgeführt, die hauptsächlich<br />

auf einer inhaltlichen Ebene – unter Berücksichtigung der Mehrsprachigkeit – interkulturelle<br />

Ideen verwirklichen wollten. In der Folge wurde der „Situationsansatz“ entwickelt<br />

<strong>und</strong> interkulturell neu bestimmt.<br />

Für die Praxisebene der Schule sind einerseits die Schulgesetze <strong>und</strong> Erlasse bedeutend, andererseits<br />

die Lehrpläne <strong>und</strong> Schulbücher, <strong>von</strong> denen der pädagogische Alltag mehr oder weniger<br />

gesteuert wird. Umgekehrt schlagen sich darin die Vorstellungen über interkulturelle Bildung<br />

nieder, so dass sie sich als Analysegegenstand für die curriculare Umsetzung dieser<br />

Ziele eignen. Erstmalig explizit haben sich 1996 die Länder der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

darauf verständigt, interkulturelle Aspekte nicht als Zusatzaufgabe, sondern als Zielsetzung<br />

<strong>von</strong> allgemeiner Bedeutung im Bildungsprozess zu etablieren. Mit der KMK-Empfehlung<br />

„Interkulturelle Bildung <strong>und</strong> Erziehung in der Schule“ haben Leitvorstellungen <strong>von</strong> Interkulturalität<br />

Eingang in die allgemeinen Ziele, denen der Bildungsprozess nachstreben soll, gef<strong>und</strong>en.<br />

In der Richtlinie wird betont, dass es um die „Wahrnehmung <strong>und</strong> Akzeptanz <strong>von</strong><br />

Differenz“ gehen soll, die <strong>mit</strong> strukturellen <strong>und</strong> inhaltlichen Veränderungsprozessen im Bildungswesen<br />

angestrebt werden sollen. Das Anliegen interkultureller Bildung <strong>und</strong> Erziehung<br />

richtet sich in diesem Verständnis nicht allein auf die spezifische Zielgruppe zugewanderter<br />

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