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Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

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ständnis <strong>von</strong> Sprache nicht an grammatischen Kategorien orientiert, sondern ausschließlich<br />

am Sprachhandeln; auf eine Bewertung sprachlicher Korrektheit wird verzichtet. Im Zentrum<br />

der Beobachtung stehen die Verstehensfähigkeit, die kommunikative Aktivität <strong>und</strong> die Verständlichkeit<br />

des kindlichen Sprechens.<br />

Kritische Einwände gegen das Verfahren richten sich – neben dem selegierenden Effekt –<br />

gegen den Verzicht auf die Erhebung der vorhandenen Sprachkenntnisse im Deutschen <strong>und</strong><br />

den da<strong>mit</strong> verb<strong>und</strong>enen Optimismus, über die Beobachtung des Sprachhandelns in einer<br />

fremden Umgebung ausschließlich in der Zweitsprache die Disposition zu einem erfolgreichen<br />

Zweitspracherwerb feststellen zu können. Positiv beurteilt wird die kindgerechte Einbeziehung<br />

in den Anmeldeprozess <strong>und</strong> die starke Berücksichtigung des kommunikativen Handelns<br />

(vgl. Reich 2003).<br />

(c) Hamburger Verfahren zur Analyse des Sprachstandes Fünfjähriger (HAVAS-5)<br />

Das Hamburger Verfahren wird seit dem Schuljahr 2002/03 im Rahmen einer Pilotphase <strong>mit</strong><br />

ca. 650 <strong>Kindern</strong> in Vorschulklassen <strong>und</strong> Kindertagesstätten erprobt. Eine Veröffentlichung<br />

liegt bislang nicht vor, sondern lediglich Darstellungen <strong>und</strong> Materialien, die im Rahmen der<br />

Fortbildung der beteiligten Lehrkräfte <strong>und</strong> Erzieherinnen verwendet wurden. Diese umfassen<br />

zwei Sprechimpulse (ein Situationsbild <strong>und</strong> eine Bildfolge), Auswertungsbögen für die Sprachen<br />

Deutsch, Türkisch, Russisch, Polnisch, Italienisch, Spanisch <strong>und</strong> Portugiesisch, entsprechende<br />

sprachenspezifische Auswertungsmanuale <strong>und</strong> fachsprachliche Glossare für die Sprachen<br />

Deutsch, Türkisch, Italienisch, Spanisch <strong>und</strong> Portugiesisch. Ein flächendeckender Einsatz<br />

ist beabsichtigt. Die Pilotphase dient der Erprobung des Instruments <strong>und</strong> wird wissenschaftlich<br />

begleitet <strong>von</strong> der Universität Koblenz-Landau in Kooperation <strong>mit</strong> der Universität<br />

Hamburg. Über einen gesonderten Fragebogen werden Kontextinformationen zur familiären<br />

Sprachpraxis erhoben.<br />

Zielsetzung des Hamburger Verfahrens ist die Erfassung des Sprachentwicklungsstandes <strong>von</strong><br />

<strong>Kindern</strong> ca. ein Jahr vor Schuleintritt <strong>und</strong> der Anschluss <strong>von</strong> Fördermaßnahmen. Ort der<br />

Durchführung ist die jeweilige Institution, in der sich ein Kind befindet (Kindertagesstätte<br />

oder Vorschulklasse); die Durchführung obliegt der jeweiligen Lehrkraft bzw. Erzieherin. Für<br />

die Pilotphase wurden dazu ca. 100 Vorschulklassenlehrerinnen bzw. Erzieherinnen fortgebildet.<br />

Leitgedanke ist es, ein diagnostisches Instrument für die Hand der jeweiligen Fachkräfte<br />

zu entwickeln, um auf diese Weise die diagnostische Kompetenz des Personals zu erhöhen<br />

<strong>und</strong> zielgerichtete Förderentscheidungen vor Ort zu ermöglichen.<br />

Das Verfahren ist nicht als Test konzipiert, sondern ein Analyseverfahren, das Kinder in einer<br />

definierten Situation <strong>mit</strong> vergleichbarem Interviewerverhalten zu Bildimpulsen sprechen<br />

lässt, die aufgenommen <strong>und</strong> dann anhand eines Analysebogen ausgewertet werden. Nicht nur<br />

die Erhebungsmethode, sondern auch die Kriterien der Auswertung sind <strong>von</strong> der Spracherwerbsforschung<br />

her entwickelt. Das Verfahren geht <strong>von</strong> einem weiten Sprachbegriff aus, der<br />

sowohl kommunikatives Verhalten als auch grammatische Kategorien berücksichtigt. Die<br />

Auswahl der grammatischen Kategorien in den Bereichen Wortschatz, Morphologie <strong>und</strong><br />

Syntax ist an Ergebnissen der Erwerbsforschung zu Ein- <strong>und</strong> Zweisprachigen orientiert; die<br />

Berücksichtigung des Sprachhandelns bezieht die Bereiche der Aufgabenbewältigung <strong>und</strong><br />

des kommunikativen Handelns ein. Die Auswertung orientiert sich nicht an den grammatischen<br />

Normen der beteiligten Sprachen, sondern an der gesprochenen Kindersprache <strong>und</strong> den<br />

jeweiligen sprachlichen Kompetenzen der Kinder, um auf diese Weise das Entwicklungsstadium,<br />

Übergangsphänomene sowie das individuelle sprachliche Handeln <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong> feststellen<br />

zu können.<br />

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