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Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund

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ungsländern. Wir haben es daher <strong>mit</strong> einer hochgradig fluktuierenden Bevölkerungsgruppe<br />

zu tun, <strong>mit</strong> der Folge, dass immer wieder neue Integrationsanstrengungen gemacht werden<br />

müssen. Auch wenn der jährliche Wanderungssaldo relativ niedrig ist, muss Jahr für Jahr eine<br />

beträchtliche Zahl Zuwandernder neu integriert werden. Zudem ist die Attraktivität Deutschlands<br />

für besser qualifizierte Zuwanderer, wie sich z.B. in Untersuchungen der OECD zeigt,<br />

geringer als in vergleichbaren Staaten. Hierfür wird unter anderem die schwächere Versorgung<br />

<strong>mit</strong> Integrations-Infrastruktur verantwortlich gemacht. Für besserqualifizierte Migrationswillige<br />

ist nicht zuletzt das Bildungssystem ihres Ziellandes ein wichtiger Gesichtspunkt<br />

(vgl. Laczo 2001).<br />

2.2. Konsequenzen für das Bildungssystem <strong>und</strong> Szenarien der Zuwanderung<br />

Die geschilderte Lage <strong>und</strong> absehbare Entwicklung beinhalten für die Bildungspolitik <strong>und</strong> den<br />

pädagogischen Handlungsraum besondere Herausforderungen. Die Teile der Bevölkerung,<br />

die einen Migrationshintergr<strong>und</strong> besitzen, sind in erheblichem Maße in einem Lebensalter, in<br />

dem sie zur Klientel des Bildungsbereichs (einschließlich der Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfe) gehören.<br />

Zu rechnen ist ferner auch langfristig <strong>mit</strong> neuzuwandernden Vätern oder Müttern. Die<br />

„klassische“ Sicht auf Migrationsprozesse, dass man es regelhaft <strong>mit</strong> sich allmählich „eingliedernden“,<br />

dauerhaft ansässigen Bevölkerungsgruppen zu tun habe, so dass man ab etwa<br />

der „dritten Generation“ da<strong>mit</strong> rechnen könne, dass ein Anpassungsprozess weitgehend vollzogen<br />

sei, trifft auf die heutige Lage kaum mehr zu <strong>und</strong> ist auch für die Zukunft nicht zu erwarten.<br />

Analoges gilt für die <strong>mit</strong>gebrachten Sprachen der Zuwandernden: sie behalten ihre<br />

Vitalität über die Generationen hinweg; hierauf gehen wir in weiteren Kapiteln dieses Gutachtens<br />

noch genauer ein.<br />

Im Bildungssystem kann aufgr<strong>und</strong> dieser Entwicklungen auch auf längere Sicht nicht da<strong>mit</strong><br />

gerechnet werden, dass die Kinder <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> sich zu einer<br />

„homogeneren“, der altansässigen Bevölkerung im Hinblick auf Lebenslagen <strong>und</strong> Bildungsvoraussetzungen<br />

ähnlicher werdenden Gruppe entwickeln – <strong>und</strong> dies ungeachtet des Umstands,<br />

dass eine zunehmende Zahl <strong>von</strong> <strong>Kindern</strong>, in deren Familien ein Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

gegeben ist, in Deutschland geboren wird <strong>und</strong> hier aufwächst. Vielmehr muss man<br />

da<strong>von</strong> ausgehen, dass die Heterogenität der Lebenslagen sowie der sprachlichen <strong>und</strong> kulturellen<br />

Erfahrungen, die bei den <strong>Kindern</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> anzutreffen sind, nicht abnehmen<br />

wird.<br />

Für die Institutionen der Bildung <strong>und</strong> Erziehung hat dies zur Konsequenz, dass es als Daueraufgabe<br />

anzusehen ist, auf die besonderen Bildungsvoraussetzungen <strong>und</strong> -bedürfnisse <strong>von</strong><br />

<strong>Kindern</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendlichen</strong> <strong>mit</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong> zu reagieren. Eine weitere Konsequenz<br />

ist es, dass ebenso dauerhaft die Notwendigkeit bestehen wird, Bildungsvoraussetzungen <strong>und</strong><br />

-bedürfnisse individuell zu er<strong>mit</strong>teln: Zuverlässige Voraussagen darüber, wie sich die bildungsrelevanten<br />

Lebensbedingungen, Kenntnisse <strong>und</strong> Erfahrungen dieses Teils der Schülerschaft<br />

in Deutschland entwickeln werden, können nicht gemacht werden.<br />

2.2.1. Entwicklung der Lebenswelten zugewanderter Familien <strong>und</strong> „Transmigration“<br />

Gestützt wird diese Auffassung durch ein weiteres Geschehen, das die heutigen <strong>und</strong> künftigen<br />

Migrationen <strong>von</strong> den vergangenen unterscheidet. Es ist in vielen Migrantengruppen eine<br />

weit höhere Vitalität der Traditionen <strong>und</strong> der <strong>mit</strong>gebrachten Sprachen zu beobachten, als dies<br />

in der Vergangenheit üblich war. Dafür sorgt vor allem die zunehmende Tendenz zur<br />

„Transmigration“(vgl. Pries 1997; dens. 2000; siehe auch die entsprechenden Erläuterungen<br />

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