5 Jahre - Landesinitiative StadtBauKultur NRW
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Worum ging es uns, als wir 1998 die ersten Überlegungen<br />
anstellten zu unserem „Forum aktueller Architektur in Köln”,<br />
dem wir dann den Namen „plan” gegeben haben? Wir wollten<br />
eine Plattform, eine Bühne schaffen, auf der sich gegenwärtige<br />
Architektur in einem angemessen weit gefassten<br />
Verständnis – schließlich kennen wir alle die Dehnungskräfte,<br />
denen dieser Begriff ausgesetzt ist – darstellen kann. Physisch<br />
sollte die Stadt selbst mit ihrer Vielzahl von unterschiedlichen<br />
Schauplätzen jene Bühne sein, auf der temporär ein<br />
Ausstellungs-, Installations- und Veranstaltungsnetzwerk<br />
kreiert wird – und somit zugleich ein Parcours, der durch<br />
das „Hyperexponat” Stadt führt. Ein in dieser Form neuartiges<br />
Konzept mit zwei primären Zielen: erstens, das direkte<br />
und inspirierende Kommunizieren zwischen den professionellen<br />
Akteuren, den „Architekturmachern”, zu ermöglichen<br />
oder zu intensivieren und zweitens, ein Vermittlungsinstrument<br />
zu entwickeln, um das große kulturelle und alltagskulturelle,<br />
ja zivilisatorische Thema Architektur einem breiten<br />
Publikum nahe zu bringen. Dass Architektur als „Allgemeinbildungsgut”<br />
in Deutschland zu wenig Beachtung findet,<br />
wird ja inzwischen kaum noch bestritten. Unsere Überzeugung<br />
in der Sache, unser Know-how und eine gute<br />
Portion gesunder Naivität sorgten dafür, dass wir tatsächlich<br />
innerhalb eines <strong>Jahre</strong>s die erste Ausgabe von plan auf die<br />
Beine stellen und bis heute auch jedes Jahr eine weitere<br />
plan-Woche realisieren konnten.<br />
Seit der plan1999 haben wir selbstverständlich einiges dazugelernt<br />
und uns bei einer Reihe von Partnern großes Vertrauen<br />
erworben. Bei allen Verbesserungen und Weiterentwicklungen,<br />
die wir in den letzten <strong>Jahre</strong>n – resultierend aus<br />
den eigenen Erfahrungen, aber auch aufgrund von vielen<br />
produktiven Rückmeldungen und Kommentaren – vorgenommen<br />
haben, sind wir doch im Kern unseres Projektansatzes<br />
nachhaltig bestätigt worden. Mehr denn je sind offene Diskussions-<br />
und Erprobungsräume, wie wir sie mit plan herzustellen<br />
versuchen, vonnöten, da die allgemeine politische<br />
Tendenz, sämtliche Lebensbereiche ausschließlich durch die<br />
Brille ökonomischer Verwertbarkeit zu betrachten, natürlich<br />
Architektur und Stadtentwicklung mit einschließt. Symptomatisch<br />
hierfür ist, dass seit ein paar <strong>Jahre</strong>n Marketing nun<br />
auch in gebeutelten Architektenkreisen zum Schlüsselbegriff mit eingebautem<br />
Heilsversprechen avanciert. Und wenn hier von Kommunikation und<br />
Vermittlung die Rede ist, sind in der Regel mehr oder weniger fragwürdige<br />
Werbestrategien gemeint – entsprechende Agenturen schießen derzeit wie<br />
Pilze aus dem Boden. Wie gesagt, dass eine breit angelegte Vermittlungsarbeit<br />
und die Entwicklung hierfür geeigneter Kommunikationsformen notwendig<br />
sind, um die vielfältigen Potenziale von Architektur und Architektenkompetenz<br />
bewusst zu machen, das entspricht auch unseren Erkenntnissen.<br />
Dieser Aufgabe wird man jedoch in ihrer gesellschaftlich-kulturellen Dimension,<br />
die sie nun mal hat, nicht durch simples Imagestyling und Officebranding<br />
gerecht. Das Gleiche gilt übrigens genauso für die Städte: Der reflexartige<br />
Ruf nach „wirkungsvollen” Marketingkonzepten klingt oft genug wie<br />
der nach billigen Wunderkuren.<br />
Ganz bewusst haben wir für die <strong>Jahre</strong> 2004 bis 2006 das Thema Wohnen<br />
mit seinen unterschiedlichen Facetten zum dreiteiligen plan-Schwerpunktthema<br />
bestimmt, um gleichermaßen „auf der anderen Seite”, beim sogenannten<br />
Laienpublikum, das Bewusstsein für das Alltägliche und Allgegenwärtige<br />
von Gebautem, sprich: eben für das alles, was tatsächlich mit dem<br />
Begriff Architektur bezeichnet wird, zu schärfen. Denn die Vorstellung, dass<br />
mit Architektur lediglich spektakuläre Museumsbauten, Regierungssitzkulissen<br />
im Rücken von Fernsehjournalisten oder umstrittene Hochhaustürme<br />
gemeint seien, ist leider immer noch weit verbreitet. Dabei geht es doch bei<br />
jedweder baulichen Gestaltung oder auch Nichtgestaltung um die mehr<br />
oder weniger prägende Beschaffenheit unserer Lebenswelt. Ganz unmittelbar<br />
bildet sich das ab im Bereich der Wohnarchitektur und ihren Antwortversuchen<br />
auf einschneidende strukturelle und soziale Veränderungen –<br />
immer mal wieder kombiniert mit zaghaften oder auch mutigen Modellen<br />
der Bewohnerbeteiligung. Das sich verstärkende soziale Gefälle, ein gewandeltes<br />
Zentrum-Peripherie-Verhältnis, der zunehmende Umnutzungsdruck<br />
und die inzwischen vieldiskutierten Stadtschrumpfungen bezeugen die<br />
gesellschaftlichen, demographischen und auch ästhetischen Brüche, die hier<br />
zum Tragen kommen. Fragen nach der Demokratisierung architektonischer<br />
und städtebaulicher Entwicklungen werden heute neu gestellt. Die anschauliche<br />
Darstellung dieser Phänomene im Rahmen von plan trägt dazu bei,<br />
dass die alltagskulturelle Bedeutung von Architektur, Städtebau und Stadtplanung<br />
breiter wahrgenommen und erfahren werden kann. In diesem<br />
Sinne ist plan ein Forum und ein Festival, das dem Thema Architektur eine<br />
möglichst flexible Spielstätte zur inhaltlichen Vertiefung und zur kulturellen<br />
Popularisierung bereiten will.<br />
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