08.12.2012 Aufrufe

5 Jahre - Landesinitiative StadtBauKultur NRW

5 Jahre - Landesinitiative StadtBauKultur NRW

5 Jahre - Landesinitiative StadtBauKultur NRW

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Vielgestaltigkeit der thematisierten Stadt<br />

Der Einfluss der medialen Kommunikation bleibt aber nicht<br />

auf Projekte mit historisierender Architektur beschränkt.<br />

Da für viele Konzerne mittlerweile die Publikumswirksamkeit<br />

des Corporate Image das eigentlich gewinnbringende Produkt,<br />

die Hardware dagegen nur noch sekundär ist, drückt<br />

sich der aus der Mediatisierung der Gesellschaft resultierende<br />

Wandel der ökonomischen Wertschöpfung nicht nur im<br />

Scheinhaften der postmodernen Fassadenproduktion der<br />

Disney-Architektur von Michael Graves oder Robert A.M.<br />

Stern aus, sondern auch in anderen gestalterischen Versuchen,<br />

Aufmerksamkeit zu erhaschen. Wie Georg Franck<br />

argumentiert, lässt sich deshalb die Verschmelzung von<br />

ernsthaften und unterhaltenden Elementen in der Baukultur<br />

im Zeitalter der multimedialen Kommunikation in gewisser<br />

Weise auch bei den Meistern der Selbstdarstellung wie<br />

Daniel Libeskind oder Peter Eisenman erkennen, denn deren<br />

Dekonstruktivismus distanziert sich zwar vom Kitsch der<br />

Unterhaltungsindustrie, unterscheidet sich aber bezüglich<br />

des Grades der multimedialen Inszenierung kaum von diesem<br />

(Franck 2001).<br />

Literatur<br />

Bodenschatz, H.: Renaissance der Mitte.<br />

Zentrumsumbau in London und Berlin. Berlin 2005<br />

Franck, G.: „Medienästhetik und Unterhaltungsarchitektur“.<br />

in Bittner, R. (Hg.): Urbane Paradiese – zur Kulturgeschichte modernen<br />

Vergnügens. Frankfurt / New York 2001<br />

Roost, F.: „Synergy City – How Times Square and Celebration are<br />

Integrated into Disney’s Marketing Cycle”.<br />

in Budd, M. (Hg.): Rethinking Disney – Private Control and Public Dimensions.<br />

Middletown, CT 2005<br />

Urry, J.: The Tourist Gaze. Leisure and Travel in Contemporary Societies.<br />

London 1990<br />

Zukin, S.: Landscapes of Power: From Detroit to Disney World.<br />

Berkeley, CA 1991<br />

So betrachtet lassen sich die meisten der durch die Inszenierung von Tradition<br />

und Innovation charakterisierten Großprojekte von Berlin über Wolfsburg<br />

bis Bilbao als Produkte einer multimedial kommunizierten Vermarktungsstrategie<br />

begreifen, denn solche unter dem Begriff des „Flagship<br />

Planning“ diskutierten Bauvorhaben erfüllen vor allem den Zweck, Beachtung<br />

zu erzeugen und damit dem Projekt selbst ebenso wie der Stadt Aufmerksamkeit,<br />

ein positives Image und letztlich möglichst viele Besucher zu<br />

verschaffen. Insofern ist der Einfluss der medialen Kommunikation auf das<br />

architektonische und planerische Schaffen unabhängig von der Stilrichtung,<br />

er lässt sich bei den historisierenden Projekten nur besonders deutlich erkennen.<br />

Die weitere Diskussion über die Bedeutung der virtuellen Bilderwelten<br />

für die Baukultur sollte deshalb auch nicht bei Stilfragen verharren, sondern<br />

vor allem die Prozesse der Mythenbildung nachvollziehen und analysieren,<br />

inwiefern die Bildhaftigkeit mit dem Einfluss medialer Macht verbunden ist<br />

und für die Legitimation von umstrittenen stadtstrukturellen Maßnahmen<br />

eingesetzt werden kann.<br />

21

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!