5 Jahre - Landesinitiative StadtBauKultur NRW
5 Jahre - Landesinitiative StadtBauKultur NRW
5 Jahre - Landesinitiative StadtBauKultur NRW
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
zu verzeichnen. So etablieren sich derzeit neben den traditionell<br />
für die Innenstadtentwicklung wichtigen Einzelhandels-<br />
und Unterhaltungskonzernen auch die Konsumgüterhersteller<br />
wie Sony oder Volkswagen als Anbieter von<br />
urbanem Entertainment und nutzen die Städte als<br />
Bühne, um ihre Produkte werbewirksam zu präsentieren.<br />
Dabei beschränken sie sich längst nicht mehr auf temporäre<br />
Maßnahmen wie Plakate oder Events, sondern investieren<br />
zunehmend in permanente, „Brand Lands“ genannte Einrichtungen,<br />
die als Bauten das Stadtbild mitprägen.<br />
Von dieser dreidimensionalen Form der Markenwerbung<br />
erhoffen sich die Konzerne eine Kundenloyalität, die langfristig<br />
zu Profiten führt, denn die Besucher sollen das positive<br />
Image des trendsetzenden touristischen Standortes auf<br />
die beworbene Marke übertragen und dann bei späteren<br />
Kaufentscheidungen die entsprechenden Produkte bevorzugen.<br />
Diese Form der imageorientierten Wertschöpfung wird<br />
im Zuge der Globalisierung immer wichtiger, weil die konkurrierenden<br />
Konsumgüterhersteller ihre Produktion zu denselben<br />
Zulieferern in Niedriglohnländern auslagern, so dass<br />
die Unterschiede zwischen den verschiedenen Produkten<br />
häufig nur noch im Design, in der Werbekampagne und im<br />
Markenimage bestehen. Durch die zunehmende telekommunikative<br />
Vernetzung erhalten solche mit massivem multimedialen<br />
Werbeaufwand durchgeführten Strategien noch<br />
einen weiteren Bedeutungszuwachs. Als Bindeglied zwischen<br />
globalisiertem Produktionsprozess, konsumorientierter<br />
Freizeitgestaltung und medial vermittelter Lebensstilinszenierung<br />
kommt der Imagekreation deshalb eine zentrale<br />
Funktion in der postindustriellen Gesellschaft zu, die sich<br />
mit den Brand Lands auch einen baulich-räumlichen Ausdruck<br />
verschafft.<br />
Doch nicht nur das Handeln der Unternehmen, sondern auch das der politischen<br />
Akteure ist von einer wachsenden Imageorientierung geprägt. Angesichts<br />
immer stärker eingeschränkter fiskalischer Handlungsspielräume,<br />
zunehmend heterogener Interessen verschiedener Bevölkerungsgruppen<br />
und der steigenden Bedeutung der Fremdenverkehrs- und Freizeitwirtschaft<br />
erscheinen der Lokalpolitik Projekte, die ein leicht wiedererkennbares Image<br />
produzieren, als eine der vielversprechendsten Möglichkeiten, Mehrheiten<br />
zu binden, Handlungsfähigkeit zu demonstrieren und wachstumsorientiert<br />
zu planen. Hinzu kommt die im Zuge von Deregulierung und Globalisierung<br />
drastisch verschärfte Standortkonkurrenz auf regionaler, nationaler und<br />
internationaler Ebene. Das daraus resultierende Ziel der Lokalpolitik, die<br />
Stadt als geeigneten Unternehmensstandort zu positionieren, beeinflusst<br />
das planerische Handeln auf der lokalen Ebene und führt dazu, dass die<br />
städtebaulichen Nutzungskonzepte und die architektonische Gestaltung auf<br />
die vermeintlichen Bedürfnisse von Investoren und neuen Dienstleistungseliten<br />
ausgerichtet werden.<br />
Angesichts dieser veränderten Rahmenbedingungen ist die nachmoderne<br />
Stadtproduktion, wie Harald Bodenschatz festgestellt hat, durch eine<br />
„Inszenierung von Innovation und Tradition“ geprägt, mit der gleichzeitig<br />
wachstumsorientierte Handlungsfähigkeit demonstriert, architektonische<br />
Sensationseffekte hervorgerufen und touristisch wie kommerziell erfolgreiche<br />
urbane Räume produziert werden sollen (Bodenschatz 2005). Solche<br />
den Lebensstilen der Beschäftigten in modernen Dienstleistungsbranchen,<br />
den kulturhungrigen Touristen und den konsumorientierten Kurzbesucher<br />
gleichermaßen entgegenkommende Strategien sind vor allem dann erfolgreich,<br />
wenn sie bereits bestehende Images und Mythen aufgreifen und sie<br />
in einer leicht wiedererkennbaren und kommerziell verwertbaren Form weiterentwickeln.<br />
Eine der wichtigsten Formen der urbanen Inszenierung sind<br />
deshalb Projekte, bei denen ältere Gebäude rekonstruiert oder Anspielungen<br />
auf historische urbane Situationen verwendet werden und bei denen<br />
diese Eigenschaft dann mittels multimedialer Kampagnen einem touristischen<br />
Massenpublikum vermittelt wird.<br />
17