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5 Jahre - Landesinitiative StadtBauKultur NRW

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jeweils unter der Leitung des Ministers, erstmals im Mai<br />

2001, getagt. Ihren Abschlussbericht hat sie 2002 verabschiedet;<br />

das Europäische Haus der Stadtkultur hat ihn anschließend<br />

in seiner „Blauen Reihe“ veröffentlicht.<br />

Die Kommission hat nach eingehender Erörterung beschlossen,<br />

keine Änderung des Denkmalschutzgesetzes aus dem<br />

<strong>Jahre</strong> 1980 anzuregen. Im Hinblick auf die laufende Debatte,<br />

den bestehenden Begriff des Denkmals als geschichtlich<br />

zeugnishaftes Objekt zugunsten der „Schönheit als Denkmalkern“<br />

aufzugeben, hat die Kommission ohne Wenn und<br />

Aber für den bestehenden Denkmalbegriff votiert, der sich<br />

in den letzten 150 <strong>Jahre</strong>n als Antwort auf den sprunghaften<br />

Wandel unseres kulturellen Umfeldes herausgebildet und<br />

gefestigt hat. Auch eine Unterscheidung in Denkmäler<br />

erster, zweiter oder dritter Klasse hat die Kommission deshalb<br />

eindeutig abgelehnt. Der bestehende Denkmalbegriff<br />

hat den Vorzug, dass sich Denkmäler im nachdenklichen<br />

Umgang mit ihnen als „soziales Gedächtnis“ erschließen,<br />

als unerschöpfliches Reservoir an Einsichten und Erfahrungen<br />

aus der Vergangenheit. Wenn Denkmäler in diesem Sinne<br />

als Belege dafür gesehen werden, was Menschen möglich<br />

war, sind sie auch immer neu befragbare Bezugspunkte<br />

für die Zukunft, also wesentliche Faktoren von Baukultur.<br />

Mit Blick auf die konkrete denkmalpflegerische Praxis ist von der Kommission<br />

und den dort zusammengeführten Fachdisziplinen unterstrichen worden,<br />

dass sich Probleme im Alltag der Denkmalpflege oftmals durch eine Isolierung<br />

denkmalpflegerischer Aufgaben von ihrem jeweiligen gesellschaftlichen<br />

und planerischen Kontext ergeben. Deshalb sollten bestehende, mehr<br />

oder weniger enge Verbindungen der Denkmalpflege zur Stadtplanung, zur<br />

neuen Architektur, zum Umweltschutz, zur Wirtschaftsförderung usw. gefestigt,<br />

ausgebaut und besser nutzbar gemacht werden. Daraus könnte<br />

sich, so heißt es im Bericht, eine Debatte über Baukultur im Allgemeinen,<br />

eine neue kollektive Verantwortung für Planen und Bauen im Besonderen<br />

entwickeln, bei der die Denkmäler aus ihrer passiven Sonderrolle herausfinden.<br />

Als verbindende Klammer für die unterschiedlichen Aufgaben und<br />

Interessen hat die Kommission das Leitziel der Nachhaltigkeit herausgestellt.<br />

Dies könnte eine Perspektive eröffnen, die weit über die aktuelle Praxis hinausreicht.<br />

Das Gleiche gilt für die im Bericht enthaltenen Empfehlungen zum „Denkmalmanagement“.<br />

Weil die knappe Personaldecke von Fachämtern und<br />

Denkmalbehörden kontinuierliche Baustellenüberwachungen als Instrument<br />

der Qualitätssicherung weitgehend ausschließt, empfiehlt die Kommission,<br />

Architekten, Ingenieuren, Handwerkern, Restauratoren usw. die Möglichkeit<br />

zu geben, durch spezielle Qualifikationen künftig eigenverantwortlicher<br />

arbeiten zu können und zu dürfen. Damit soll die herkömmliche, in der täglichen<br />

Praxis immer noch virulente Vorstellung überwunden werden, dass<br />

staatliche Denkmalpfleger vorgeben, was am Denkmal wie zu machen ist,<br />

und dass die „Baustellenakteure“ anschließend für die penible Umsetzung<br />

dieser Vorgaben zu sorgen haben. Für die Modernisierung der Denkmalpflege<br />

wäre es ein epochaler Fortschritt, wenn es gelänge, in der Praxis zwischen<br />

den gutachterlichen und beratenden Aufgaben der Fachämter, der<br />

Funktion der Denkmalbehörden als Genehmigungsinstanz und den speziellen<br />

Fachkompetenzen von Architekten, Ingenieuren, Handwerkern und<br />

Restauratoren präzise Trennlinien zu ziehen – damit könnte die konkrete<br />

Utopie einer gleichberechtigten und eigenverantwortlichen Arbeit aller<br />

Beteiligten bei jedem Denkmalvorhaben ein großes Stück näher rücken.<br />

Die Denkmalkommission hat in ihrem Bericht bewusst darauf verzichtet,<br />

einen Paradigmenwechsel in der Denkmalpflege zu verkünden oder zu fordern.<br />

Sie hat stattdessen, aufbauend auf den international anerkannten<br />

Grundlagen des Denkmalschutzes, weitreichende Entwicklungspotenziale für<br />

die Modernisierung der denkmalpflegerischen Praxis skizziert. Es liegt nun an<br />

den Beteiligten, diese Potenziale im Interesse einer lebendigen Baukultur<br />

auszuschöpfen.<br />

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