5 Jahre - Landesinitiative StadtBauKultur NRW
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Wenn ich es ehrlich zugebe, habe ich den Satz „form follows function“ nie wirklich<br />
verstanden. Folgt aus einer Funktion genau eine Form? Was ist denn überhaupt<br />
die Funktion, aus der eine Form folgt? Was macht die Form, wenn die Funktion<br />
sich ändert? Ändert sich die Funktion nicht mit der Perspektive? Wenn ich die<br />
Architektur der Moderne, wie sie mir landauf, landab begegnet, wahrnehme,<br />
komme ich zu dem Schluss, dass der Satz den modernen Architekten auch<br />
nicht sehr geholfen hat und Baukultur wohl doch mehr sein muss, als<br />
dieser viel zitierte Grundsatz der Moderne.<br />
Baukultur hat für mich mit mehr als der eindimensionalen Logik von<br />
„wenn-dann-Beziehungen“ zu tun. Ich freue mich über das, was<br />
unter der Oberfläche steckt und über den Dingen steht, über<br />
Schönheit und Haltung. Der Kanzlerbungalow, den Sep Ruf als<br />
Wohnhaus für Ludwig Erhard 1963/64 realisierte, hat mich<br />
begeistert. Das feine Gefühl für Proportionen, das intelligente<br />
Zusammenspiel von Außen- und Innenraum, die<br />
sensible Verwendung und Verarbeitung der Materialien<br />
und die stille Großzügigkeit des Grundrisses zeigen,<br />
wie viel Reichtum sich in der Architektur verbergen<br />
kann.<br />
Es mag sein, dass „form follows function“ ein<br />
Leitsatz der Modernen Architektur ist. Bei<br />
den Bauten von Mies van der Rohe, Sep Ruf<br />
und Richard Neutra habe ich das Gefühl,<br />
das sie deshalb zur Baukultur gehören,<br />
weil sie darüber hinaus gehen.<br />
Johannes Busmann<br />
Bundeskanzlerbungalow,<br />
Bonn<br />
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