5 Jahre - Landesinitiative StadtBauKultur NRW
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J. Alexander Schmidt<br />
Stefanie Bremer<br />
Gestaltung geht nicht. Nicht in Gewerbegebieten.<br />
Das ist eine Meinung. Oder eben ein Vorurteil, das sich hält. Erstaunlicherweise<br />
weniger in den Köpfen der Gewerbetreibenden. Die sind oft weniger<br />
gestaltungsresistent als angenommen. Das Vorurteil hält sich mehr in den<br />
Köpfen der Politiker und der Planer selbst.<br />
In der schrumpfenden Stadt ist jede Angebotsplanung ein Wagnis. Eine<br />
Stadt kann es sich nicht leisten, dass Gebiete, die mit hohem Aufwand voll<br />
erschlossen und baurechtlich vorbereitet wurden, über <strong>Jahre</strong> nur spärlich<br />
oder nicht genutzt werden. Manchmal werden von den Kommunen Investoren<br />
und Bauherren für ihre Orte der Arbeit regelrecht gesucht – fast<br />
um jeden Preis. Dabei haben sie im Bewusstsein, dass es zu viele Angebote<br />
für die begehrten Unternehmen und zu wenige Schlüsselbetriebe gibt, die<br />
in der Lage sind, einem Gebiet ein prägnantes und zugkräftiges Nutzungsprofil<br />
zu geben, um damit weitere Ansiedlungen zu generieren. Unter diesen<br />
Rahmenbedingungen hat jede restriktive Gestaltungsplanung einen<br />
schweren Stand.<br />
Vor diesem Hintergrund ist ein zurückhaltender und vorsichtiger Umgang<br />
mit besonderen Planungsverfahren und qualitativen Gestaltungselementen<br />
erforderlich; und eine planerische Bedachtsamkeit, die viele entmutigt, diesen<br />
schwierigen Weg überhaupt zu gehen. Nicht zuletzt deshalb enden viele<br />
gute Ansätze auch eher in einem planerischen Laissez faire.<br />
Gewerbegebiete zwingen zu einer vorurteilsfreien Auseinandersetzung mit<br />
den komplexen Wirkungsmechanismen der Stadt im 21. Jahrhundert. Der<br />
Rahmen und der Spielraum für Gestaltung in Gewerbegebieten müssen dem<br />
ökonomischen und kulturellen Wandel entsprechend neu ergründet werden.<br />
Gewerbegebiete brauchen ein Gestaltungsvokabular, das städtebauliche<br />
Erfordernisse berücksichtigt und zugleich auf die Bedürfnisse von Betrieben<br />
36<br />
Orte der Arbeit<br />
Gestaltungsmöglichkeiten in Gewerbegebieten<br />
und Kommunen im Umgang mit den sich teilweise schnell<br />
wandelnden Betriebsstrukturen eingeht. Darüber hinaus<br />
müssen neue Strategien und Allianzen gefunden werden,<br />
die einen konstruktiven Umgang mit Unternehmen und<br />
ihrem Bedürfnis nach Werbung im Raum, mit eigenwilligen<br />
Investoren und Bauherren oder dem noch unbekannten<br />
späteren Nutzer in Gewerbegebieten bieten.<br />
„Orte der Arbeit” ist ein Forschungsprojekt des Instituts für<br />
Stadtplanung und Städtebau an der Universität Duisburg-<br />
Essen, das die Möglichkeiten und Grenzen stadträumlicher<br />
und landschaftsplanerischer Aufwertung von Gewerbegebieten<br />
evaluiert. Mit den Forschungsergebnissen sollen ein<br />
neues Bewusstsein für Formen gestalterischer Qualität in<br />
Gewerbegebieten geweckt sowie Orientierungshilfen und<br />
Lösungswege für Planungskonzepte diskutiert werden.<br />
Dafür wurden geplante und realisierte Gewerbegebiete<br />
bewertet und die Instrumente und Umsetzungsstrategien in<br />
Experteninterviews evaluiert. Das Forschungsprojekt ist<br />
noch nicht abgeschlossen, sodass zum jetzigen Zeitpunkt<br />
nur erste Einschätzungen wiedergegeben werden können:<br />
• Vielen guten Beispielen in der Gewerbegebietsplanung<br />
ist die Suche nach einem ausgewogenen Verhältnis zwischen<br />
Gestaltungsfreiheiten und Unbestimmtheiten auf der<br />
einen Seite sowie Vorgaben und Qualitätsgarantien auf der<br />
anderen Seite gemeinsam. In Rahmenplänen und teils auf-