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5 Jahre - Landesinitiative StadtBauKultur NRW

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Nicht selten zeigt heute der öffentliche Raum in vielen Städten<br />

ein trauriges Bild. Lediglich die zentralen, herausgeputzten<br />

Lagen, die für die Beurteilung der Leistungsstärke und<br />

Ausstrahlung der Städte in Konkurrenz untereinander Bedeutung<br />

haben, sind von diesem Eindruck ausgenommen.<br />

Selbst viele „besondere Orte“ fristen ein betrübliches Dasein.<br />

Es sind vor allem oftmals auch jene öffentlichen Räume, die<br />

in den 1960er und 1970er <strong>Jahre</strong>n mit großen Ambitionen<br />

neuer urbaner Qualitäten gestaltet wurden, die diesen<br />

Anspruch nie einlösen konnten und bis heute zu keinem<br />

lebendigen, beachteten und „geliebten“ Stadtraum geworden<br />

sind. Und nicht selten sind diese Räume mittlerweile<br />

aus dem Blick von Stadtbewohnern und kommunaler Politik<br />

geraten. Oder langjährige, unproduktive Kontroversen über<br />

den gestalterischen Umgang mit ihnen verewigen ihren<br />

jämmerlichen Zustand.<br />

Auf diese Orte aufmerksam zu machen und die Möglichkeiten<br />

ihrer Weiterentwicklung, ihrer gestalterischen Aufwertung,<br />

ihrer kulturellen Aufladung und ihrer sozialen Kräftigung<br />

aufzuzeigen, ist ein zentrales Anliegen der <strong>Landesinitiative</strong><br />

<strong>StadtBauKultur</strong> <strong>NRW</strong>. Und was ist naheliegender, als diese<br />

„Werbung“ für die Potenziale vernachlässigter Stadträume<br />

durch temporäre Gestaltungen zu betreiben und damit einen<br />

Prozess erhöhter Aufmerksamkeit und größeren Engagements<br />

für diese Stadträume in Gang zu setzen. Denn„temporäre<br />

Architektur“ besitzt besondere strategische Eigenschaften.<br />

Sie kann – selbst als „anstößig“ konzipiert – ihre Realisierungschance<br />

und eventuell auch Akzeptanz aus ihrer zeitlichen<br />

Befristung beziehen. Und oftmals ist es gar so, dass<br />

das Temporäre – auch wenn es keine generelle Wertschätzung<br />

genießt, weil es immer auch mit dem Etikett des Minderwertigen<br />

behaftet ist – durch das Prinzip der „Limitierung“<br />

doch Aufmerksamkeit erfährt und sein Wert gesteigert wird.<br />

Vor allem liegt der Vorteil aber in der rückstandslosen Beseitigung<br />

und der Gewährleistung des alten Zustandes, der<br />

dem „Temporären“ eigen ist.<br />

Das Projekt „Temporäre Architektur an besonderen Orten“ zeigt an jeweils<br />

einem anderen besonderen oder auffälligen Ort in ausgewählten Städten<br />

Nordrhein-Westfalens Installationen temporärer Architektur, mit der der<br />

„Ort“ in seiner Geschichte und heutigen Rolle jeweils so thematisiert wird,<br />

dass man zumindest „auf Zeit“ und eventuell darüber hinaus auf ihn aufmerksam<br />

wird. Temporäre Architektur bietet überdies auch die Chance, sich<br />

der konzeptionellen Interpretation des „Ortes“ in experimentell-spielerischer<br />

Art und Weise zu nähern. Kühne Formgebungen, ungewöhnliche Materialverwendungen,<br />

waghalsige Konstruktionen, irritierende Benutzungsangebote,<br />

neue stadträumliche Verknüpfungen sind die Konzeptionsingredienzien,<br />

die sich das Temporäre im Gegensatz zum Dauerhaften leisten kann. So können<br />

Ideen und Entwicklungsmöglichkeiten sichtbar gemacht werden, die üblicherweise<br />

nicht an die Oberfläche gelangen. Diese Konzeptionen zu wagen, die<br />

keine Routinen kennen und keine Voreingenommenheiten zulassen, ist<br />

in diesem Projekt Aufgabe von Arbeiten aus der Feder von Studierenden.<br />

Erstmals haben im vergangenen Jahr im Wettbewerb untereinander Studierende<br />

der Architektur und Raumplanung der Universitäten in Aachen und<br />

Dortmund und der Hochschulen in Düsseldorf und Münster in Kooperation<br />

mit der Stadt Düsseldorf, dem Europäischen Haus für Stadtkultur e.V. in<br />

Gelsenkirchen und dem damaligen Ministerium für Städtebau und Wohnen,<br />

Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen temporäre Installationen<br />

für den Gustav-Gründgens-Platz zwischen dem legendären „Dreischeibenhochhaus“<br />

und dem Schauspielhaus in Düsseldorf entwickelt. Eine besondere<br />

Auflage war dabei auch, den Siegerentwurf im Rahmen unverrückbarer<br />

Kostenvorgaben zu realisieren und der Öffentlichkeit 14 Tage lang zu präsentieren.<br />

Wettbewerb, Realisierungs- und Präsentationszwang machten<br />

für die Studierenden dieses Kooperationsprojekt besonders reizvoll, was<br />

vielleicht ihr außerordentliches Engagement erklärt und – sicherlich aus<br />

Sicht der Hochschulen – eine Fortsetzung nahe legt. Denn auch die Ausbildung<br />

an den Hochschulen ist von zu viel Routine geprägt und kann Impulse<br />

vertragen.<br />

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