5 Jahre - Landesinitiative StadtBauKultur NRW
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Hans-Dieter Krupinski<br />
Im dicht besiedelten und vom Strukturwandel besonders betroffenen Nordrhein-Westfalen<br />
haben Qualitätsverbesserungen im Wohnungsbau eine<br />
besonders hohe Bedeutung. Dies hängt wesentlich mit dem Erbe jenes Siedlungsbaus<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg zusammen, der unter dem Druck<br />
großer Wohnungsnot und hoher Zuwanderungsraten stattfand; vor allem<br />
der bis Anfang der 60er <strong>Jahre</strong> errichtete Wohnungsbestand mit seinen fast<br />
zwei Millionen Wohnungen und aus heutiger Sicht vielfach unzureichenden<br />
Standards stellt eine beträchtliche Hypothek in der Konkurrenz mit anderen<br />
Wachstums- und Entwicklungsregionen dar. Auch die Wohn- und Lebensbedingungen<br />
in vielen hochverdichteten Wohnsiedlungen der 60er und<br />
70er <strong>Jahre</strong> mit ihrer überzogenen städtebaulichen Dichte, häufig nicht akzeptierten<br />
Bauformen und einseitigen Miet- und Sozialstrukturen begründen<br />
die Notwendigkeit, die Qualität des Wohn- und Siedlungsbaus in Nordrhein-Westfalen<br />
nachhaltig zu verbessern.<br />
Ein wichtiger Baustein dieser Qualitätsoffensive ist der erstmals im Jahr<br />
2004 ausgeschriebene „Innovationspreis Wohnungsbau <strong>NRW</strong>“, mit dem herausragende<br />
und beispielgebende Projekte im zeitgenössischen Wohnungsbau<br />
ausgezeichnet und einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden. Der<br />
Preis soll zugleich an wichtige baukulturelle Traditionen des Landes anknüpfen,<br />
wie sie in vielen historischen Stadtquartieren zum Ausdruck kommen.<br />
Dazu zählen vor allem die historischen Stadtkerne, die gründerzeitlichen<br />
Stadtquartiere, die Gartenstädte des 19. und 20. Jahrhunderts sowie der<br />
Wohnsiedlungsbau aus den 20er und 30er <strong>Jahre</strong>n des letzten Jahrhunderts.<br />
Die Nutzungs- und Gestaltqualitäten, die diese Siedlungstypologien auszeichnen,<br />
sind in der Nachkriegszeit häufig vernachlässigt worden, weil die<br />
32<br />
Innovationspreis Wohnungsbau<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
Schwerpunkte der Wohnungs- und Städtebaupolitik im Wiederaufbau<br />
einer kriegszerstörten Siedlungslandschaft und<br />
der Beseitigung der Wohnungsnot lagen.<br />
Erst Mitte der 70er <strong>Jahre</strong> kam es zeitgleich mit der Herausbildung<br />
einer behutsamen und kleinteiligen Stadterneuerungspolitik<br />
zu einer Umorientierung in der Wohnungs- und<br />
Städtebaupolitik, bei der die qualitativen Aspekte des Wohnungsbaus<br />
wieder stärker in den Mittelpunkt gestellt wurden.<br />
In dieser Zeit gewannen Erhaltung und Erneuerung von<br />
stadtbildprägenden und denkmalwerten Bausubstanzen im<br />
Wohnungsbau an Bedeutung, verbunden mit einer generellen<br />
Rückbesinnung auf den architektonischen, städtebaulichen<br />
und wohnungswirtschaftlichen Reichtum einiger<br />
historischer Bauepochen – zum Beispiel des Wohnungsbaus<br />
der 20er und 30er <strong>Jahre</strong> mit seiner traditionalistischen,<br />
expressionistischen oder auch funktionalistischen Architektur.<br />
Dieser notwendig gewordene Sinneswandel im Wohnungsbau<br />
hat dann auch zu veränderten Leitzielen in der<br />
Förderpolitik des Landes geführt. Dazu gehören moderate<br />
städtebauliche Dichten, standortangepaßte Siedlungstypologien<br />
und ein hochwertiges Wohnumfeld; dazu zählen aber<br />
auch hohe Nutzungs- und Gestaltqualitäten der Wohngebäude<br />
selbst, wie sie jetzt mehr und mehr auch über Wettbewerbs-<br />
und Gutachterverfahren und moderierte Beteiligungsprozesse<br />
sichergestellt werden sollen.