5 Jahre - Landesinitiative StadtBauKultur NRW
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Roland Weiss<br />
Die industrielle Kulturlandschaft Zollverein trägt seit dem 14. Dezember 2001<br />
als erster und einziger Ort im Ruhrgebiet den Ehrentitel eines UNESCO-Weltkulturerbes.<br />
Schon in der Einleitung des Aufnahmeantrags formulieren die<br />
Autoren bezüglich der Schachtanlage XII: „Auf diese Weise entstand die<br />
damals größte Zechenanlage als technische, baukulturelle und organisatorische<br />
Spitzenleistung des deutschen Steinkohlebergbaus.“<br />
Die Rolle Zollvereins für den gesamten Essener Norden, der sich seit 1847<br />
um die Zechen und Kokereien herum entwickelte, lässt sich damit jedoch<br />
nur skizzenhaft erfassen.<br />
Die stadtlandschaftlich prägenden Zechentürme waren nur die sichtbaren<br />
Zeichen des unterirdischen „Grubengebäudes“, das in seiner Ausdehnung<br />
um ein vielfaches größer ist als die noch vorhandenen Übertage-Anlagen.<br />
Die unterirdische Ausdehnung über die Stadtgrenzen hinaus zeigt die Handlungslogik<br />
des Bergbaus, die heute aktueller nicht sein kann. Wirtschaftliche,<br />
soziale und technische Logik orientierten sich nicht an kommunalpolitischen<br />
Grenzen, sondern an der Geologie der Kohle, den Transportwegen<br />
und der Verfügbarkeit von Grund und Boden. Der Zusammenhang von Kohlevorkommen<br />
und Industrieansiedlung, der den Ursprung des Ruhrgebiets<br />
darstellt, füllt meterweise Bibliotheksregale. Die vorhandenen Anlagen,<br />
Straßen, Siedlungen erzählen bildreich die Geschichte der Region. Aber sie<br />
sind auch gleichzeitig der Raum, in dem sich die Zukunft entwickelt.<br />
Die zukünftigen Entwicklungen haben, wie vor mehr als 150 <strong>Jahre</strong>n, ihren<br />
Ursprung auf dem Zollverein-Areal. Ihre Reichweite hingegen ist nicht mehr<br />
nur lokal oder regional, sondern europäisch. Das gemeinsame Engagement<br />
der Europäischen Union, des Landes Nordrhein-Westfalen und der Stadt<br />
Essen zeigen diese politische Dimension. Die baukulturelle Aufgabe besteht<br />
darin, nicht nur das Gelände infrastrukturell für eine zukünftige Nutzung zu<br />
erschließen, sondern auch eine programmatische Orientierung der Entwick-<br />
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Zollverein<br />
Symbol im Wandel und Erbe für die Zukunft<br />
lung anzubieten, die den komplexen Bedürfnissen verschiedener<br />
Nutzergruppen einen attraktiven Rahmen bietet. Vier<br />
Strukturelemente des Zukunftsstandortes Zollverein werden<br />
bis 2007 die weitere Entwicklung zu einem Wirtschaftsstandort<br />
mit Fokus auf Architektur, Design und Kultur unterstützen:<br />
- Die „Zollverein School of Management and Design“, mit<br />
ihrem von dem japanischen Büro Sanaa entworfenen<br />
34 m x 34 m Kubus greift das architektonische Thema<br />
Zollvereins auf und bietet eine zukunftsorientierte Qualifizierungsplattform<br />
für zeitgemäßes Management designorientierter<br />
Unternehmen und Organisationen.<br />
- Die Kohlenwäsche als größtes Gebäude der Anlage wird<br />
nach den Plänen von Rem Koolhaas (OMA) und Heinrich<br />
Böll und Hans Krabel zu einer Ausstellungsfläche für die<br />
ENTRY 2006, einem internationalen Forum für Design<br />
und Architektur, umgestaltet. In fünf Bereichen werden<br />
die Zukunft des Wohnens, Benutzens, Berührens, Erholens<br />
und Erlebens in der postindustriellen Gesellschaft<br />
thematisiert.<br />
- Nach der ENTRY wird 2007 das Ruhrmuseum als naturund<br />
kulturhistorisches Gedächtnis der Region das Gebäude<br />
der Kohlenwäsche nutzen. Erweitert wird dieses Angebot<br />
durch ein touristisches Besucherzentrum, ein Portal für<br />
die Besucher der gesamten Region.<br />
- Das vierte Element, die „designstadt zollverein“, steht als<br />
Entwicklungsfläche für Unternehmensansiedlungen zur<br />
Verfügung und ist eine ideale Ergänzung zur Umnutzung<br />
der Bestandsgebäude.