08.12.2012 Aufrufe

5 Jahre - Landesinitiative StadtBauKultur NRW

5 Jahre - Landesinitiative StadtBauKultur NRW

5 Jahre - Landesinitiative StadtBauKultur NRW

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Hans-Dieter Collinet<br />

Eine zivile Gesellschaft zeichnet sich durch die kritische Reflexion im Umgang<br />

mit ihrem kulturellen Erbe aus. Diese Fähigkeit – auch in der kulturellen Auseinandersetzung<br />

mit aktuellen sozioökonomischen Prozessen wie dem vielgestaltigen<br />

Strukturwandel – formt ihr kulturelles Profil, ihre Identität, vor<br />

allem in Konfliktsituationen. Mit dem Inkrafttreten des Denkmalschutzgesetzes <strong>NRW</strong> 1980 erlangte zwar die Bau- und Bodendenkmalpflege<br />

schon sehr früh ein hohes Ansehen und eine breite öffentliche Akzeptanz, die Gartendenkmalpflege<br />

aber musste um ihre Rolle erst noch kämpfen. Der Wert des Gartens als Kunstwerk und Objekt der<br />

Geschichte wurde immer wieder durch gesellschaftliche Interessen für opportune Nutzungen oder durch<br />

einseitige ökologische Maximen zurückgedrängt. Das gartenkulturelle Erbe in unserem Land schien fast<br />

in Vergessenheit zu geraten, denn die gestalterische Idee der Raumkunst mit der Natur kann man nur so<br />

lange erkennen, wie man sie pflegend und hegend erhält. Und genau das war in den „wachsenden<br />

Monumenten“, wie der Landeskonservator Prof. Mainzer sie bezeichnet hat, in den letzten beiden Jahrzehnten<br />

der Biotopisierung unserer Um- wie Gedankenwelt fast verpönt. Vernachlässigung, Verwahrlosung<br />

und schließlich Entwertung waren dann die logische Folge. Dabei hat doch beides, das Ökologische<br />

wie das Ästhetische, seine Rechtfertigung, ja seinen Sinn. Wir leben mehr in einer von Menschenhand<br />

geschaffenen Kulturlandschaft als in einer natürlichen Landschaft. Und für die Kulturlandschaft sind wir<br />

selbst verantwortlich: für ihren ökologischen Wert, aber auch für ihr Bild. Das unverwechselbare typische<br />

Stadt- und Landschaftsbild erst ermöglicht Wertung und Auseinandersetzung, schafft Identität oder<br />

Heimat. Vor allem dort, wo neue Räume etwa im Zuge des Strukturwandels entstehen, sind wir aufgefordert,<br />

den Gestaltungsauftrag anzunehmen.<br />

Dies war das Leitmotiv der Internationalen Bauausstellung Emscher Park im<br />

nördlichen Ruhrgebiet. Sie führte in den 1990er <strong>Jahre</strong>n ingeniös Natur mit<br />

Kunst und Industriebaukultur synergetisch zusammen. Sie knüpfte aus einem<br />

tiefen ökologischen Anliegen an die Tradition des Gestaltungswillens<br />

europäischer Gartenkunst und Landschaftskultur mit einer eigenen, der Zeit<br />

und dem Raum gemäßen Übersetzung an. Kommuniziert wird der 320 qkm<br />

große Emscher Landschaftspark, das größte Landschaftsbauwerk unserer<br />

Zeit, über herausgehobene, gestaltete Orte. Kunst ist an diesen Orten nicht<br />

additives Beiwerk, sondern – als Landmarken überhöht – Wächterin dieser<br />

neuartigen Industriekulturlandschaft. Der Emscher Landschaftspark ist ein<br />

weltweit beachtetes Beispiel einer gelenkten Rückeroberung der Stadt durch<br />

die Natur in einer schrumpfenden Industrieregion – selbst dort, wo „Urwald“<br />

geplant ist. Er wird zum stadträumlichen Rückgrat des Strukturwandels im<br />

Ruhrgebiet. Mit den Routen der Industrienatur und Industriekultur wird diese<br />

künstlerische Transformation einer Industrielandschaft zum Alleinstellungsmerkmal,<br />

zur Basis eines umfassenden touristischen Konzeptes für das<br />

nördliche Ruhrgebiet; einer Region im Übrigen, in der Tourismus bis vor<br />

wenigen <strong>Jahre</strong>n noch ein Fremdwort war.<br />

130<br />

Gartenkunst in <strong>NRW</strong><br />

Zur Kultur des gestalteten Freiraums

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!