5 Jahre - Landesinitiative StadtBauKultur NRW
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Mega- und Düsseldorf als Airport-City, das Campus-Szenario<br />
machte die Region zu einer unendlichen Wissenschaftslandschaft,<br />
eingebettet in Wälder und Weltraumbahnhöfe, und<br />
das Netzwerk-Szenario befreite Rhein-Ruhr mit doppelstöckigen<br />
Autobahnen, Metrorapid und Luftschiffen von<br />
seinen Verkehrsproblemen.<br />
Aus der Vogelperspektive erlebten die Ausstellungsbesucher<br />
die kontinuierliche Mutation der Region. Durch die Überlagerung<br />
von real gefilmten und künstlich eingefügten<br />
Elementen wurden immer neue Zustände der RheinRuhrCity<br />
komponiert. Im war room konnte darüber hinaus jeder Besucher<br />
seine eigene Metropole basteln. Technische Grundlage<br />
all dieser Szenarien war die Software RegionMaker. Mit<br />
ihr ließen sich Einflüsse unterschiedlicher Faktoren auf die<br />
strukturelle Entwicklung der Region simulieren. Gefüttert<br />
wurde das Programm mit allen Daten, die zu einem Raum<br />
und seiner Gesellschaft gehören: Wohnen, Industrie, Straßen,<br />
Grünflächen, Kriminalität, Stadtwachstum, Landnutzung<br />
und so weiter.<br />
Der RegionMaker ist ein dynamisches Anschauungsmittel,<br />
er suggeriert mit seiner empirischen Datengrundlage Machbarkeit<br />
und Rationalität und repräsentiert doch „mehr einen<br />
Traum, als eine anwendbare Realität”, so MVRDV. Dieser<br />
Zwiespalt gab der Ausstellung ihren gewollt irritierenden Charakter, machte<br />
sie aber gleichzeitig auf merkwürdige Art ungreifbar.<br />
Im Rückblick wirkt sie für den ersten Moment wie ein schöner Traum, der<br />
schnell wieder verblasst. Dabei beschrieb RheinRuhrCity latent Vorhandenes,<br />
und wer sich durch die Vielzahl der Szenarien nicht verwirren ließ, der<br />
konnte in ihnen bestehende regionale Strukturen wiedererkennen. Häufig<br />
waren die Bilder unscharf verortet. Die Bürogebäude wachsen nun mal im<br />
Duisburger Innenhafen und nicht, wie das Campus-Szenario suggeriert, im<br />
Duisburger Hafen. Aber diese Form der Realitätsnähe war auch nicht Ziel<br />
der Ausstellung und eine gewisse Unschärfe der einkalkulierte Preis für den<br />
unvoreingenommenen Blick von außen.<br />
Die Leistung der Ausstellung besteht darin, dass sie grundlegende räumliche<br />
Strukturen sichtbar gemacht hat; sie hat mögliche Stories aufgezeigt, die<br />
die unübersichtliche Vielfalt der Region beschreiben können. Nun liegt es an<br />
uns, aus diesen „Träumen” eine „anwendbare Realität” werden zu lassen,<br />
aus den Szenarien eine (konsistente) Story zu formulieren. Diese Story wird<br />
sicherlich nicht nur auf einem der vier Szenarien basieren, denn RheinRuhr-<br />
City ist schon heute Park, Archipel, Campus und Netzwerk – nicht überall,<br />
nicht gleichermaßen, und natürlich nicht in dieser extremen Form. Die Szenarien<br />
ermöglichen aber eine produktiv-kritische (Selbst-)Reflexion der Region:<br />
Wo ist RheinRuhrCity Park, wo Archipel, wo Campus, wo Netzwerk und<br />
wo etwas gänzlich anderes? Aus dieser Differenzierung, die zugleich Selbstund<br />
Fremdbild der Region und ihrer Teilräume berücksichtigt, ließe sich die<br />
Story entwickeln, die die Vielfalt dieser Metropolregion zu einer nach innen<br />
und außen überzeugenden Botschaft macht: Diversity is the message und<br />
RheinRuhrCity war nur der Anfang.<br />
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