5 Jahre - Landesinitiative StadtBauKultur NRW
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3. Jenseits der Sonntagsreden: Konkret werden<br />
Schon beim Blick auf Kultur und ihre Debatten wird immer<br />
wieder deutlich: Allgemein lässt sich gut und wohl tönend<br />
über sie reden, konkret wird es schwierig, kontrovers, gelegentlich<br />
laut und misstönend. Ganz ähnlich verhält es sich<br />
mit Kommunikation und Baukultur. Beide sind untrennbar<br />
miteinander verbunden – in den Sonntagsreden. Sollen die<br />
guten Absichten in den Alltag hinüber gerettet, soll die<br />
kommunikative Dimension von Baukultur praktisch wirksam<br />
werden, beginnen die Herausforderungen. Einige notwendige<br />
Schritte auf dem Weg vom Programm zur Praxis seien<br />
hier kurz angesprochen:<br />
Mit der Förderung der Baukultur werden viele Ziele zugleich<br />
verfolgt; entsprechend breit gestreut sind die Kommunikationsversprechen<br />
und -erwartungen. Das kann nun nicht in<br />
einem unspezifischen Kommunikationsangebot „an alle“<br />
münden. Dann fühlt sich niemand angesprochen und der<br />
Kommunikationsversuch geht im allgemeinen Informationsrauschen<br />
unter. Es liegt daher nahe, nach verschiedenen<br />
Zusammenhängen zu differenzieren und einfache Fragen zu<br />
stellen: Wer soll angesprochen, über was kann und soll mit<br />
welchen Zielen geredet und welche Ergebnisse können<br />
erwartet werden? Bei der Beantwortung solcher Fragen (vgl.<br />
Selle 2000) wird man Handfestes bieten müssen: „Baukultur<br />
muss … konkret werden. Der öffentliche Sektor wird auch<br />
weiterhin seine Vorbildfunktion wahrnehmen und baukulturell<br />
vorbildliche Projekte unterstützen“. Diese Forderung<br />
(in: MSWKS 2001b, S.15) weist in die notwendige Richtung:<br />
Prioritäten setzen und Konkretes in Aussicht stellen, zu dessen<br />
Einlösung man sich selbst verpflichtet. Das bedeutet<br />
zum Beispiel: Auf welche Weise soll der Diskurs der Fachleute<br />
verstetigt werden? Wie kann erreicht werden, dass<br />
öffentliche Vorhaben an offene Qualifizierungsverfahren<br />
gebunden werden? Wie ist sicherzustellen, dass Öffentlichkeitsbeteiligung<br />
bei hervorgehobenen Maßnahmen auf<br />
Verfahrensstandards verpflichtet wird, die über aufwändige<br />
Internetpräsentationen und Einzelevents hinausgehen?<br />
Denn es steht ja durchaus nicht zum Besten mit der Kommunikation – selbst<br />
bei den besonderen Projekten: Da wird ein Vorhaben durchgepeitscht, weil<br />
die Investition „keinen Aufschub mehr duldet“ und dort bedient man sich<br />
ohne weiterer Worte (und fern vom Gedanken an Wettbewerbe oder ähnliches)<br />
wieder des wohlbekannten Entwicklers und seines Architekten,<br />
denn „da weiß man, was man hat“. Hier vereinbart der Oberbürgermeister<br />
höchstpersönlich mit dem Investor alles Wesentliche und selbst das Stadtparlament<br />
erfährt erst davon, wenn schon die Beschlussdrucksache auf den<br />
Pulten liegt. Und dort wird die Öffentlichkeit einmal mehr mit den wohlbekannten<br />
Pro-Argumenten für ein Projekt abgespeist und alles, was dagegen<br />
zu sprechen schien oder doch eine kritische Revision nahe legte, ist weggewogen,<br />
glattgebügelt, beiseite gewischt.<br />
A propos Öffentlichkeit: Gerade bei den als baukulturell bedeutsam eingestuften<br />
Vorhaben kann man von Verantwortlichen Sätze hören wie „Das<br />
ist zu wichtig, das lasse ich mir nicht zerreden“ oder etwas zurückhaltender,<br />
aber mit gleicher Wirkung: „An dieser Stelle ist Bürgerbeteiligung nicht<br />
zielführend“. Und viele, die daran festhalten, dass die Bürger mit ins Boot<br />
geholt werden sollen, meinen bei genauerem Hinschauen vor allem publikumswirksame<br />
Events. Dagegen wäre ja nichts zu sagen, wenn man sich<br />
zugleich der Mühen eines offenen Prozesses unterzöge, einer Projektentwicklung,<br />
die die Öffentlichkeit wirklich als Partner ernst nimmt. Das heißt<br />
keinesfalls, ihr populistisch hinterher zu laufen. Denn Partner ist jemand,<br />
dessen Sichtweise wichtig ist und ernst genommen wird, mit dem man sich<br />
aber selbstverständlich auch streiten kann und muss. Der Weg zu einer solchen<br />
partnerschaftlichen Kommunikation in der Baukultur ist noch weit und<br />
viele, da darf man sicht nichts vormachen, sind (noch) nicht bereit, ihn zu<br />
gehen.<br />
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