Bauen fasziniert die Menschen seit jeher, wie sich kulturhistorisch zweifelsfrei belegen lässt. Um aber diese eher stille Faszination in ein bewusstes und dauerhaftes Interesse an Architektur und Stadtentwicklung weiter zu entwickeln, müssen Menschen von Architektur bewegt und für sie begeistert werden; und zwar nicht nur für die Architektur besonderer Bauwerke, sondern auch für „Alltagsarchitektur“, für die gebaute Umwelt, die unser Leben Tag für Tag beeinflusst. Um interessierten Bürgerinnen und Bürgern die Architektur ihrer Stadt und ihrer Region nahe zu bringen, hat die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen vor zehn <strong>Jahre</strong>n den „Tag der Architektur“ ins Leben gerufen. Am jeweils letzten Wochenende im Juni stehen seitdem Jahr für Jahr mehrere hundert neue oder erneuerte Gebäude und Objekte der Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung für alle Interessierten offen. Architekten und Bauherren laden gemeinsam dazu ein, neue Bauten und neu gestaltete Freiräume, Gärten, Parks und Plätze zu begehen und mit Fachleuten vor Ort zu diskutieren. Der Tag der Architektur bietet Einblicke sowohl in Gebäude selbst als auch in das Leistungsspektrum der Architekten und die persönlichen Motive und Erfahrungen der Bauherren. Der Tag der Architektur lädt dazu ein, Gebäude, die sonst verschlossen sind, zu besichtigen, in lockerer Atmosphäre Gespräche mit Architekten und Bauherren zu führen und Ideen für eigene Vorhaben zu sammeln. Eine einmalige Gelegenheit, die immer mehr Menschen nutzen: Seit dem ersten Tag der Architektur ist die Zahl der Besucherinnen und Besucher kontinuierlich gestiegen, auf mittlerweile über 30.000 allein in Nordrhein-Westfalen! Der große Erfolg des Tags der Architektur, der sich bundesweit in der öffentlichen und medialen Resonanz widerspiegelt, beruht auf dem Zusammenspiel von menschlicher Neugier und dem Wunsch nach Kommunikation. Das Bedürfnis nach einem Austausch über konkrete Projekte vor Ort, aber auch über grundsätzliche Fragen des Planens und Bauens ist dabei am Tag der Architektur ein gegenseitiges: Die Besucherinnen und Besucher können – ganz nach individuellem Interesse – Anregungen für eigene Projekte sammeln, mit den Fachleuten diskutieren oder ganz einfach Architektur hautnah erleben. Den beteiligten Architektinnen und Architekten ihrerseits bietet sich ein Forum, ihre jüngsten Arbeiten öffentlich zu präsentieren, ihr Leistungsprofil darzustellen und Kontakte zu Interessierten und potenziellen Bauherren knüpfen zu können. Bauherren und Investoren sind in der Regel gerne bereit, ihr Objekt dem interessierten Publikum zu präsentieren. Hier wird der Bauherren-Stolz ergänzt um den Wunsch, sich mit anderen Architektur-Interessierten auszutauschen und Erfahrungen weiterzugeben. Am Tag der Architektur wird ein öffentlicher Diskurs über Architektur in einer Breite erreicht wie an keinem anderen Tag im Jahr. Damit rührt die Veranstaltung an den Kern der Initiative <strong>StadtBauKultur</strong> <strong>NRW</strong>, die den Tag der Architektur zu einem ihrer Leitprojekte ernannt hat. Das gemeinsame Ziel ist, eine breite öffentliche Diskussion rund um die Themen Architektur, Wohnen und Stadtentwicklung in Gang zu bringen und die Menschen für ihre gebaute Umwelt zu sensibilisieren. Dies gelingt am besten, wenn Menschen in ihrer unmittelbaren Erfahrungswelt angesprochen werden. Die Vielfalt des Tags der Architektur ist deshalb seine große Stärke. 2005 waren in <strong>NRW</strong> über 500 Objekte zu besichtigen: private Wohnhäuser und öffentliche Einrichtungen, Bürogebäude und Gewerbebauten, Garten- und Grünanlagen sowie Plätze und Freiflächen – und zwar überall in Nordrhein-Westfalen, in den Ballungsräumen wie in den dünn besiedelten Regionen, in den Großstädten wie auf dem Land. Der Tag der Architektur ergänzt damit die vielfältigen Leitprojekte und Projekte, mit denen die Initiative <strong>StadtBauKultur</strong> das Bewusstsein für Architektur in <strong>NRW</strong> schärfen will, um ein zentrales Element: den Diskurs über „Alltagsarchitektur“ im besten Sinne! 95
Dörte Gatermann 96 koelnarchitektur.de