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(Der Entscheid zum Einmarsch in der Resttschechei und ihre De-facto-Eingliederung ins Deutsche<br />
Reich führte auch zur Auflösung des „Anglo-German Fellowship“, einer zweifelhaften Organisation,<br />
zu deren Mitgliedern allerlei Leute mit einer verborgenen Agenda gehörten; man vergleiche damit<br />
Archibald Ramsays „Right Club“, eine wahrhaftig patriotische Vereinigung.)<br />
Allerdings betrachtete Deutschland den tschechisch-sowjetischen Bündnisvertrag vom 16. Mai 1935<br />
als „einseitig und ausschliesslich gegen Deutschland gerichtet“. Er schürte die deutsche Befürchtung,<br />
dass die Tschechoslowakei ein „sowjetischer Flugzeugträger“ war.<br />
„Noch schwerer fiel ins Gewicht, dass Frankreich, Russland und die Tschechoslowakei in Anbetracht<br />
des zwei Wochen zuvor abgeschlossenen französisch-sowjetischen Pakts jetzt… ein politisches und<br />
militärisches Instrument bildeten; insofern war der tschechisch-sowjetische Vertrag für Deutschland<br />
ein Ereignis von entscheidender Bedeutung.“ (Lorna Waddington, Hitler’s Crusade)<br />
***<br />
Was die künftige Politik betrifft, so scheint mir, dass es wirklich nur zwei mögliche Alternativen gibt.<br />
Die eine besteht darin, sich auf den Standpunkt zu stellen, dass jede Art freundlicher Beziehungen,<br />
oder vielleicht besser gesagt möglicher Beziehungen, zu totalitären Staaten unmöglich ist, dass die<br />
Zusicherungen, die mir persönlich gegeben wurden, wertlos sind, dass sie [die totalitären Staaten]<br />
finstere Absichten verfolgen und dass sie auf die Beherrschung Europas und die allmähliche<br />
Zerstörung der Demokratie aus sind. Dieser Hypothese zufolge muss der Krieg natürlich kommen, und<br />
das ist die Ansicht – eine völlig verständliche Ansicht – einer gewissen Anzahl von ehrenwerten<br />
Abgeordneten in diesem Parlament…<br />
Wenn das die Überzeugung von ehrenwerten Abgeordneten ist, gibt es keine Zukunftshoffnung für die<br />
Zivilisation oder für irgendeine der Sachen, die das Leben lebenswert machen. Verleiht uns die<br />
Erfahrung des Großen Krieges [d. h. des Ersten Weltkriegs] und der Jahre, die darauf folgten, eine<br />
vernünftige Hoffnung, dass, wenn ein neuer Krieg ausbräche, er den Krieg [an sich] im Gegensatz zum<br />
letzten beenden würde? Nein. Ich glaube nicht, dass der Krieg unvermeidlich ist. Jemand hat mich auf<br />
eine Bemerkung hingewiesen, die der große Pitt [gemeint ist William Pitt, der von 1783 bis 1801<br />
sowie von 1804 bis 1806 Premierminister war] im Jahre 1787 machte, als er sagte:<br />
‚Anzunehmen, dass irgendeine Nation unabänderlich der Feind einer anderen sein kann, ist schwach<br />
und kindisch und beruht weder auf der Erfahrung der Nationen noch auf der Geschichte des<br />
Menschen.‘<br />
Mir scheint, das stärkste Argument gegen die Unvermeidlichkeit des Krieges ist etwas, was jedermann<br />
in beiden Kammern des Parlaments erkannt hat. Es ist dies die allgemeine Abneigung des Volkes<br />
gegen den Krieg, sein Abscheu vor der Vorstellung, dass wir wiederum beginnen, einander zu töten…<br />
Ich glaube in der Tat, dass wir den Frieden für unsere Zeit immer noch sichern können, doch lag es mir<br />
stets fern vorzuschlagen, dass wir dies mittels Abrüstung tun sollten, ehe wir andere dazu bewegen<br />
können, ebenfalls abzurüsten. (Neville Chamberlain, Premierminister, in der Unterhausdebatte über<br />
das Münchner Abkommen, 5. Oktober 1938.)<br />
Bei dieser Debatte sprach Churchill in seinem üblichen spöttischen Tonfall, wobei er die Beweise für<br />
Hitlers wiederholte Versuche zur Verständigung mit Großbritannien ignorierte. Die „allgemeine<br />
Abneigung des Volkes gegen den Krieg, sein Abscheu vor der Vorstellung, dass wir wiederum<br />
beginnen, einander zu töten“, war und ist unbestreitbar. Doch bietet ein demokratisches System keine<br />
Gewähr dafür, dass die Meinung jener, die gezwungen sind, ihr Leben in völlig ungerechtfertigten<br />
Kriegen aufs Spiel zu setzen, wirklich zählt.