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oder gar bedeutsam im Jahr 1914 und höchstwahrscheinlich nur eine praktische Ausrede, um sich auf<br />
den Krieg festzulegen.<br />
Viele Veröffentlichungen der Kriegszeit in Großbritannien waren tatsächlich darauf ausgerichtet,<br />
amerikanische Unterstützung zu erlangen. Ein Artikel in The Nation von 1929 behauptete: „1916<br />
brachten die Alliierten jede mögliche Gräuelgeschichte hervor, um neutrale Sympathien und<br />
amerikanische Unterstützung zu gewinnen.“ (Cynthia Wachtell, Representations of German Soldiers<br />
in American World War I Literature, 2007) Schreckliche US-Propagandaplakate begleiteten<br />
Geldforderungen: „Denk an Belgien. Kauf Schuldscheine. Vierte Freiheits-Anleihe.“ „In den ersten<br />
Kriegsmonaten mordeten und schändeten deutsche Soldaten die belgische Bevölkerung“ (so klang es<br />
volltönend auf dem Kanal „Euronews“ um 21:45 Uhr, 3. August 2014). Anscheinend ist es rechtens,<br />
die Geschichte einer freundlichen Nation zu verleumden, hundert Jahre nach den behaupteten<br />
Ereignissen. Aber normale Kriterien dienen nicht mehr dazu, das soziale Klima in Großbritannien zu<br />
beurteilen — eine Nation, die immer noch pathetisch ihre “Sternstunde” bei der Schlacht von El<br />
Alamein oder der Luftschlacht um England in ihren Wochenendausgaben zur Schau stellt.<br />
Jahrzehntelanges Herunterschrauben des geistigen Niveaus nach dem Beispiel der USA sowie<br />
erzwungene Einwanderung, Anstieg der Arbeitslosigkeit, Alkoholismus, Pornografie,<br />
Fußballrowdytum, inhaltslos lügendes Fernsehen, banal lügende Zeitungen, vergiftetes Wasser und<br />
vergiftete Luft haben hier ganze Arbeit geleistet.<br />
Eines von Deutschlands Haupthindernissen zu Beginn des 20. Jahrhunderts war, dass es spät zu<br />
nationaler Einheit gekommen und damit nicht in der Lage war, seinen angemessenen Status zu<br />
behaupten. Großbritanniens kriegstreibende Presse und eine Reihe führender britischer Politiker waren<br />
spätestens seit 1895 für einen Krieg mit Deutschland mit der Begründung eingetreten, dass<br />
Deutschlands Handelswachstum das britische Monopol im Welthandel behindere:<br />
Unser Hauptrivale in Handel und Wirtschaft heute ist nicht Frankreich, sondern Deutschland. Im<br />
Falle eines Krieges mit Deutschland sollten wir viel zu gewinnen und wenig zu verlieren haben;<br />
wogegen im Falle eines Krieges mit Frankreich, egal wie das Ergebnis sein würde, wir sicher viel<br />
verlieren würden. („Our True Foreign Policy,“ Saturday Review, 24. August 1895, S. 17)<br />
Eine Unterhaltung 1907 zwischen dem amerikanischen Diplomaten Henry White und Arthur Balfour<br />
zeigt die britische Vorkriegsmentalität:<br />
Balfour: Wir sind wahrscheinlich Narren, dass wir keinen Grund finden, um Deutschland einen Krieg<br />
zu erklären, bevor es zu viele Schiffe baut und uns unseren Handel wegnimmt. White: Wenn Sie in<br />
Wettbewerb mit dem deutschen Handel treten wollen, dann arbeiten Sie härter. Balfour: Das würde<br />
bedeuten, dass wir unseren Lebensstandard absenken müssen. Vielleicht wäre es einfacher für uns,<br />
einen Krieg zu führen… Ist es eine Frage von richtig oder falsch? Vielleicht ist es einfach eine Frage<br />
der Beibehaltung unserer Vorherrschaft.“ (Allan Nevins, Henry White, Thirty Years of American<br />
Diplomacy. New York: Harper Bros., 1930, S. 257-58)<br />
***<br />
Auszug aus einem Schreiben von Sir E. Goschen, Berlin. Maschinenschriftliche Abschrift vom 15<br />
Januar 1914, sie legt dar, dass die Berliner Zeitungen in den Berichten über Asquiths Reise nach<br />
Frankreich behaupten, dass er Frankreich besucht, um umfassendere Details über das französische<br />
Seestreitkräfteprogramm zu erlangen, die dann Churchill gegeben wurden, und um die Franzosen im<br />
Hinblick auf die Äußerung von Lloyd George gegenüber der Zeitung zu beruhigen, dass “Frankreich