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Land zu helfen. Davon abgesehen, kann es nicht sein, dass Grey nicht über Frankreichs mehr oder<br />
minder offizielle Machenschaften zu Gunsten des Krieges im Bilde gewesen war.<br />
Sofern es möglich ist, einen Einzelnen für das Anzetteln des Ersten Weltkrieges verantwortlich zu<br />
machen, so ist es der französische Ministerpräsident Raymond Poincaré, ein eingefleischter<br />
Germanophob, den es nach Vergeltung für Frankreichs Niederlage gegen Deutschland 1870 und den<br />
Verlust des Elsass dürstete. (Im Jahre 1913 ging Poincaré im Geheimen eine Zivilehe mit Henriette<br />
Benucci ein, einer älteren kinderlosen Geschiedenen von zweifelhaftem Ruf [„Sulfureuse“, wie die<br />
französische Presse sagte, Wikipedia], Tochter des italienischen Kutschers Raphael Benucci und Louis<br />
Mossbauer. Eine kuriose Verbindung für ein Staatsoberhaupt.)<br />
In geheimer Absprache mit Iswolski, dem russischen Botschafter in Frankreich, dem russischen<br />
Außenminister Sassonow und dem russischen Kriegsminister Suchomlinow und durch die französische<br />
Finanzierung Russlands (auch benutzt, um französische Medien zu beeinflussen) konnte der natürliche<br />
Widerwille des Zaren, in den Krieg zu ziehen, besiegt werden. „Anfang 1891 hat Russland sechs große<br />
Kredite aus französischen Quellen erhalten, insgesamt eine Summe von über 3 Mrd. Franc. Diese<br />
Quellen waren die Rothschilds und die Hoskier-Paribas.“ (George F. Kennan, The Fateful Alliance,<br />
France, Russia, and the Coming of the First World War, 1984)<br />
Russlands Mobilmachung fand im Geheimen bereits am 29. Juli statt (die Mobilisierung wurde laut<br />
telegraphischen Mitteilungen an jenem Tag bereits am 24. Juli angeordnet): Frankreich mobilisierte<br />
am 01. August um 15:45 Uhr, Deutschland um 17:30 des 1. Augusts 1914. Warum sollten die<br />
Deutschen keine Mobilmachung vornehmen, wo alle französischen Wehrpflichtigen bereits eineinhalb<br />
Stunden früher zu den Waffen gerufen wurden? Zu den Waffen gegen wen, wenn nicht gegen die<br />
Deutschen? (Verschwörung der Kriegstreiber 1914, ebd.)<br />
Während des berühmten Waffenstillstands an Weihnachten 1914 – nicht so lange nach dem Beginn<br />
des Weltkrieges, dass sich der einzelne Soldat seine Menschlichkeit und die Sinnlosigkeit, ein gleiches<br />
Geschöpf zu töten, nur weil es eine andere Uniform trägt, nicht mehr ins Bewusstsein hätte rufen<br />
können – schenkten die einander gegenüberstehenden Seiten der ihnen indoktrinierten Pflicht, einander<br />
zu ermorden, vorübergehend keine Beachtung und sangen stattdessen Weihnachtslieder und tauschten<br />
kleine Geschenke. Nicht noch so viel abscheuliche Gräuelpropaganda gegen die Deutschen konnte<br />
diese grundlegende Zwischenmenschlichkeit verändern. „Die Deutschen schienen sehr viel eher als<br />
wir gewillt zu sein, zu leben und leben zu lassen.“ (Robert Graves, Goodbye to All That, 1929)<br />
Diese entbehrlichen Soldaten wussten vielleicht nichts von der großen Sache, aber sie waren unendlich<br />
würdigere Vertreter ihrer Rasse, der menschlichen Rasse, als die Unmenschen, von denen sie ohne<br />
jeglichen zwingenden Grund in den Tod geschickt wurden.<br />
In seiner sorgfältigen Analyse der historischen Umstände, die zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs<br />
führten, einschließlich eines ausführlichen Exkurses über serbische Persönlichkeiten, der<br />
unnötigerweise bis in die frühen 1880er Jahre reicht, unterschlägt Christopher Clark erstaunlicherweise<br />
<strong>komplett</strong> sämtliche finanziellen Faktoren, die – abgesehen von den massiven antideutschen Vorurteilen<br />
so mancher Russen und Franzosen, der dem Anschein nach unentschlossenen oder undurchschaubaren<br />
Engländer und der Schlafwandlung der Deutschen – eigentlich die Fähigkeit der großen Kriegsparteien<br />
bestimmten, diesen Krieg zu führen:<br />
Deutscher Kriegskredit. Gesetzentwurf über £250.000.000. Berlin, Dienstag, (04. August 1914). Heute<br />
wurde im Reichstag ein Gesetzentwurf vorgestellt, der den Reichskanzler legitimiert, einen Kredit über