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Allerdings „ist es deswegen kaum überraschend, dass Lord Curzon auf Balfour keinen Eindruck<br />

machte, als er ihn warnte, dass Weizmann ´einen jüdischen Staat, eine jüdische Nation, eine<br />

untergeordnete arabische Bevölkerung usw. in Betracht zieht, regiert von Juden; Juden, die in Saus und<br />

Braus leben und der Regierung Anweisungen geben‘ und dass er ´versuchte, dies hinter den Kulissen<br />

und unter dem Schutz Britischer Treuhänderschaft zu bewerkstelligen´“(aus dem Nationalarchiv des<br />

Vereinigten Königreichs: Public Record Office, Foreign Office 800/215)<br />

Curzons Warnung wurde ignoriert wie auch sein Einwand, dass die Briten vom historischen<br />

Standpunkt aus „einen größeren Anspruch auf Teile Frankreichs“ hätten als die Juden auf Palästina,<br />

wenn man bedenkt, dass die Verbindung zwischen Juden und dem Land Palästina schon „vor 1200<br />

Jahren aufhörte.“ (PRO. FO 371/5245)<br />

Auch Edwin Montagu, Staatssekretär für Indien und selbst Jude, wurde ignoriert, als er einwandte,<br />

dass das System der Regierung unter Britischem Mandat die Araber zugunsten einer winzigen<br />

jüdischen Minderheit diskriminiere. (PRO. FO 371/5124)<br />

Doch wie aus Dokumenten des Kabinetts dieser Zeit nur allzu deutlich hervorgeht, beabsichtigte die<br />

britische Regierung niemals, der arabischen Mehrheit irgendeine Stimme bei der Gestaltung der<br />

Zukunft ihres eigenen Landes zu gewähren. „Die Schwachstelle unserer Position ist natürlich“, schrieb<br />

Balfour an Lloyd George im Februar 1919, „dass wir uns im Fall von Palästina bewusst und zurecht<br />

weigern, das Prinzip der Selbstbestimmung zu akzeptieren.“ (PRO. FO 371/4179)<br />

Wenn man die vorhandene Bevölkerung fragen würde, fügte er hinzu, würden sie „ohne Zweifel“ eine<br />

antizionistische Entscheidung treffen. Und als Antwort auf Curzon, erklärte Balfour strikt:<br />

Wir schlagen in Palästina nicht einmal vor, die Form der Rücksprache anzuwenden und die<br />

gegenwärtigen Einwohner des Landes nach den Wünschen zu fragen… Die Vier Großmächte sind dem<br />

Zionismus verpflichtet. Und Zionismus, mag er richtig oder falsch, gut oder schlecht sein, fußt auf<br />

uralten Traditionen, gegenwärtigen Bedürfnissen und Hoffnung für die Zukunft von wesentlich<br />

tiefgreifender Bedeutung als die Wünsche und Vorurteile der 700.000 Araber, die derzeit dieses alte<br />

Land bewohnen. (PRO. FO 371/4185) (Anthony Nutting, Balfour and Palestine, a Legacy of Deceit)<br />

Der Historiker Jürgen Graf fügt hinzu:<br />

Im Herbst 1917 beschloss die britische Regierung, einen erheblichen Teil ihrer auf den<br />

Schlachtfeldern Frankreichs kämpfenden Truppen in den Nahen Osten zu verlegen, um die mit dem<br />

Deutschen Kaiserreich verbündeten Türken aus Palästina zu vertreiben. Vom militärischen Standpunkt<br />

aus war dies schierer Wahnsinn, hatte es sich doch in unzähligen Kriegen erwiesen, dass es ein<br />

schwerer Fehler ist, Truppen vom Hauptkriegsschauplatz auf einen vergleichsweise unwichtigen<br />

Nebenkriegsschauplatz zu überstellen. Dementsprechend löste der Beschluss der Londoner Regierung<br />

bei erfahrenen englischen Militärs betretenes Kopfschütteln aus. Es gelang dem riesigen<br />

Expeditionskorps in der Tat, die Türken in Palästina zu besiegen (im Dezember 1917 zog es in<br />

Jerusalem ein), doch die Schwächung der Westfront hatte für die britische Armee unheilvolle<br />

Konsequenzen, zumal die Deutschen nach dem Ausscheiden Russlands aus dem Krieg den größten Teil<br />

ihrer zuvor an der russischen Front gebundenen Verbände nach Westen werfen konnten. Die Briten<br />

erlitten fürchterliche Verluste, und nur das massenhafte Eintreffen amerikanischer Kontingente ab<br />

Frühling 1918 bewahrte sie vor der totalen Katastrophe. Am 2. November 1917, als die Kämpfe im<br />

Nahen Osten bereits in vollem Gange waren, hatte Außenminister Lord Arthur Balfour dem Zionisten<br />

Lionel Rothschild brieflich zugesichert, seine Regierung unterstütze die Bestrebungen zur Schaffung

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