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Der Bericht fußt auf Augenzeugenberichten, die von zwei jungen slowakischen Juden [Rudolf Vrba<br />

und Alfred Wetzler] stammen, welche im April 1944 nach zweijährigem Aufenthalt in den<br />

Nazikonzentrationslagern in Auschwitz und Birkenau entkamen, sowie auf dem Bericht eines<br />

nichtjüdischen polnischen Armeemajors, bei dem es sich um den einzelnen Überlebenden einer in<br />

Auschwitz inhaftierten Gruppe handelt… Die in dem Bericht erwähnten Fakten entsprechen laut dem<br />

War Refugee Board ‘den glaubwürdigen, wenn auch fragmentarischen Berichten, die bisher<br />

eingegangen sind, und die bezüglich der Transporte in verschiedene Lager erwähnten Daten stimmen<br />

mit den offiziellen Unterlagen überein. Diese Aus<strong>sagen</strong> können deshalb als vollkommen glaubhaft<br />

gelten.“ (Hervorhebungen des Verfassers.) (http://www.jta.org/1944/11/26/archive/war-refugee-boardreleases-report-on-extermination-of-millions-of-jews-in-nazi-camps#ixzz3HEznS5T8)<br />

Man beachte: „Augenzeugenberichte“ und „fragmentarische Berichte“ werden „glaubwürdig“ und<br />

„vollkommen glaubhaft“ und „erhärten die Tatsachen klar“, obwohl diese „Tatsachen“ lediglich auf<br />

besagten „Augenzeugenberichten“ beruhen. Wenn „zivilisierte Menschen“ etwas „schwierig zu<br />

glauben“ finden, ist es wahrscheinlich nicht geschehen, außer in der Phantasie unzivilisierter<br />

Menschen. Das War Refugee Board wurde von dem berüchtigten Henry Morgenthau geleitet, dem<br />

Schöpfer des Morgenthau-Plans, so dass von dieser Organisation verbreitete antideutsche Meldungen<br />

von Anfang an verdächtig sind. Dazu kommt, dass sich Vrba 1985 beim Zündel-Prozess als Scharlatan<br />

entpuppte.<br />

„Sechsundzwanzig Millionen Todesopfer in den Nazi-Konzentrationslagern. Tagesrekord: 15.000<br />

Ermordete!“ (Neue Saarbrücker Zeitung, 31. August 1945.) Diese Meldung beruhte auf einem am 28.<br />

August im Londoner New Chronicle erschienenen Bericht. Der Phantasie der Gräuelpropagandisten<br />

waren offenbar keine Grenzen gesetzt.<br />

**********<br />

Hier nun eine Notiz aus jüngster Vergangenheit: Martin Amis, ein grotesk überschätzter und allzu<br />

selbstbewusster Schriftsteller, hat wieder einen Roman über den „Holocaust“ veröffentlicht (The Zone<br />

of Interest, 2014), seinen zweiten zu diesem Thema. Ich hatte seinerseits versucht, den ersten zu lesen,<br />

musste aber aufgeben, weil sein krampfhaft unkonventioneller Stil für den anspruchsvollen Leser eine<br />

Zumutung darstellt. Die Romane seines Vaters Kingsley Amis lese ich regelmäßig mit Vergnügen<br />

wieder. Es überrascht nicht, dass er sich dem Vernehmen nach weigerte, die Bücher seines Sohnes zu<br />

lesen, nicht nur weil sich diese ständig auf die Person ihres Verfassers beziehen, sondern weil Martin<br />

Amis im Gegensatz zu seinem Vater – einem ausgezeichneten Stilisten – nicht gewillt ist, sich an die<br />

Grundregeln der englischen Sprache zu halten. (Martin Kingsley über die Romane seines Sohnes:<br />

„Fürchterliche zwanghafte Lebhaftigkeit in seinem Stil“, The Guardian, 22. Juli 2008.) Wenn ein<br />

aufgeblasener, verschmitzter Schlauberger von einem Romancier, dessen Ergüsse noch vor ein paar<br />

Jahrzehnten vermutlich niemand gedruckt hätte, das Glück hat, in die reichste Sprache der Erde<br />

hineingeboren zu werden, eine Schatzgrube von Formulierungen, in der man stets das richtige Wort<br />

findet, und wenn er sich die Zeit nimmt, danach zu suchen – wobei Sparsamkeit und Zurückhaltung<br />

keine Hindernisse sind, sondern von erlernter Disziplin zeugen -, braucht er sie nicht neu zu erfinden.<br />

Eine Eigenschaft hat Amis Junior mit seinem verstorbenen Vater gemeinsam: Er versucht sich mit<br />

zentralen politischen Fragen auseinanderzusetzen, ohne ihre Natur zu verstehen. Sein Vater flirtete als<br />

Universitätsstudent ernsthaft mit dem Kommunismus, mauserte sich dann zu einem unbeirrbaren<br />

Anhänger Margaret Thatchers (vor allem weil sie ihn einmal zu ein paar Drinks eingeladen hatte) und<br />

endete schließlich als gewöhnlicher Reaktionär, der von Politik auch weiterhin nichts verstand. Amis<br />

Senior war ein seriöser Romancier von unleugbarer Statur, Amis Junior ist nichts weiter als ein<br />

kleinwüchsiger Schriftsteller, der sich selbst zu wichtig nimmt, ein Leichtgewicht, das versucht, über<br />

gewichtige Themen zu schreiben. Mit Verspätung hat er – was für einen Bewohner New Yorks sehr

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