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Mit Ausnahme von Peróns Argentinien haben die Umstände es stets verhindert, dass der Faschismus<br />

seine sozialistischen Bestrebungen verwirklichen konnte.<br />

Jene faschistischen Bewegungen, denen es gelang, die Macht zu erringen, waren somit gezwungen,<br />

eine von Demagogen ruinierte Wirtschaft zu sanieren, eine durch Anarchie unterminierte Ordnung<br />

wiederherzustellen, nach Mitteln zu suchen, um das in ihren Ländern herrschende Chaos zu<br />

überwinden, oder sich gegen äussere Drohungen zu behaupten. Diese dringenden und unabdingbaren<br />

Aufgaben verlangten eine totale nationale Mobilisierung und diktierten gewisse Prioritäten.<br />

Kurz gesagt: Die Umstände hinderten die Faschisten überall daran, die Synthese von Sozialismus und<br />

Nationalismus zu verwirklichen, denn ihr sozialistisches Projekt war der Notwendigkeit, das<br />

Überleben der Nation zu gewährleisten, zwangsläufig untergeordnet.<br />

Diese Umstände wurden durch ein andere Schwierigkeit verschärft: Faschistische Bewegungen<br />

schreckten im Allgemeinen davor zurück, die Struktur der kapitalistischen Gesellschaft zu zerstören<br />

Angesichts der Tatsache, dass ihre Feinde die Plutokratie, das ausländische Kapital sowie die<br />

Usurpatoren der nationalen Souveränität waren, bestand das unmittelbare Ziel dieser Bewegungen<br />

darin, die nationalen Interessen über die kapitalistischen zu stellen und einen monarchischen Staat zu<br />

errichten, der imstande war, die Nation zu schützen, wie es Könige einst gegenüber den<br />

Feudalmächten getan hatten.<br />

Diese [faschistische] Politik der Erhaltung alter Strukturen mag das vorherrschende Bewusstsein<br />

verändert und die Machtverhältnisse verschoben haben, doch zog sie keine revolutionäre Zerstörung<br />

der alten Ordnung nach sich. [Anmerkung des Autors: Siehe Hitlers Rede über die „konservative<br />

revolutionäre Partei“ vom 24. Februar 1938]<br />

Die faschistische Nostalgie nach dem ancien régime war tatsächlich so tief, dass sie [heute] in<br />

neofaschistischen Bewegungen, die eher ihren Wort als ihren Taten nach nationalrevolutionär sind,<br />

immer wieder an die Oberfläche kommt.<br />

Dieses Phänomen lässt sich in ganz Europa deutlich beobachten – in Italien und Deutschland, in<br />

Spanien, in Frankreich…<br />

Ist es also ein dem Neofaschismus eigener Widerspruch, dass er unfähig war, die Bewahrung<br />

hierarchischer Strukturen, auf denen die abendländische Zivilisation beruht, mit spezifisch<br />

sozialistischen Massnahmen zu verbinden? Oder verkörpern Neofaschisten einfach – unbewusst – die<br />

Unmöglichkeit, Massnahmen, die auf soziale Gerechtigkeit abzielen, auf eine Zivilisation zu<br />

übertragen, die ihren Ideal zutiefst fremd ist?…<br />

Hier müssen wir uns einigen [zentralen]Prinzipien zuwenden.<br />

Jede neue Vision der sozialen Verhältnisse, die den Marxismus ablehnt, basiert auf einer gewissen<br />

Zahl von Postulaten, die meiner Ansicht nach sämtlichen radikalen Oppositionsbewegungen<br />

gemeinsam sind.<br />

1. Das erste davon verurteilt den politischen und wirtschaftlichen Liberalismus, bei dem es sich um<br />

das Instrument plutokratischer Herrschaft handelt. Nur ein autoritäres Regime kann den Interessen<br />

der Nation Nachdruck verschaffen.<br />

2. Das zweite Postulat verwirft den Klassenkampf. Der Klassenkampf ist ein Kennzeichen des<br />

Marxismus und führt [unvermeidlich] zur Sabotage der nationalen Wirtschaft und zu einer

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