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gemessen an der Größenordnung verblassen. In seinem Buch “DEMOZID – der befohlene Tod“ zeigt<br />
R. J. Rummel auf, dass im Laufe des 20. Jahrhunderts etwa 170.000 unschuldige Zivilisten von<br />
nichtstaatlichen Akteuren getötet worden sind, was an und für sich schon eine beachtliche Zahl ist.<br />
Aber er führt an, dass, während der ersten achtundachtzig Jahre dieses [des 20.] Jahrhunderts fast 170<br />
Millionen Männer, Frauen und Kinder als hilflose unbewaffnete Zivilisten durch Regierungen den Tod<br />
fanden – erschossen, erschlagen, gefoltert, erstochen, verbrannt, erdrückt, verhungert, erfroren, zu<br />
Tode gearbeitet oder zermalmt; ob lebendig begraben, ertränkt, gehängt, bombardiert oder auf<br />
unzählige andere Arten. Die Zahl der Opfer darf daher zu Recht auf knapp 360 Millionen Menschen<br />
geschätzt werden.<br />
Dabei – Stand 1994 – sind die Opfer von Zaire, Bosnien, Somalia, dem Sudan, Ruanda, dem Regime<br />
Saddam Husseins sowie die Opfer der Auswirkungen von UN-Sanktionen gegen die irakische<br />
Zivilbevölkerung und weitere staatsfinanzierte Massenmorde, die erst nach Rummels<br />
Zusammenstellung begangen wurden, nicht berücksichtigt. Ebenfalls unberücksichtigt bleiben alle<br />
staatsterroristischen Eingriffe, die nicht zum Tode führen: Folter, Inhaftierung, Unterdrückung,<br />
Hauszerstörungen, herbeigeführte Hungersnöte, Bedrohungen und dergleichen mehr.<br />
„Wir leugnen nicht“, räumt Kasher ein, „dass ein Staat durchaus mit Tötungsabsicht gegen Menschen<br />
handeln kann, um damit eine Bevölkerung zu terrorisieren mit dem Ziel, ein politisches oder<br />
ideologisches Ziel zu erreichen.“ Wenn aber, so fügt er hinzu, derartige Handlungen im Auftrag eines<br />
Staates oder von einem seiner offenen oder geheimen Dienste oder Handlanger vollzogen werden,<br />
wenden wir auf den damit verbundenen Konflikt moralische, ethische und gesetzliche Grundlagen an,<br />
die im Allgemeinen für die üblichen internationalen Konflikte zwischen Staaten oder ähnlichen<br />
politischen Entitäten gelten. In diesem Kontext würde sich ein Staat, der zahlreiche Bürger eines<br />
anderen Staates getötet hat, um dessen Bevölkerung zu terrorisieren, eines Verbrechens schuldig<br />
machen, das gemeinhin als Kriegsverbrechen betrachtet wird.<br />
Kashers Einschränkung – „ein Staat, der zahlreiche Bürger eines anderen Staates getötet hat, um<br />
dessen Bevölkerung zu terrorisieren“ – betrifft ganz und gar nicht einen Staat, der seine eigene<br />
Bevölkerung terrorisiert, und damit ist Israel fein raus, da die unterdrückte Bevölkerung im<br />
Gazastreifen nicht zur Bevölkerung eines anderen Staates gehört.<br />
Dies wiederum wiegt schwer. Genauso wie Israel seinen Besatzungszustand – seine Waffen und seine<br />
Unterdrückungsmethoden – an so bereitwillige Kunden wie das US-amerikanische und europäische<br />
Militär, Geheimdienste und Polizeikräfte exportiert, so exportiert es auch seine Fertigkeiten im<br />
Manipulieren des Humanitären Völkerrechts (IHL) und seine effektiven Hasbara- und PR-Techniken.<br />
Gaza hingegen ist nicht mehr als ein Testgelände für diese verschiedenen Instrumente der<br />
Unterdrückung Gazas. Die Globalisierung Gazas ist einer der wichtigsten Exporte Israels. Exporte<br />
wiederum brauchen lokale Vertreter, die das Produkt verpacken und einen Markt dafür in der lokalen<br />
Wirtschaft schaffen. So brachte B’nai Brith das „Lawfare Project“ unter dem Slogan „Schutz vor der<br />
Politisierung der Menschenrechte“ (http://www.thelaw-fareproject.org) in den USA hervor, dessen<br />
Hauptstrategie die Anwerbung von bekannten Rechtsexperten ist, um jegliche Versuche, Israel für<br />
seine Verbrechen gegen das Humanitäre Völkerrecht zur Verantwortung zu ziehen, für nicht rechtens<br />
zu erklären. Die Globalisierung Gazas sowohl militärisch als auch rechtlich bringt den Slogan „Wir<br />
alle sind Palästinenser“ von der politischen Solidarität hin zum wörtlichen Sinn. Die logische<br />
Konsequenz verdeutlicht auch ein Schlüsselelement der internationalen Politik, dessen wir uns sehr<br />
bewusst sein müssen: Unsere Regierungen sind alle Israel.“<br />
(Jeff Halper, Gründer des Israeli Committee Against House Demolitions ICAHD), Counterpunch, 18.<br />
August 2014)