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“semitisches pantheon”. eine “männliche tyche” - MOSAIKjournal.com

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1. EINLEITUNG<br />

ZWISCHEN KULT UND KOMMERZ | 161<br />

Angeführt von Delphi beeinflussten Orakelstätten im archaischen<br />

und klassischen Griechenland nicht nur das Schicksal einzelner<br />

Individuen, sondern nicht selten auch das ganzer Stadtstaaten. Die<br />

in der Folge gestifteten prunkvollen Architekturen und Weihgeschenke<br />

bewiesen nicht nur den Erfolg <strong>eine</strong>s Orakels selbst, sie<br />

dienten vor allem <strong>eine</strong>r interurbanen Machtdemonstration,<br />

wodurch sich viele der extraurbanen Kultorte (u. a. Dodona,<br />

Ptoion, Olympia) zu Zentren überregionaler politischer Bündnisse<br />

etablierten. 1<br />

Mit dem Beginn der hellenistischen Herrscherdynastien und<br />

noch deutlicher unter römischer Herrschaft hatten jedoch die meisten<br />

griechischen Orakelstätten mit <strong>eine</strong>m empfindlichen Rückgang<br />

der Einnahmen zu kämpfen. Zahlreiche Orakel, wie etwa das Apollonorakel<br />

von Theben und vermutlich auch das Orakel von Olympia<br />

waren zu dieser Zeit bereits vollständig aufgegeben. 2 Der<br />

Grund hierfür scheint zum <strong>eine</strong>n in der abweichenden römischen<br />

Divinationstradition (Auguralwesen, sibyllinische Bücher), zum<br />

anderen in <strong>eine</strong>m Misstrauen der hellenistischen und römischen<br />

Herrscherhäuser gegenüber der scheinbaren Autonomie und damit<br />

Unberechenbarkeit der Orakelstätten zu liegen. 3<br />

Dennoch hielten einige Orakel dem allgem<strong>eine</strong>n Niedergang<br />

stand. Kultstätten wie die des Trophonios von Lebadeia, des Apollon<br />

in Klaros oder das Totenorakel von Herakleia erlangten ihre<br />

größte Beliebtheit sogar erst im 2. und 3. Jh. n. Chr. Einen überregionalen<br />

Erfolg hatte auch das etwa zur selben Zeit gegründete<br />

Glykonorakel von Abonuteichos zu verzeichnen. Alle diese Orakelstätten<br />

versprachen ihren Klienten <strong>eine</strong>n direkten bzw. mediumgesteuerten<br />

Kontakt mit <strong>eine</strong>m göttlichen Wesen. Zudem fällt auf,<br />

dass sich die räumlichen Prioritäten innerhalb der vorhellenistischen<br />

und römischen Heiligtumsarchitektur verändert hatten. Typischerweise<br />

orientierte sich die Gründung <strong>eine</strong>s Orakelheiligtums in<br />

1 siehe zu dieser Theorie vor allem: POLIGNAC (2001) und<br />

MORGAN (1990).<br />

2 Theben: Pind. P. 11, 4–5 und Paus. 9, 10, 2–4; Olympia:<br />

Strab. 8, 3, 30.<br />

3 Zu italischen Orakeln siehe allgemein: BOUCHÉ-LECLERCQ<br />

(1975) I 189; DIV. IT. I–III (1985/1986); CHAMPEAUX (1990).

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